Der letzte Exfreund meines Lebens
Villa abgestiegen waren, gaben einen Kommentar zu dem Geschehen ab. Ihre Beschreibungen von Kate waren alles andere als schmeichelhaft; sie gaben nämlich an, sie hätten sie kaum wahrgenommen und wären ehrlich überrascht, dass Will überhaupt gewusst hatte, dass sie im Haus gewesen war. Sie schoben diesen Anfall geistiger Umnachtung auf die Trauer um seinen verstorbenen Vater und beschrieben Kate als dicke, unbeholfene Frau, die in der glamourösen Welt in der Toskana, umgeben von lauter Berühmtheiten, hoffnungslos verloren gewesen war.
Und als es den Eindruck machte, die Geschichte würde allmählich im Sand verlaufen, schürte Tina abermals das Feuer, indem sie ihr Schweigen brach und in einem »Exklusivinterview« mit ihrer Lieblingszeitschrift »zum ersten Mal über ihr Unglück sprach«, und natürlich griffen alle anderen Blätter die Enthüllungen begierig auf. Die Hölle selbst kann nicht so wüten wie eine verschmähte Frau, und Tina konnte wütender als die meisten anderen Menschen sein und reizte deswegen die Rolle der betrogenen Frau bis an ihre Grenzen aus.
Doch was Kate am meisten schmerzte, war, was Tina über Will zum Besten gab. Sie erzählte ihrer Interviewerin, später an jenem Abend, nachdem Kate verschwunden war, wäre Will noch endlos lange aufgeblieben, hätte ihr erklärt, er würde sie noch immer lieben, und sie praktisch auf Knien
angefleht, dass sie ihm noch eine zweite Chance gab. Tina behauptete, sie hätte ihm geglaubt, als er erklärt hatte, der Seitensprung mit Kate hätte ihm nicht das Mindeste bedeutet, aber sie wisse nicht, ob sie ihm verzeihen könnte, und bräuchte erst einmal Zeit für sich.
In den folgenden paar Tagen waren die Medien wie in einem Rausch, und Kate konnte nicht das Haus verlassen, ohne dass sie vor der Tür auf Dutzende von Paparazzi und Reportern traf. Will rief sie mehrmals auf ihrem Handy an, doch sie ging nicht an den Apparat, denn es war schon schlimm genug für sie zu lesen, was er in Bezug auf ihr Zusammensein empfand. Sie brauchte es nicht noch aus seinem Mund zu hören, dass das Ganze nur ein Ausrutscher gewesen war.
Es war ihr auch kein Trost, dass die Gegenreaktion, wie von Conor prophezeit, nicht lange auf sich warten ließ. Rivalisierende Zeitungen ergriffen Partei für sie, und eine führte sogar eine Umfrage unter den Leserinnen durch, die zu vierundsechzig Prozent auf ihrer Seite waren. Kolumnistinnen nutzten die Story, um eine Debatte über »kurvenreiche Frauen« im Vergleich zu »Knochengestellen« anzuheizen, stellten Kate dabei als Heldin »echter« Frauen dar, druckten Aufnahmen von Kate und Tina direkt nebeneinander ab und forderten die Leserinnen auf zu sagen, wessen Figur die ansprechendere war.
Tinas Lieblingsklatschblatt schoss sofort zurück und stellte ein Bild von einer wunderschönen Tina einem Bild der Konkurrentin gegenüber, auf dem die vor dem Fotografen auf der Flucht gewesen war und wie eine übernächtigte, geistig minderbemittelte Pennerin wirkte. Im Vergleich zu ihr sah Tina aus wie von einem anderen Stern: cool, ätherisch schön und elegant. Die Bedeutung des Vergleichs war klar: Kein normaler Mann würde sich je für Kate entscheiden, wenn ihm eine solche Traumfrau zur Verfügung stand.
Dessen ungeachtet hatte Kate durchaus ihre Bewunderer und bekam – angefangen von einer Modelagentur für »rundlichere Frauen« bis hin zu mehreren Privatsendern, die sie als Gast für ihre Talkshows haben wollten – unzählige Angebote und sogar auch ein paar Anträge einsamer Männer, die von ihrem Foto in der Zeitung angetan gewesen waren, zugesandt. Jeden Tag erhielt sie neue Angebote – einige alltäglich, andere vollkommen bizarr –, doch trotz der Proteste ihres Bruders schlug sie alle aus.
»Im Augenblick sind dir die Leute wirklich wohlgesonnen«, stellte Conor fest und riet: »Nutz das besser nach Kräften aus.«
»Ich will aber keine Ikone dicker Mädchen sein.«
»Weißt du, dieser Hype um dich wird sich auch irgendwann mal wieder legen«, klärte er sie missbilligend auf.
»Versprochen?«, fragte sie, und zum ersten Mal seit Tagen keimte Hoffnung in ihr auf.
12
Körperlich und emotional völlig erschöpft von der Beerdigung des Vaters und den darauffolgenden Tagen kehrte Will Ende der Woche in die Toskana zurück. In dem Verlangen, sich nach all den Jahren endlich zu versöhnen und vor allem ihm und seinem Halbbruder die Chance zu geben, einander kennenzulernen, hatte Antonia darauf bestanden, dass
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