Der letzte Exfreund meines Lebens
ereiferte
sich Kate. Von Tina hieß es überall, sie wäre wunderschön, langbeinig, superfit und gertenschlank. Der Kontrast war offensichtlich und wurde offenkundig absichtlich betont.
Während die Umschreibungen für plump und ihr Alter in den Blättern variierten, blieb die Story immer gleich. Es hieß, Tina und Will hätten am Todestag von seinem Vater einen Riesenstreit gehabt, wobei hin und wieder angedeutet wurde, dass Tina trotz des Todesfalls in Wills Familie auf dem 2Tone-Konzert gewesen war. Was bei den Verfassern einiger Artikel offenbar nicht wirklich auf Verständnis stieß. In einem hieß es: »Nur wenige Stunden nachdem Will vom Tod seines Vaters erfahren hatte, wurde Tina zusammen mit den Brüdern Cassidy auf einem 2Tone-Konzert im Florentiner Mandela-Forum gesehen«, während jemand anderes schrieb, dass »Will in seiner Trauer kurzerhand von ihr in der Sechs-Millionen-Euro-Villa allein gelassen worden« sei, wodurch angedeutet wurde, dass Tina zumindest eine Mitschuld traf, wenn er mit seinem Wunsch nach Trost zu einer anderen gegangen war.
Doch die kleinen Seitenhiebe gegen Tina trösteten Kate nicht über ihren eigenen Anteil an dem Streit hinweg – vor allem nicht, als sie in dem Artikel zu der Stelle kam, an der Tina früher von dem Konzert zurückgekommen war und sie dabei überrascht hatte, wie sie Will fröhlich einen blies.
»Oh Gott, ich kann nie wieder vor die Tür!«, jammerte sie und las dabei eine Zeitung nach der anderen. Entweder, weil sonst anscheinend nichts passiert war, oder aber, weil die Klatschpresse ganz einfach gerne über Tina schrieb, gaben sämtliche Revolverblätter der Geschichte jede Menge Platz.
»Sieh es von der positiven Seite«, schlug ihr Freddie vor. »Wenigstens brauchst du es Brian nicht mehr selbst zu sagen.«
»Unglücklicherweise doch. Brian lebt nämlich, wenn es um solche Dinge geht, in einer Seifenblase. Warte – den Artikel habe ich noch nicht gesehen.« Sie wies auf die Zeitung, die Ken hatte verstecken wollen, als sie reingekommen war.
»Ich fürchte, da hast du es bis aufs Titelblatt geschafft«, erklärte er und hielt ihr die Zeitung widerstrebend hin.
Sie rang schockiert nach Luft. Unter der fett gedruckten Überschrift prangten ein riesengroßes Foto von der unglücklichen Tina, die das Haus verließ, und daneben ein kleineres von ihr, das vor ein paar Jahren auf einer von Lorcans Premieren aufgenommen worden war. »Oh nein!«
In dem ausführlichen Artikel wurde sie als hinterhältige, sexhungrige Bestie verdammt, die nur darauf gewartet hatte, dass Tina ihrem Freund den Rücken zuwandte. Kate war klar, dass Tina dank der innigen Beziehung zu dem Redakteur der besondere Liebling dieser Zeitung war, aber das machte es nicht einfacher für sie. »Tja, so viel dazu, dass sie sich bedeckt hält«, meinte Kate und war den Tränen nahe.
»Das ist doch nur ein Haufen Müll«, sagte Ken. »Achte einfach nicht darauf.«
Doch so einfach war das nicht. Denn es dauerte nicht lange, bis der erste Anruf kam. »Ich habe gerade Zeitung gelesen, Liebling«, jauchzte Grace. »Das von Will und dir ist ja eine wunderbare Neuigkeit.«
»Nun, so würde ich es nicht gerade nennen, Mum.«
»Dein Vater und ich sind gerade im Begriff, zu Philips Beerdigung nach England zu fliegen«, fuhr ihre Mutter fröhlich fort. »Aber ich musste dir einfach vorher sagen, wie froh ich über diese Nachricht bin.«
Kate traute ihren Ohren nicht. »Hast du den Artikel tatsächlich gelesen?«, hakte sie nach.
»Selbstverständlich«, trällerte Grace. »Wie gesagt, eine
wunderbare Neuigkeit. Ich könnte mich nicht mehr für dich freuen.« Es folgte eine kurze Pause, und dann fragte sie vorsichtig: »Ich nehme an, das heißt, dass die Sache mit dem Öko beendet ist? Weißt du, ich wollte vorher ja nichts sagen, aber ich fand nie, dass er der Richtige für dich ist, Schätzchen.«
»Das hast du wirklich gut überspielt.«
»Und auch Tina war einfach nicht gut genug für Will«, fügte Grace unbekümmert hinzu.
Kate schwankte zwischen Verärgerung und Dankbarkeit. Ihre Mutter konnte einen wirklich nerven, aber trotzdem war sie unweigerlich gerührt, weil Grace anders als die meisten anderen, wie zum Beispiel Rachel, offenbar nicht automatisch dachte, Will wäre mehrere Nummern zu groß für sie.
»Tja, ich werde Will ja nachher sehen. Dann werde ich ihn herzlich von dir grüßen, ja?«
»Bitte sag nichts, Mum.«
»Oder, noch besser, warum kommst du nicht einfach
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