Der letzte Exfreund meines Lebens
Schule den Abschlussball besucht. Ich liebe diese Abschlussball-Filme, du nicht?«
»Es gibt für mich nichts Schöneres«, pflichtete Will ihm trocken bei.
»Und für später haben wir dann noch Fist of Glory .«
»Oh, einen Boxerfilm?«, fragte Will ihn überrascht. Er hätte nicht gedacht, dass Freddie auf derartige Filme stand.
»Hm, nein, nicht ganz.« Freddie schaute ihn grinsend an.
»Oh! Oh, okay.«
»Du kannst gern zum Abendessen bleiben«, bot ihm Freddie an. »Obwohl ich noch nicht weiß, was es geben wird.«
»Ich denke, das ist ja wohl klar«, klärte Ken ihn grinsend auf. »Will sieht für mich so aus, als bräuchte er dringend einen anständigen Risotto.«
Aus irgendeinem Grund fing Freddie wiehernd an zu lachen, und Will blickte ihn verwundert an.
»So gerne esse ich Risotto gar nicht«, meinte er, und zu seiner Überraschung brachen Ken und Freddie abermals in brüllendes Gelächter aus. War wahrscheinlich eine Sache unter Schwulen, überlegte er.
Am Ende wurden Knoblauchbrot und Nudeln aufgetischt. Ken und Freddie tranken dazu jede Menge Rotwein und plauderten unentwegt in dem Bemühen, Will von der Tatsache abzulenken, dass Kate noch immer nicht heimgekommen war. Nach dem Essen sahen sie den Highschool-Film, den Will überraschend rührend fand. Freddie schluchzte offen vor sich hin und zupfte fäusteweise Taschentücher aus einer bereitstehenden Box. Während der Abspann über den Bildschirm rollte, erhielt er eine SMS von Kate, in der sie schrieb, sie käme heute Abend nicht mehr nach Hause, und zeigte die Nachricht Will. »Bleibe über Nacht. Erklärung folgt. Bis morgen. Kate.«
Freddie wollte sie zurückrufen, doch ihr Handy war nicht an. »Das hat bestimmt nichts zu bedeuten«, versuchte er, den armen Will, der völlig fertig war, zu trösten, aber Will stand auf.
»Dann haue ich wohl besser wieder ab.«
»Oh nein, bleib hier«, bat Freddie ihn.
»Oh, ich kann unmöglich …«
»Doch, natürlich kannst du das – du kannst Kates Zimmer haben, da sie schließlich nicht nach Hause kommt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass du ganz allein in deiner Riesenhütte übernachten willst.«
Will dachte kurz darüber nach und merkte, Freddie hatte recht – er wollte nicht allein sein. »Danke, das ist wirklich nett«, erklärte er, während er sich wieder auf das Sofa sinken ließ.
Freddie tätschelte ihm sanft das Knie. »Außerdem verpasst du, wenn du gehst, Fist of Glory. «
»Nun, das war wirklich … lehrreich«, stellte Will anderthalb Stunden später gähnend fest.
»Oh, du bist ja vollkommen k.o. Du hättest einfach ins Bett gehen sollen«, tadelte Freddie ihn. »Komm, ich zeige dir, wo alles ist.«
Allein in Kates Zimmer setzte Will sich auf ihr Bett und sog die Atmosphäre in sich auf. Es gefiel ihm, hier inmitten ihres Zeugs zu sitzen und sich ohne jede Hast die Bilder an den Wänden, die Klamotten, die aus ihrem Schrank und der Kommode quollen, den unordentlichen Schuhhaufen, die Koffer und die Kisten auf den Schränken sowie ihre Schminksachen auf dem Frisiertisch anzusehen. Denn er hatte das Gefühl, als könnte er, wenn er sich stark genug auf ihre Sachen konzentrierte, dafür sorgen, dass sie wiederkam.
Weshalb war sie nicht heimgekommen?, überlegte er besorgt, stand auf, befingerte die Gegenstände auf ihrem Frisiertisch, griff nach einer Kette, öffnete Parfümflakons und atmete den Duft tief ein. Dann griff er nach einem gegen ihren Schmuckkasten gelehnten Bild, auf dem Kate und Freddie sichtlich angeheitert auf einer Silvesterparty lustige Grimassen schnitten, stellte es zurück, und dabei fiel sein Blick auf eine andere, im Rahmen des Spiegels festgeklemmte Fotografie, auf der sie strahlend mit Brian Händchen hielt. Wo zum Teufel steckte sie?, fragte er sich abermals, warf sich stirnrunzelnd wieder auf das Bett, lehnte sich gegen die Kissen,
tröstete sich mit der Vorstellung, dass Kate hier für gewöhnlich schlief, und wünschte sich, das täte sie auch jetzt. Schließlich zog er, zu erschöpft, um weiter nachzudenken, seine Kleider aus, kroch unter die Decke und schlief auf der Stelle ein.
Als Freddie auf dem Weg ins Bett noch einmal zu Will ins Zimmer schaute, rührte der sich nicht.
»Oh, guck mal«, flötete er sanft und winkte Ken zu sich heran. »Er sieht total friedlich aus, findest du nicht auch?«, fragte er im Flüsterton, als Ken neben ihn trat und einen Arm um seine Schultern schlang.
»Armer Kerl! Er hat wirklich Schlimmes
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