Der letzte Exfreund meines Lebens
ich Kate verführe?«, fragte er dann auch. Während Louise erwartungsvoll die Ohren spitzte, kam das Band hingegen zum Ende, und die Aufnahme brach ab.
5
Am folgenden Freitag nahmen Kate und Brian einen Bus Richtung Cork City, wo Will sie abholen sollte, weil es keine Busverbindung bis zum Haus ihrer Familie gab. Kate lehnte sich auf ihrem Sitz zurück und bemühte sich bewusst, sich zu entspannen. Es war noch nicht mal Mittag, aber trotzdem war sie bereits vollkommen erschöpft. Sie war bis in die frühen Morgenstunden auf gewesen, denn sie hatte am Vorabend für ein Wohltätigkeitessen gekocht, danach den Fehler gemacht, noch stundenlang mit einigen der Angestellten aus der Küche – alten Freunden, die sie seit ihrer Rückkehr aus Afrika zum ersten Mal wiedergesehen hatte – zu feiern, und zahlte dafür jetzt mit einem Kater biblischen Ausmaßes.
Und auch als sie endlich ins Bett gekommen war, hatte sie kaum ein Auge zugetan, sondern sich bei dem Gedanken an das Wochenende mit ihrer Familie nervös in ihrem Bett gewälzt. Sie sagte sich die ganze Zeit, es wäre einfach lächerlich, derart aufgeregt zu sein, doch konnte sie sich des Gefühls einfach nicht erwehren, dass dieses Wochenende wirklich wichtig war, und hatte Angst, dass Brian den Erwartungen der Eltern und Geschwister nicht entsprach. Sie wünschte sich, dass die Familie und er sich gegenseitig mochten, aber sie hatte Angst, von den beiden Parteien holte jede statt dem Besten eher das Schlimmste aus der jeweils anderen heraus.
Und als wäre das nicht schon beängstigend genug, hatte Grace auch noch darauf bestanden, mit Will zu fahren. Um nicht in irgendeinen Stau zu kommen, würden alle anderen
schon im Morgengrauen aufbrechen, hatte ihre Mutter ihr erklärt, wohingegen Will Dublin erst am frühen Nachmittag verließe und Kate deshalb ausschlafen könnte, wenn sie mit ihm fuhr. Als Kate erklärt hatte, sie wollte gar nicht ausschlafen, hatte Grace hinzugefügt, in den anderen Wagen wäre sowieso kein Platz für sie.
»Conor und Helen schleppen die ganzen Sachen von den Kindern und natürlich auch noch Josie mit«, hatte sie zu ihr gesagt. »Und du weißt ja, wie viel Platz sie braucht.«
Das Kindermädchen Josie stammte aus den Weiten Galways und war eine fröhliche, ausnehmend dralle junge Frau.
»Und dein Vater und ich bringen das Essen und die Getränke mit«, hatte Grace hinzugefügt.
»Wie viel Essen und Getränke schleppt ihr denn nach Cork?«, hatte Kate gefragt und sich riesige Kisten und Fässer vorgestellt, neben denen nicht mehr nur der allerkleinste Platz auf dem Rücksitz ihres Wagens war.
»Jede Menge«, hatte Grace ihr gut gelaunt erklärt. »Und außerdem nehmen wir noch ein paar Möbel – ein paar Stühle – mit«, hatte sie improvisiert.
»Aber was ist mit Tom und Rachel?« Kate hatte um jeden Preis vermeiden wollen, dass das Wochenende mit einer vierstündigen Autofahrt voller nervöser Anspannung begann. Es war auch so schon anstrengend genug, ihm gegenüber möglichst cool zu tun, vor allem, wenn Brian in der Nähe war.
»Die beiden sind frisch verheiratet«, hatte ihre Mutter argumentiert. »Da wollt ihr doch wohl nicht stören.«
Kate hatte sich die Bemerkung verkniffen, dass Tom und Rachel wohl kaum das gesamte Kamasutra exerzieren würden, während Tom hinter dem Steuer saß. Grace’ Entschluss stand fest: Brian und sie würden sich von Will chauffieren lassen, und Schluss.
Doch als Kate Will deswegen angerufen hatte, hatte sie zu ihrer Verlegenheit entdeckt, dass er gar nichts davon gewusst hatte, als Fahrer auserkoren worden zu sein. Zufällig würde am Donnerstag in Cork ein Wohltätigkeitskonzert mit Walking Wounded stattfinden, und anschließend wäre die Band noch bei der Bürgermeisterin zu Gast. Aber er hatte ihr angeboten, Brian und sie am Freitag in Cork City abzuholen, da es von dort sicher weder einen Bus noch einen Zug bis zu ihrem endgültigen Ziel geben würde.
Grace war bitter enttäuscht gewesen, als sie hatte hören müssen, dass ihr wunderbarer Plan, Kate und Will den ganzen Weg von Dublin bis zu ihrem Haus zusammen fahren zu lassen, gescheitert war. Allerdings hatte sich ihre Stimmung wieder aufgehellt, nachdem Rachel ihr erläutert hatte, dass es so vielleicht sogar noch besser wäre, denn auf diese Weise fiele Kate der unglaubliche Kontrast zwischen Brians und Wills Lebensstil wahrscheinlich noch viel stärker auf. Brian wäre wahrscheinlich zu geizig, um die Zugfahrt zu bezahlen,
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