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Der letzte Grieche

Der letzte Grieche

Titel: Der letzte Grieche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aris Fioretos
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Hindernisse waren.
    Meinte Jannis. Meinen wir. Denn auf diese hochtrabende Art suchte er. Und fand: Agneta. Und deshalb schrieben wir oben, dass es fraglich war, ob sie ihm helfen konnte. Aber vielleicht schon. Ein Rettungsring rettet einen Menschen ja auch, obwohl er inwendig leer ist. Vielleicht gerade deshalb.
    KAUDERS ZETTEL . Jetzt wollen wir erzählen, was auf dem Zettel stand, den Jannis auf dem Belgrader Bahnhof bekommen hatte. In säuberlichen Großbuchstaben hatte Kauder, oder wie er hieß, notiert: DIE LIEBE IST EIN KOMPASS, DER REST NATIONALISMUS . Unter dem Datum hatte er ergänzt: GLAUBE ICH JEDENFALLS . Nachdem Jannis Branka Pasic gebeten hatte, ihm die kyrillische Schrift zu übersetzen, holte er den Zettel nicht mehr aus seinem Portemonnaie, sondern begnügte sich damit, auf seine Gesäßtasche zu klopfen, wenn er den Inhalt wiedergab.
    MISSION . Nachdem seine Fertigkeiten auf Schuhen aus Leder und Stahl für Tollarps Eishockeyclub nicht ganz so nützlich gewesen waren, wie unser Held gehofft hatte, beschloss er, sie auf eigene Faust zu kultivieren – und zwar jeden Sonntagnachmittag während der Stunde für die Öffentlichkeit. Während farbenfrohe Kinder und monochrome Eltern zum Klang blecherner Musik im Kreis liefen, hakte er das Eishockeytor los und beschrieb mit ihm als Stütze kurze, korrekte Rückwärtsschritte. Der Mann, der eben erst das Eis gemacht hatte, versuchte ihn davon abzuhalten, Löcher hineinzukratzen, während Agneta dort, wo sie mit ihrer dampfenden Blaubeersuppe stand, errötete und sich alle Mühe gab, zu überhören, was die Leute an der Bande sagten. Nur wenige Wochen später, als Jannis nach Beendigung des Schleudertrainings die Fahrprüfung bestanden hatte, benötigte er weder Tor noch Schläger als Stütze. Mittlerweile machte er koordinierte Bewegungen mit Knien und Hüften und bewegte sich elegant gegen den Uhrzeigersinn. Wahrscheinlich lag es an diesen Fortschritten, dass er sich ein halbes Jahr später für die einzige Ausbildung interessierte, für die seine in der Schule in Neochóri erworbenen Kenntnisse ausreichten: ein kostenloser Kurs in Sportkunde, den die medizinische Fakultät der Universität Lund für die Allgemeinheit anbot.
    Aber das passierte im Herbst 1968. Noch war es gerade einmal März des gleichen Jahres, und noch haben Jannis und Agneta weder geheiratet, noch sind sie zusammengezogen oder in ihrem ersten und letzten gemeinsamen Auto gefahren, einem gebrauchten Saab, und noch sollte es dauern, bis ihre Tochter Jane, auch Jannoula genannt, geboren wurde.
    Jane? Jannoula? Wie konnte das Paar ein Kind bekommen, wenn Agneta ihr Geheimnis vor allen bewahrte, auch vor ihrem Freund? Ganz einfach. An dem Tag, als Jannis zum letzten Mal das Tor loshakte, sollte abends Herr Durex erneut ein Gastspiel im Tollarper Dachgeschoss geben. Anders als sonst stoppte der Grieche seine Freundin jedoch und drehte sich selbst zur Seite. Verschwörerisch dem Korkmännchen auf dem Nachttisch zulächelnd, holte er ein eigenes Kondom heraus. Zu früherer Stunde hatte er die glänzende Hülle präpariert, indem er mit der Stecknadel, die stützend im Rücken des Außenländers saß, ein Loch in das Reservoir gestochen hatte. Es war winzig und unsichtbar, aber trotzdem groß genug für einen Sturm aus Flaumhärchen. Als er die Schutzhülle übergestreift hatte, sandte er ein Stoßgebet zu dem unwahrscheinlichen Gott, der über Pusteblumenbällchen und Makedonier herrschte, und leitete die letzte Phase seiner Mission ein.
    ÜBER DAS ZAUDERN ANGESICHTS DES ZAUDERNS, UND WELCHE FOLGEN DAS ZAUDERN ANGESICHTS DES ZAUDERNS HABEN KANN . Als Agneta eine klassische Anzahl Wochen später überlegte, warum ihre Regel ausblieb – auf dem harten Sitz im Schienenbus, am Küchentisch bei der Familie Florinos, in Jannis’ schmalem Bett – tat sie etwas, was sie möglicherweise besser gelassen hätte. Sie vertraute sich anderen an. Zunächst Berit, und einige Wochen später Jannis. Ihre Freundin bemerkte, Kavaliere gebe es nicht wie Sand am Meer, und riet ihr zu tun, was jede Frau in ihrer Situation getan hätte. »Nutze die Chance, bevor er abhaut.« Sie umarmte das verheulte Kindermädchen. »Aber sag mir ruhig Bescheid. Wenn du keine Flaumhärchen mehr mischen willst oder wie ihr das nennt, übernehme ich ihn gern.« Ihre Bereitwilligkeit verunsicherte Agneta. Noch zog sie es vor, ihrem Freund nichts zu sagen, obwohl sie nicht anders konnte, als ihn mit gequältem Blick anzusehen, wenn

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