Der letzte Exfreund meines Lebens
anhättest?«, schlug Tony vor.
»Ne, drück einfach ab«, rief Owen gut gelaunt. »Zumindest gibt das Bild dann eine tolle Wichsvorlage ab.«
»Ich schätze, ein paar Muschibilder werden keinem Menschen schaden«, murmelte der Fotograf und drückte auf den Auslöser.
»Vorsicht, Tessa«, warnte Owen. »Wenn sich der Wind dreht, kriegst du die Beine vielleicht nicht mehr vor den Kopf.«
Tessa entknotete sich mühsam, schnappte sich eine ihrer Sandalen und warf damit nach ihm.
»Verpiss dich, du blöder Affe!«, fauchte sie.
Owen wich dem Wurfgeschoss gelassen aus. »Wow, ich möchte sie nicht erleben, bevor sie Yoga macht.«
»He, hört auf, ihr zwei«, rief in diesem Augenblick Louise, die eilig in ihre Richtung kam, und baute sich wie eine Mutter zwischen zwei streitenden Fünfjährigen auf.
»Er hat angefangen«, klärte Tessa sie beleidigt auf.
»Owen, hör bitte auf, sie aufzuziehen«, bat Louise in ruhigem
Ton, als Tessa die nächste Position einnahm. »Das macht es für uns alle nur noch schwieriger mit ihr.«
»Tut mir leid«, meinte er zerknirscht.
»Rory und Georgie haben dich gesucht. Sie sind im Studio.« Sie wies auf ein Gebäude neben dem Haus und wandte sich an Kate. »Wenn du willst, kann ich dir erst mal alles zeigen.«
»Gern.«
Gemeinsam liefen sie dorthin, wo die Band ihr Studio eingerichtet hatte, öffneten die Tür und wurden in den Geruch von Zigarettenrauch und Haschisch eingehüllt. Rory und Georgie bauten gerade ihre Instrumente auf, machten aber eine kurze Pause, als die anderen kamen, und Louise stellte sie Kate vor. Trotz der Hitze hatte Georgie wieder einmal eine dicke Jogginghose und ein hochgeschlossenes T-Shirt an. Als sie sich das erste Mal begegnet waren, hatte Kate bemerkt, dass direkter Blickkontakt anscheinend keine ihrer Stärken war, jetzt setzte sie allerdings ein scheues Lächeln auf, bevor sie ihre Augen weiterwandern ließ. Zum Zeichen des Grußes reckte Rory beinahe unmerklich das Kinn, doch als er Louise ansah, machte er eine vollkommene Verwandlung durch. Seine Augen hatten bereits aufgeleuchtet, als sie durch die Tür gekommen war, und jetzt schaute er sie mit einem Lächeln an, das seinen harten, lebensmüden Zügen etwas Weiches, Freundliches verlieh und ihn Jahre jünger wirken ließ. Auch sein für gewöhnlich argwöhnischer Blick verriet mit einem Mal eine jungenhafte Verletzlichkeit.
Aha. Kate dachte an Louises Worte während der Autofahrt zurück und sah, dass die Gefühle offenkundig gegenseitig waren. Weshalb aber gab sich Rory, wenn er jemand Netten wie Louise bekommen konnte, mit einem so blöden Weib wie Tessa ab?
Sie ließen Owen bei den anderen im Studio zurück, und
Louise begann mit ihrer Führung durch das Haus. Insgesamt acht Schlafzimmer waren über den ersten und den zweiten Stock verteilt, jedes elegant möbliert und mit einem eigenen Bad. Ein riesengroßer Wohn- und Essbereich mit einer spektakulär gewölbten Backsteindecke und die ausladende Küche nahmen fast die ganze untere Etage ein. Draußen auf der Terrasse in der Nähe des Pools stand ein gemauerter Grill, und direkt neben der Küche gab es eine weitere Terrasse mit einem langen Tisch, an dem es sich unter einer grün umrankten Pergola angenehm im Schatten sitzen ließ.
Abgesehen vom Studio gab es noch zwei andere, kleinere Gebäude. Eins davon stand gerade leer, erklärte ihr Louise, doch das andere wurde von einem italienischen Paar bewohnt, das in Haus und Garten nach dem Rechten sah. Franco war mit Phoenix und Summer nach Florenz gefahren, doch Maria, eine typisch italienische Matrone, die direkt aus einer Pastasoßen-Werbung zu kommen schien, nahm die neue Köchin mit gebrochenem Englisch, warmen Wangenküssen und diversen »Bella« in Empfang und versprach ihr, Montag früh mit ihr ins Dorf zu gehen und ihr zu zeigen, wo es was zu kaufen gab.
Schließlich landeten sie wieder in der Küche, und mit der Bemerkung, dass Kate vielleicht in aller Ruhe gucken wollte, ob ihr irgendetwas fehlte, verabschiedete sich Louise.
Bald war Kate in das Erstellen einer Inventarliste vertieft. Sie blätterte Louises Notizen durch und fing an, sich auf den Arbeitsbeginn zu freuen. Dies war genau die Art von Job, die sie am liebsten tat. Sie kochte gern normale Hausmannskost für kleine Gruppen, denn das gab ihr das Gefühl, als bereite sie die Mahlzeiten für ihre eigene Familie zu. Sie machte Menschen gern mit Essen glücklich und liebte es, wenn sie mit Freuden aßen, was von ihr
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