Der letzte Joker
George Lomax ermutigend, weil er ahnte, dass noch mehr kommen würde.
«Ich wollte Sie nicht stören – nur, ich dachte, dass die Sache etwas mit dem Einbruch hier zu tun haben könnte. Mein Vater regt sich so auf, weil einer unserer Diener verschwunden ist. Er ging gestern Abend weg und ist bis jetzt noch nicht zurückgekehrt.»
«Wie hieß er denn?» Es war Sir Oswald, der das Verhör begann.
«John Bauer.»
«Engländer?»
«Er behauptet, Schweizer zu sein – aber ich vermute, dass er Deutscher ist. Allerdings spricht er perfekt Englisch.»
«Aha!» Sir Oswald holte mit einem langen, befriedigten Zischen Luft. «Und er war… wie lange in Chimneys? »
«Kaum einen Monat.»
Sir Oswald wandte sich an die anderen Gentlemen: «Das ist unser Mann! Sie wissen so gut wie ich, Lomax, dass mehrere ausländische Regierungen hinter der Sache her sind. Jetzt erinnere ich mich genau an den Mann – groß, gute Manieren. Kam etwa vierzehn Tage bevor wir auszogen. Ein geschickter Schachzug. Hier hätte man jedem neuen Diener misstraut, aber in Chimneys, fünf Meilen entfernt…» Er beendete den Satz nicht.
«Glauben Sie, dass der Plan schon vor so langer Zeit gefasst wurde?»
«Warum nicht? Die Erfindung ist Millionen wert, Lomax! Zweifellos hoffte Bauer, dass er in Chimneys Zugang zu meinen privaten Papieren bekäme und somit etwas über kommende Absprachen erführe. Möglicherweise hatte er in diesem Haus einen Komplizen – irgendjemand, der ihn mit dem Plan des Hauses vertraut machte und dafür sorgte, dass O’Rourke ein Schlafmittel bekam. Bauer war der Mann, den Miss Wade am Efeu herunterklettern sah – der große, kräftige Mann!» Er wandte sich an Superintendent Battle. «Bauer ist der Gesuchte, Superintendent! Und irgendwie ist er Ihnen durch die Finger geschlüpft.»
24
K ein Zweifel, Superintendent Battle war verblüfft. Gedankenvoll strich er sich über das Kinn.
«Sir Oswald hat Recht, Battle», sagte Lomax. «Das ist unser Mann. Irgendwelche Aussichten, dass er erwischt wird?»
«Vielleicht, Sir. Die Geschichte sieht wirklich… nun, verdächtig aus. Natürlich kann der Mann auch wieder auftauchen – in Chimneys, meine ich.»
«Halten Sie das für wahrscheinlich?»
«Nein», bekannte Battle. «Allem Anschein nach ist Bauer tatsächlich der Täter. Aber ich begreife nicht, wie er den Park unbemerkt betreten und verlassen konnte.»
«Ich sagte schon, was ich von den Männern halte, die Sie engagierten», meinte Lomax. «Hoffnungslos ungeeignet! Ich will Ihnen nicht die Schuld daran geben, Superintendent, aber…» Seine Pause war beredt.
«Na schön», meinte Battle leichthin, «ich habe einen breiten Buckel!» Er schüttelte den Kopf und seufzte. «Ich muss sofort telefonieren. Tut mir leid, Mr Lomax – ich habe diese Sache ziemlich verpfuscht. Aber die Geschichte ist sehr verwickelt, verwickelter als Sie denken!» Eilig verließ er das Zimmer.
«Kommen Sie mit mir in den Garten», sagte Bündel zu Jimmy Thesiger, «ich möchte mit Ihnen reden.»
Sie gingen durch die Terrassentür nach draußen. Jimmy starrte stirnrunzelnd auf den Rasen.
«Was ist denn?», fragte Bündel.
Jimmy berichtete von Battles Vermutung, dass die Pistole auf den Rasen geworfen worden sei. «Ich möchte bloß wissen», beendete er seine Ausführungen, «was in dem alten Battle vorging, als er Coote aufforderte, die Pistole hinauszuwerfen. Er hat irgendwas vor, da könnte ich schwören. Wie dem auch sei, sie landete zehn Schritte weiter weg. Sie wissen, Bündel, dass Battle ein tiefes Wasser ist!»
«Ein außergewöhnlicher Mensch», sagte Bündel. «Aber jetzt möchte ich Ihnen von letzter Nacht erzählen.» Sie beschrieb ihr Gespräch mit dem Superintendenten. Jimmy hörte aufmerksam zu. «Die Gräfin ist also Nummer eins», meinte er nachdenklich. «Es passt genau! Nummer zwei – Bauer – kommt von Chimneys herüber und klettert zu O’Rourkes Zimmerfenster hinauf, denn er weiß, dass O’Rourke ein Schlafmittel bekommen hat – von der Gräfin oder sonst irgendjemand. Laut Vereinbarung soll er der Gräfin die Papiere hinunterwerfen, die unten drauf wartet. Dann wird sie durch die Bibliothek hinauf in ihr Zimmer huschen. Wenn Bauer beim Verlassen des Parks gefasst wird, findet man nichts bei ihm. Ja, es war ein guter Plan, aber er ging schief. Kaum war die Gräfin in der Bibliothek, hörte sie mich kommen und musste sich hinter der spanischen Wand verstecken. Ziemlich dumm, denn jetzt konnte sie ihren
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