Der letzte Exfreund meines Lebens
bisschen den Kopf verdrehen. Sobald sie das tolle Leben, das ihr führt, kennengelernt hat, will sie ganz bestimmt nicht mehr zu diesem Körner futternden Radfahrer zurück. Und außerdem«, erklärte Grace ihm gut gelaunt, »gefällt sie ja vielleicht einem der Jungs aus deiner Band.«
Meine Güte, dachte Will. Kates Verlobter musste wirklich schrecklich sein, wenn Grace der Ansicht war, einer seiner Jungs wäre ein passenderer Kandidat.
»Es ist nicht so, dass ich nicht helfen möchte, Grace. Du weißt, ich würde alles für euch tun. Nur erscheint mir dieser Vorschlag ein bisschen … extrem.«
»Wenn du das Gefühl hast, dass du uns nicht helfen kannst, verstehen wir das«, räumte Grace ein, blickte ihn mit einem Haifischlächeln an und versetzte ihm den Todesstoß. »Schließlich ist es nicht so, als ob du uns was schuldig wärst.«
»Wie sieht Lorcan diese Sache?«, fragte er, als er plötzlich einen Ausweg sah. Ein derartiges Manöver würde sein Freund
doch sicher niemals gutheißen. Vor allem, da ihm Kate von all seinen Geschwistern die mit Abstand Liebste war.
»Oh, Lorcan ist von der Idee total begeistert«, tat Grace seine Bedenken ab. Ihr Sohn war in Amerika, und deshalb drohte ihr von seiner Seite sicher keinerlei Gefahr. »Wir haben ein Familientreffen abgehalten, kurz bevor er nach New York geflogen ist, und alle sind darin übereingekommen, dass das die beste Alternative ist.«
»Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass er damit einverstanden war.«
»Willst du etwa behaupten, ich würde lügen, William?«
Will stöhnte innerlich. Grace nannte ihn nur William, wenn sie unzufrieden mit ihm war. »Nein, natürlich nicht«, versicherte er ihr. »Es ist nur so, dass ich nichts tun könnte, womit Lorcan nicht einverstanden wäre.«
»Das verstehe ich, aber Lorcan steht in dieser Sache hundertprozentig hinter uns.«
»Frag ihn doch einfach selbst«, meldete Rachel sich zu Wort und handelte sich durch den Satz ein Stirnrunzeln der Mutter ein.
Doch sie ignorierte ihren bösen Blick. »Ich werde ihm sagen, dass wir darüber gesprochen haben, und du kannst ihn, wenn ihr das nächste Mal telefoniert, fragen, ob er einverstanden ist«, fuhr sie geschmeidig fort.
»Das werde ich tun«, versicherte Will ihr streng und schaute sie durchdringend an. Doch sie hielt seinem Blick problemlos stand. Falls sie bluffte, war sie wirklich gut.
»Gut.« Rachel lächelte zufrieden. Es machte ihr Spaß zu sehen, wie Will sich wand. Als er bei ihnen eingezogen war, hatte sie erwartet, dass er sich der Gruppe ihrer sklavisch ergebenen Bewunderer anschließen würde, und es hatte sie pikiert, als er gegenüber ihrem Charme immun geblieben war. Es hatte sie befremdet und gestört, dass er Kate anscheinend
vorgezogen hatte, denn er hatte ihre lächerliche Backfischschwärmerei für ihn nicht nur toleriert, sondern auch noch aktiv unterstützt, ihr ständig bei den Hausaufgaben geholfen, bei den Proben eines Shakespeare-Stücks unverschämt mit ihr geflirtet und mit größter Begeisterung den Romeo als Gegenpart zu ihrer Julia gemimt. Außerdem hatte er sie regelmäßig mitgeschleppt, wenn er mit Lorcan ins Kino oder Theater gegangen war und sie sogar auf den Schulball eingeladen, obwohl eher Rachel ihn hätte begleiten sollen, weil Kate damals schließlich viel zu jung für so etwas gewesen war. Rachel bildete sich gerne ein, dass sie durch die Hochzeit mit Tom ein paar Herzen gebrochen hatte, doch zu ihrem größten Ärger war das Herz von Will anscheinend noch intakt.
»Also«, meinte Grace, »Wie wäre es damit, uns zum Mittagessen einzuladen?«
»Sicher. Ich muss nur noch schnell ein paar Dinge erledigen, dann komme ich gleich mit.«
»Okay. Wir gehen solange auf die Toilette und machen uns ein bisschen frisch.«
Als die beiden Frauen das Büro verließen, lehnte sich Will erschöpft in seinem Schreibtischsessel zurück. Allmählich tat ihm Kates Verlobter richtiggehend leid. Denn jetzt kam auch er sich völlig überwältigt vor.
»Tja, das ist wirklich gut gelaufen.« Rachel frischte ihr Make-up vor dem Toilettenspiegel auf und fügte gut gelaunt hinzu: »Ich glaube, wir haben ihn an Bord.«
»Es lief alles bestens, bis du plötzlich total übertrieben hast«, zischte Grace ihr zu. »Was hast du dir nur dabei gedacht, ihm zu sagen, dass er Lorcan fragen soll, was er von dieser Sache hält? Damit bist du eindeutig zu weit gegangen. Denn jetzt wird er ihn ganz sicher fragen – und wenn er das tut,
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