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Der letzte Joker

Der letzte Joker

Titel: Der letzte Joker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Innenarchitekt macht. Sie können sich vorstellen, was das bedeutet!»
    «Oh! Aber man wird Sie zurate ziehen!»
    «Es wird ein sehr feines Haus werden – ganz antik. Über die Dinge, die ich gemütlich und heimelig finde, rümpfen solche Leute die Nase. Nicht, dass sich Sir Oswald nicht immer zuhause sehr wohl gefühlt hätte – ich möchte sogar behaupten, dass er insgeheim genauso empfindet wie ich –, aber heute ist das Beste gerade gut genug für ihn. Er hat es fantastisch weit gebracht und möchte es natürlich auch zeigen. Aber wie oft habe ich mich schon gefragt, wohin das noch führen soll.»
    Jimmy sah sie mitfühlend an.
    «Es ist dasselbe wie mit einem scheu gewordenen Gaul», fuhr Lady Coote fort. «Sir Oswald rennt weiter und weiter, bis er eines Tages nicht mehr bremsen kann. Er gehört zu den reichsten Männern Englands – aber ist er damit zufrieden? Nein, er will noch mehr! Er möchte – ach, ich weiß nicht, was er noch sein möchte. Ich sage Ihnen, manchmal erschreckt mich das richtig.»
    «Wie dieser Bursche aus Persien», sagte Jimmy, «der immer noch mehr Welten erobern wollte.»
    Lady Coote nickte zustimmend, ohne zu wissen, von wem er sprach.
    «Und wird sein Magen die Strapazen aushalten?», fuhr Lady Coote mit Tränen in den Augen fort. «Er – ein Invalide – bei seinen Plänen – oh, ich kann es nicht ertragen, daran auch nur zu denken!»
    «Aber er sieht doch sehr gesund aus», meinte Jimmy tröstend.
    «Ihn beschäftigt etwas», sagte Lady Coote. «Er ist über irgendetwas beunruhigt!»
    «Worüber denn?»
    «Das weiß ich nicht. Vielleicht hat es mit der Firma zu tun. Ein Segen, dass er Mr Bateman hat. So ein gewissenhafter junger Mann – und so verantwortungsbewusst.»
    «Unglaublich verantwortungsbewusst.»
    «Sir Oswald gibt viel auf sein Urteil. Er sagt, dass Mr Bateman immer Recht hat.»
    «Das war schon vor Jahren eine seiner miesesten Eigenschaften», bemerkte Jimmy grimmig.
    Lady Coote wirkte etwas verwirrt.
    «Es, war ein so herrliches Wochenende, das wir letzthin bei Ihnen in Chimneys verbringen durften», schwärmte Jimmy. «Ich meine, es wäre herrlich gewesen, wenn der arme Gerry nicht seinen Geist aufgegeben hätte. Wirklich reizende Mädchen.»
    «Ich finde Mädchen heute sehr überraschend», meinte Lady Coote. «Nicht mehr romantisch, wissen Sie. Ich habe noch mit meinen eigenen Haaren ein Taschentuch umhäkelt, als ich mich mit Sir Oswald verlobte.»
    «Tatsächlich? Wie schön! Aber ich fürchte, jetzt haben die Mädchen zu kurze Haare.»
    «Das stimmt. Doch es äußert sich auch in anderen Dingen. Ich erinnere mich an meine Mädchenzeit, als eines Tages einer meiner… nun… Verehrer einmal eine Hand voll Kies aufhob und eine Freundin bemerkte, dass er dies bestimmt nur tue, weil ich darübergegangen sei. So eine nette Idee, dachte ich. Obwohl es sich hinterher herausstellte, dass er an einer technischen Hochschule Mineralogie – oder heißt es Geologie? – studierte. Ich fand den Einfall hübsch – wie einem Mädchen das Taschentuch stehlen und aufbewahren und Ähnliches.»
    «Peinlich, wenn sich das Mädchen die Nase putzen will», antwortete der praktisch denkende Mr Thesiger.
    Lady Coote legte ihre Handarbeit nieder und sah ihn fragend, doch freundlich an. «Gestehen Sie schon, gibt es in Ihrem Leben kein nettes Mädchen, das Sie verehren? Für die Sie gern arbeiten und der Sie gern ein Heim bieten würden?»
    Jimmy errötete und murmelte etwas Unverständliches.
    «Ich dachte, Sie seien in Chimneys mit Vera Daventry ganz gut zurechtgekommen.»
    «Mit Socks?»
    «So wird sie genannt. Obwohl ich nicht begreife, warum. Es ist nicht hübsch.»
    «Sie ist Spitzenklasse. Ich würde sie gern Wiedersehen.»
    «Nächstes Wochenende besucht sie uns.»
    «Ja, wirklich?» Jimmy bemühte sich, möglichst viel Sehnsucht in seine Stimme zu legen.
    «Würden Sie… würden Sie auch gern kommen?»
    «Sehr gern», antwortete Jimmy herzlich. «Vielen Dank, Lady Coote.» Und mit wiederholten herzlichen Dankesbezeugungen verabschiedete er sich.
    Sofort tauchte Sir Oswald an der Seite seiner Frau auf. «Womit hat dich dieser Grünschnabel denn gelangweilt?», fragte er. «Ich kann den Kerl nicht ausstehen.»
    «Er ist ein netter Junge», verteidigte ihn Lady Coote. «Und so tapfer. Bedenke nur, wie er letzte Nacht verletzt wurde!»
    «Ja, weil er seine Nase in Dinge steckt, die ihn nichts angehen.»
    «Du bist sehr unfair, Oswald!»
    «Hat noch nie einen Tag in seinem

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