Der letzte Joker
Komplizen nicht mehr warnen. Nummer zwei stiehlt die Papiere, blickt aus dem Fenster, sieht, wie er glaubt, die Gräfin unten warten, wirft ihr das Päckchen zu und klettert am Efeu hinunter, wo er auf eine böse Überraschung stößt, nämlich auf mich. Muss schön nervenaufreibend für die Gräfin gewesen sein, hinter der spanischen Wand zu hocken. Alles in allem hat sie uns eigentlich eine ganz hübsche Geschichte verpasst. Ja, es stimmt alles hervorragend!»
«Zu sehr», bemerkte Bündel entschieden.
«Wie bitte?», fragte Jimmy überrascht.
«Was ist mit Nummer sieben – Nummer sieben, der niemals auftaucht, der immer im Hintergrund bleibt? Die Gräfin und Bauer? Nein, so einfach ist die Sache nicht. Bauer war heute Nacht hier, möglich. Aber er war nur hier für den Fall, dass etwas schief lief – wie es dann auch geschah. Er sollte den Sündenbock spielen, um alle Aufmerksamkeit von Nummer sieben abzuziehen – dem Boss.»
«Sie haben wohl zu viele Abenteuerromane gelesen, Bündel?», erkundigte Jimmy sich vorsichtig.
Bündel sah ihn vernichtend an.
«Nein», meinte Jimmy, «vor dem Frühstück kann ich so was nicht glauben.»
«Es ist schon nach dem Frühstück», korrigierte ihn Bündel.
«Auch dann nicht. Wir haben eine fabelhafte Hypothese, die zu allen Tatsachen passt – und Sie wollen sie einfach nicht akzeptieren, nur um die Sache noch schwieriger zu machen!»
«Tut mir leid, aber ich bin felsenfest überzeugt, dass die geheimnisvolle Nummer sieben ein Wochenendgast dieses Hauses ist.»
«Was glaubt Bill?»
«Bill», meinte Bündel kalt, «ist unmöglich!»
«Ach! Sie haben ihm sicher von der Gräfin berichtet? Man müsste ihn warnen. Der Himmel weiß, was er sonst noch alles ausplappert!»
«Er will kein Sterbenswörtchen gegen sie hören. Er benimmt sich… einfach idiotisch. Ich wünschte, Sie könnten ihn von der Sache mit dem Leberfleck überzeugen.»
«Sie vergessen, dass ich nicht im Schrank saß», erinnerte Jimmy sie. «Außerdem habe ich auch keine Lust, mich mit Bill über die Leberflecken seiner Freundinnen zu streiten. Er kann doch nicht ein solcher Esel sein, nicht zu kapieren, wie genau die Einzelheiten zueinander passen?»
«Er ist ein entsetzlicher Esel», meinte Bündel bitter. «Sie haben einen groben Fehler gemacht, Jimmy, als sie ihm alles erzählten.»
«Es tut mir sehr leid. Damals hielt ich es für richtig. Ich war ein Idiot! Verdammt. Der alte Bill wird doch nicht…»
«Sie haben keine Ahnung, wie solche Abenteuerinnen sind», belehrte Bündel ihn, «wie die einen um den Finger wickeln!»
«Nein, das weiß ich tatsächlich nicht. Bei mir hat man es nämlich noch nie versucht.» Jimmy seufzte.
Sie schwiegen einen Moment. Jimmy wälzte die Geschehnisse in seinem Kopf hin und her. Je mehr er darüber nachdachte, desto unbefriedigender schienen sie.
«Battle will also, dass man die Gräfin in Ruhe lässt», meinte er schließlich.
«Ja.»
«Weil er glaubt, durch sie zum Kopf der Bande geführt zu werden?»
Bündel nickte.
Jimmy runzelte die Stirn und überlegte, was dabei herauskommen könnte. Offensichtlich verfolgte Battle einen ganz bestimmten Plan.
«Sir Stanley Digby ist heute Morgen schon sehr früh nach London zurückgefahren, nicht wahr?», fragte er.
«Ja.»
«Mit O’Rourke?»
«Ja, ich glaube.»
«Sie meinen doch nicht… nein, das ist unmöglich!»
«Was?»
«Dass O’Rourke irgendwie in der Sache mit drinhängt?»
«Vielleicht», sagte Bündel grübelnd. «Er ist das, was man eine sehr vitale Persönlichkeit nennt. Es würde mich nicht wundern, wenn… ach, mich wundert überhaupt nichts mehr! Nur eines steht für mich fest: Ich weiß, wer Nummer sieben nicht ist!»
«Wer?»
«Superintendent Battle.»
«Ach so! Ich dachte, George Lomax.»
«Pst! Da kommt er.»
Tatsächlich kam Lomax direkt auf sie zu. Jimmy murmelte eine Entschuldigung und machte sich davon. Lomax setzte sich zu Bündel.
«Liebe Eileen, müssen Sie uns wirklich verlassen?»
«Mein Vater scheint sich ziemlich aufzuregen. Ich glaube, ich muss tatsächlich nachhause und Händchen halten.»
«Diese kleine Hand wird ihn sicher trösten», meinte George warm und drückte sie scherzhaft. «Meine liebe Eileen, ich verstehe Ihre Gründe, sie ehren Sie auch. Heute, in der Zeit des Wechsels und der Unsicherheit…»
Jetzt legt er wieder los, dachte Bündel verzweifelt.
«… wo die alten Maßstäbe nicht mehr gelten, ist es die Aufgabe unserer Klasse, mit leuchtendem
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