Der letzte Exfreund meines Lebens
die geballte Faust krachend auf seiner Nase gelandet war. Bis er wieder aufrecht saß und die Augen aufbekam, stapfte der Freund bereits zornig davon.
Noch immer völlig benommen stand er auf und strich sich vor einem erstaunten Publikum die Anzugjacke glatt, als ein greller Blitz in seiner Nähe zuckte, aber noch während der Reporter seinen Namen rief, stürzte er bereits mit brennender Nase und tränenden Augen auf den Ausgang zu.
Bis er nach draußen kam, war Lorcan schon verschwunden, doch nach wenigen Minuten fand er seinen Fahrer Dave.
»Nach Hause, Will?«, fragte ihn der Chauffeur und sah ihn, während er die Tasche in den Kofferraum des Wagens warf, neugierig unter seiner Mütze hervor an.
»Nein, setz mich bei Lorcan ab und dann bring mein Gepäck nach Hause, ja?«
Erst jetzt wurde ihm klar, dass er starkes Nasenbluten hatte, und so zerrte er ein Taschentuch aus seiner Tasche und presste es sich vor das Gesicht.
Ein Blick in den Rückspiegel verriet ihm, dass er grauenhaft aussah. Seine Kleider waren blutbespritzt und schmutzig, sein Gesicht war kreidebleich und sein Haar total zerzaust. Als wäre er ein kleines Kind, das beim Spiel verdroschen
worden war – und zwar von seinem besten Freund, fügte er voller Selbstmitleid hinzu.
»Alles in Ordnung?«, fragte Dave und schaute ihn im Spiegel an.
»Ja, danke«, antwortete Will. »Es brennt nur ein bisschen«, fügte er in dem Versuch, die Tränen, die zu seiner Schande ungehindert flossen, zu erklären, schnell hinzu. Er zitterte unkontrolliert und wusste, dass das weniger an seinen körperlichen Schmerzen als an dem Entsetzen darüber, dass Lorcan ihn so einfach hatte schlagen können, lag. Das hatte ihm nach allem, was er in der letzten Woche durchgemacht hatte, jetzt gerade noch gefehlt. Am liebsten hätte er sich einfach in sein Bett verkrochen und sich dort die Augen ausgeheult.
Beim dritten Klingeln machte Lorcans Freundin auf.
»Hi, Carmen.«
»Hallo, Will.« Statt ihn hereinzubitten, sagte sie entschuldigend: »Lorcan möchte dich nicht sehen.«
»Bitte, Carmen, ich muss dringend mit ihm reden.«
Nach kurzem Überlegen trat sie nickend einen Schritt zurück.
»Er ist im Wohnzimmer«, erklärte sie, stellte sich auf ihre Zehenspitzen, küsste ihn aufmunternd auf die Wange und glitt lautlos aus dem Haus.
Lorcan lief wie ein gereizter Tiger auf und ab, doch als er Will entdeckte, blieb er plötzlich stehen. Er riss überrascht die Augen auf, dann erstarrte allerdings sein Gesicht, und er bedachte Will mit einem kalten Blick. »Hat Carmen dich hereingelassen?«
»Ja.«
»Tja, ich habe dir nichts zu sagen. Aber den Weg nach draußen findest du ja sicher auch allein.«
Es verschlug Will kurzfristig die Sprache, dass sein Freund derart verbittert war. »Lorcan«, fing er schließlich an. »Bitte, lass mich dir alles erklären.«
»Was gibt’s da zu erklären?«, fragte Lorcan ihn erbost und sah ihn zornig an. »Hast du meiner Schwester deinen Schwanz in den Mund geschoben oder nicht?«
»Es war nicht so, wie es in den Zeitungen geschrieben stand.«
»Oh, und was haben sie falsch verstanden? Den Teil, in dem du dir einen hast blasen lassen und sie danach hast einfach fallen lassen? Oder den Teil, in dem du deiner tollen Freundin vorgejammert hast, dass dir das mit Kate nicht das Mindeste bedeutet hat und du nicht ohne sie leben kannst?«
»Wo hast du das denn her? Aus der Wow! ?«, schnauzte Will jetzt ebenfalls erbost zurück. Auf dem Couchtisch lag ein Stapel Zeitungen und Zeitschriften der Sorte, die sein Freund normalerweise ganz bestimmt nicht las.
»So, wie sie es formulieren, klingt es furchtbar schmutzig und … gewöhnlich«, fuhr er fort.
Lorcan lachte verächtlich auf. »Wohingegen dir Kate einen auf eine Art geblasen hat, die einfach einmalig war?«
»Genau«, pflichtete Will ihm trotzig bei. »Gott, ich sollte gar nicht mit dir darüber reden«, fügte er hinzu und raufte sich geistesabwesend das Haar.
»Meinetwegen brauchst du das auch nicht. Du weißt ja, wo die Tür ist.«
»Ich muss Kate dringend sehen.«
»Halt dich ja von ihr fern«, wies ihn Lorcan böse an. »Du hast schließlich schon genügend Schaden angerichtet, findest du nicht auch?«
»Ich kann einfach nicht glauben, dass ausgerechnet du in dieser Sache den Moralapostel spielst.«
»Ausgerechnet ich?«, stieß Lorcan brüllend aus. »Was heißt
hier, ausgerechnet ich? Was habe ich denn, verdammt noch mal, gemacht?«
»Spiel jetzt bitte nicht
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