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Der letzte Joker

Der letzte Joker

Titel: Der letzte Joker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Ganztagsjob.»
    «Bill sollte sich um sie kümmern», schlug Loraine vor.
    «Bill ist schon anderweitig engagiert.»
    «Glaub doch das nicht!»
    «Was? Nicht die Gräfin? Aber er ist doch ganz verrückt nach ihr.»
    Wieder schüttelte Loraine den Kopf. «Zwischen den beiden spielt sich was ab, das ich nicht ganz verstehe, aber es ist nicht die Gräfin, die Bill interessiert, sondern Bündel. Heute Morgen unterhielt ich mich gerade mit Bill, als Mr Lomax in den Garten marschierte und sich neben Bündel setzte. Er nahm ihre Hand, und Bill ging los wie… wie eine Rakete!»
    «Was für merkwürdige Leute es gibt», sagte Mr Thesiger. «Unvorstellbar, dass man seine Gedanken woanders hat, wenn man sich mit dir unterhält. Aber du überraschst mich sehr, Loraine. Ich dachte, unser einfältiger Bill sei mit fliegenden Fahnen in die Arme der schönen Abenteuerin übergelaufen. Bündel glaubt es auch.»
    «Möglich. Aber ich sage dir, Jimmy, es stimmt nicht!»
    «Was steckt denn dann dahinter?»
    «Glaubst du nicht, Bill könnte auf eigene Faust ein bisschen herumschnüffeln?»
    «Bill? Er hat nicht Köpfchen genug.»
    «Ich bin nicht so sicher. Wenn so ein gradliniger Muskeltyp wie Bill den Gerissenen spielt, glaubt ihm kein Mensch.»
    «Und infolgedessen hat er freie Hand und erreicht mehr als andere. Ja, da ist was dran! Trotzdem hätte ich es bei Bill nie vermutet. Er spielt das Schoßhündchen der Gräfin so perfekt! Hier irrst du dich, Loraine! Die Gräfin ist eine außerordentlich schöne Frau – natürlich nicht mein Typ», fügte er hastig hinzu, «und der alte Bill hatte schon immer ein Herz wie ein Bienenhaus.»
    Loraine war nicht überzeugt. Jimmy sah es ihr an.
    «Nun», sagte er, «denk, was du willst! Jedenfalls sind wir uns über die Sache mehr oder weniger einig. Du fährst mit Bündel nach Chimneys und hältst sie um Gottes willen davon ab, noch einmal ihre Nase in diesen Seven Dials Club zu stecken. Der Himmel weiß, was passiert, wenn sie es wieder tut.»
    Loraine nickte.
    «Und jetzt», sagte Jimmy, «wären ein paar Worte mit Lady Coote ratsam.»
    Lady Coote saß auf einer Gartenbank und arbeitete an einer Wollstickerei, die eine unglückliche, weinend über eine Urne gebeugte junge Frau darstellte. Sie rückte sofort zur Seite, um Jimmy Platz zu machen, und Jimmy, ein wohl erzogener junger Mann, bewunderte augenblicklich ihr Werk.
    «Es gefällt Ihnen?», rief Lady Coote entzückt. «Meine Tante Selina hat es angefangen, eine Woche bevor sie starb. Leberkrebs, die Arme.»
    «Wie scheußlich.»
    «Was macht die Schusswunde?»
    «Es geht. Ein bisschen lästig, das ist alles.»
    «Sie müssen vorsichtig sein», sagte Lady Coote in warnendem Ton. «Bei so etwas haben schon Blutvergiftungen eingesetzt – da könnten Sie Ihren ganzen Arm einbüßen!»
    «Was! Das hoffe ich nicht!»
    «Ich warne Sie ja auch nur.»
    «Wo wohnen Sie eigentlich im Augenblick?», erkundigte sich Mr Thesiger. «In der Stadt oder auf dem Land?»
    Wenn man bedachte, dass er die Antwort sehr wohl kannte, stellte er die Frage mit bewundernswerter Unschuld.
    Lady Coote seufzte tief. «Sir Oswald hat Herzog Altons Haus gemietet. Letherbury. Kennen Sie es zufällig?»
    «Ja, ziemlich gut sogar. Spitze, nicht wahr?»
    «Ach, ich weiß nicht. Ein bisschen groß und düster. Reihenweise Bilder von entsetzlich aussehenden Leuten. Die so genannten alten Meister finde ich bedrückend. Sie hätten unser kleines Haus in Yorkshire sehen sollen, Mr Thesiger, als Sir Oswald noch ein gewöhnlicher Mr Coote war. So eine hübsche Halle und so ein gemütliches Wohnzimmer! Mit einer Kaminecke. Es war weiß gestreift tapeziert, mit einem Fries aus Glyzinien. Ich hatte das Dessin selbst ausgesucht. Satinstreifen, wissen Sie, nicht Moire. Viel geschmackvoller. Das Esszimmer lag nach Nordosten, nicht sehr sonnig, aber ich hatte es scharlachrot tapezieren lassen und hängte lustige Jagdstiche auf – ach, es war so schön wie Weihnachten.»
    Bei diesen Erinnerungen ließ Lady Coote vor Aufregung mehrere kleine Wollknäuel fallen, die Jimmy beflissen aufhob.
    «Danke Ihnen, mein Lieber», sagte Lady Coote. «Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja, bei den Häusern, ich mag gemütliche Häuser. Wo man sich die Einrichtung selbst aussuchen kann.»
    «Sicherlich wird Sir Oswald bald ein eigenes Haus kaufen», vermutete Jimmy. «Dann können Sie es so einrichten, wie Sie wollen.»
    Lady Coote schüttelte traurig den Kopf. «Sir Oswald möchte, dass es ein

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