Der letzte Exfreund meines Lebens
fort – wahrscheinlich hatte sie sich hoffnungslos betrunken, als sie gestern noch im Pub geblieben war …
Seine Stimmung wurde auch nicht besser, als er feststellte, dass Lorcan extra für zwei Tage aus New York gekommen war, weil ihm seine Freundin fehlte. Eine so extravagante Geste mochte typisch für diese Familie sein, er hingegen billigte sie keineswegs. Und was das Allerschlimmste war, alle fanden sein Erscheinen wunderbar romantisch und spontan und machten ein Aufheben um ihn, als wäre er der größte Held. Brian hoffte nur, dass Kate niemals von ihm erwarten würde, etwas so Idiotisches zu tun, wie einen Ozean zu überqueren, nur um sie zu sehen.
Sie zog ihn zur Seite und schlug vor, zusammen den Workshop zu besuchen, der ihm so wichtig war, was ihn allerdings ein wenig besänftigte. »Oh, super, aber dann sollten wir am besten langsam los«, erklärte er mit einem Blick auf seine Uhr. Glaubst du, dass uns jemand fahren kann?«
»Oh!«
»Ich weiß, es ist nicht wirklich weit«, entschuldigte er sich, denn er interpretierte den Grund für ihre Überraschung falsch. »Aber der Workshop fängt bereits um elf Uhr dreißig an.«
»Weißt du, Brian, diese Sache mit Will – dass ich letzte Nacht bei ihm im Bett gelandet bin –, das lag einfach daran, dass ich ziemlich angetrunken war und er in meinem alten Zimmer schläft …«
»Und dass ihr beide schon als Kinder unzertrennlich wart, hatte natürlich nicht das Mindeste damit zu tun.«
»Brian, ich habe dir schon hundertmal gesagt, dass wir nie zusammen waren. Ich weiß nicht, wie meine Mutter darauf kommt.«
»Wahrscheinlich war der Wunsch der Vater des Gedanken, nehme ich an.«
»Hör zu, letzte Nacht ist nichts passiert. Es war ein dummer Irrtum, weiter nichts.«
»Es gibt Leute, die behaupten, dass es dumme Irrtümer nicht gibt«, antwortete Brian. »Ich hoffe, du denkst nicht daran, den Job in der Toskana anzunehmen.«
»Nun, natürlich denke ich darüber nach. Schließlich wäre das für mich eine einmalige Chance.«
»Und der Gedanke, dass du dann mit Will zusammen wärst, hat nichts damit zu tun?«
»Nein! Ich habe dir doch schon erklärt …«
»Und meine Gefühle sind dir dabei vollkommen egal? Was ist damit, dass du erst mit mir darüber reden solltest?«
»Natürlich sind mir deine Gefühle nicht egal. Aber zwischen Will und mir ist nichts, falls es das ist, was dir Sorgen macht. Und es war auch nie etwas.«
Brian seufzte abgrundtief. »Tja, jetzt haben wir keine Zeit mehr, um darüber zu diskutieren. Also, wie sieht’s aus? Fährt uns jemand oder nicht?«
»Oh, hm, ja – ich werde Conor fragen, ob er uns hinbringen kann.«
Mehr als leicht verärgert stapfte Kate davon. Es war einfach nicht gerecht. Sie hatte Brian alles erklärt, sich bei ihm entschuldigt und ihren Fehler durch das großzügige Angebot, ihn zu diesem Workshop zu begleiten, mehr als wiedergutgemacht. Er hätte jedoch sagen sollen, dass es ihm nicht im Traum einfallen würde, einfach zu verschwinden, nachdem seine Familie extra seinetwegen hier in Cork zusammengekommen war. Und vor allem sollte er nicht auch darum bitten, dass sie jemand fuhr! Manchmal war es wirklich zum Verzweifeln. Hatte er denn wirklich keine Ahnung, wie man sich benahm? Aber, erinnerte sie sich, auch Mr Darcy hatte keinerlei Benimm gehabt, bis es ihm von Elizabeth beigebracht worden war. Sie müsste eben einfach weiterhin geduldig sein.
Conor hatte sich bereit erklärt, den Chauffeur für sie zu spielen, und Lorcan kam noch mit vors Haus. »Bis ihr wieder da seid, werden Carmen und ich wahrscheinlich schon verschwunden sein«, meinte er und legte einen Arm um Kate. »Wirklich schade, dass ihr diesen Workshop habt – wir hatten noch gar keine Gelegenheit, uns richtig zu unterhalten«, fügte er hinzu.
»Ich weiß«, erwiderte sie in entschuldigendem Ton. »Aber wir sprechen uns ja ständig am Telefon.«
Brian und Conor stiegen ein, und sie gab Lorcan einen Kuss und wollte sich gerade auf den Rücksitz setzen, als er ihr die Hand drückte und mit eindringlicher Stimme wisperte: »Sei bitte nett zu Will. Ich glaube, es hat ihn fürchterlich erwischt.« Damit schob er sie in den Wagen und warf, bevor sie fragen konnte, was er damit meinte, krachend die Tür hinter ihr ins Schloss.
Während sie den Weg hinunterfuhren, drehte sie sich noch einmal nach ihrem Bruder um. Er winkte ihnen fröhlich hinterher, und am liebsten hätte sie sich aus dem rollenden Gefährt gestürzt,
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