Der letzte Exfreund meines Lebens
deshalb hätte Kate eine albtraumhafte Anreise per Bus, wo sie von stinkenden Studenten und Studentinnen, die übers Wochenende heimfuhren, umgeben war. Und dann würde Will in seinem schicken Wagen vorfahren – als Ritter in einem blank polierten Jaguar – und sie würden den Rest des Wegs schnell und komfortabel hinter sich bringen.
Und natürlich hatte Brian die Frauen nicht enttäuscht. Kates Erleichterung, weil ihr die lange Fahrt mit Will erspart geblieben war, hatte ehrlichem Bedauern Platz gemacht, als Brian darauf bestanden hatte, mit dem Bus zu fahren, da die Bahnfahrt schließlich viel zu teuer war. Außerdem, hatte er ihr erklärt, war die Busfahrt viel »geselliger«. Kate hätte sich am liebsten widersetzt und die Differenz zum Zugticket bezahlt, nur hatte sie dafür ganz einfach nicht das Geld gehabt.
Also hatten sie den Bus genommen, weshalb sie jetzt nicht nur hundemüde, sondern obendrein auch wirklich schlecht gelaunt war. Die Busfahrt war nur halb so teuer wie die Reise mit dem Zug, dafür aber war man auch doppelt so lange unterwegs. Und es trug nicht gerade zu ihrer guten Stimmung bei, als Brian von den »wundervollen Charakteren« schwärmte, die man oft in Bussen traf. Meinte er damit die Rucksacktouristen hinter ihnen, die verstohlen kifften, wobei der Geruch des Grases Kate allmählich schwindlig werden ließ, oder den rotgesichtigen Rentner auf der anderen Gangseite, der sie mit lüsternen Blicken maß?
»Ist dir kalt?«, fragte Brian sie verblüfft, als sie eine dicke schwarze Strickjacke aus ihrer Tasche zog.
»Ich bin es nur leid, die Wichsvorlage zu sein«, antwortete sie, zog sich die Jacke um den Bauch und verschränkte obendrein die Hände vor der Brust.
Vier Stunden später kam der Bus endlich in Cork City an. Will wartete bereits auf sie. Er lehnte an seinem Wagen, und der schimmernde Lack seines Gefährts und sein strahlend weißes Hemd warfen das helle Sonnenlicht zurück. »Hi, Kate.« Er beugte sich zu ihr herab und gab ihr einen Wangenkuss.
Sie bemerkte, dass sein Haar wieder etwas gewachsen war. »Das ist Brian – Brian, Will«, stellte sie die beiden Männer vor.
»Hi, Brian. Schön, dich kennenzulernen«, grüßte Will und reichte ihm die Hand.
»Hast du Tina nicht mitgebracht?«, fragte Kate ihn überrascht.
»Sie ist bei einem Fotoshooting für die Vogue in der Karibik.« Er nahm ihre Taschen und machte den Kofferraum des Wagens auf.
Kate atmete erleichtert auf. Sie fühlte sich immer etwas unbehaglich, wenn Wills Freundin in der Nähe war. Aus den Augenwinkeln nahm sie wahr, dass Brian Wills Wagen mit einem bösen Blick bedachte und bestimmt ohne Zweifel überlegte, wie hoch der Kohlenmonoxidausstoß von einer solchen Kiste war.
»Mein Gott, was hast du denn da drin?«, wandte sich Will an sie, als er nach ihrer Tasche griff. Wenn das Tinas Tasche gewesen wäre, hätte er nicht mit der Wimper gezuckt, denn sie fuhr ja nirgends ohne kiloweise Kosmetik und genügend Schuhe, um die Titanic untergehen zu lassen, hin. Kate hingegen hatte er bisher immer eher als genügsam angesehen.
»Oh, du weißt schon«, wich sie seiner Frage aus. »Ich habe noch ein paar Flaschen mitgebracht.« Sie hatte den halben Vortag damit zugebracht, Geschenke zu besorgen, die Brian ihren Eltern überreichen könnte, er selber hatte nämlich sicher nicht an so etwas gedacht.
Dann stiegen sie ein, und es war derart herrlich, sich bei offenem Fenster auf dem Beifahrersitz des Wagens auszustrecken, während ihr der Wind das Haar zerzauste, dass sie vollkommen vergaß, gehemmt zu sein.
»Das ist einfach wunderbar. Viel schöner als der Bus, nicht wahr?«, sagte sie zu Brian.
»Ich fürchte, ich kann es nicht genießen«, antwortete er. »Ich habe einfach zu große Schuldgefühle, mit einer solchen Benzinschleuder zu fahren.«
Warum nur musste er jede Chance nutzen, unhöflich zu sein?, dachte Kate verärgert. Schließlich war es wirklich nett von Will, dass er sie extra abholen gekommen war. Wenn er sich das ganze Wochenende so herablassend benähme und Seitenhiebe gegen alle austeilte, würde es ein völliges Desaster.
Will bedachte Brian mit einem kühlen Blick im Rückspiegel.
Es lag ihm auf der Zunge, ihm zu sagen, dass er gern auch aussteigen und laufen könnte, falls das sein Gewissen nicht belastete, doch Kate zuliebe hielt er sich zurück. »Ich sollte dich vielleicht vorwarnen«, wandte er sich an sie. »Rachel hat ihre Hochzeits-DVD dabei und wird uns früher oder
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