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Der letzte Joker

Der letzte Joker

Titel: Der letzte Joker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Leben anständig gearbeitet. Ein. Taugenichts. Der würde es nie zu was bringen, wenn er von unten anfangen müsste.»
    «Du musst dir heute Nacht nasse Füße geholt haben. Hoffentlich kriegst du keine Lungenentzündung. Kürzlich ist Freddie Richards daran gestorben. Mein Gott, Oswald, mir jagt es jetzt noch einen Schauer über den Rücken, wenn ich daran denke, dass du im Garten warst, während ein Einbrecher dort frei herumlief. Er hätte dich erschießen können. Übrigens habe ich Mr Thesiger fürs nächste Wochenende eingeladen.»
    «Der junge Mann kommt mir nicht über die Schwelle, verstanden, Maria?»
    «Warum?»
    «Das ist meine Sache.»
    «Tut mir leid, Liebling», antwortete Lady Coote munter. «Ich habe ihn bereits eingeladen, das kann man nicht mehr rückgängig machen. Würdest du bitte das rosa Wollknäuel aufheben?»
    Mit zornrotem Gesicht kam Sir Oswald der Bitte nach. Er sah seine Frau an und zögerte. Lady Coote fädelte friedlich den Faden wieder ein.
    «Gerade am nächsten Wochenende möchte ich Thesiger nicht treffen», sagte er schließlich. «Ich habe von Bateman einiges über ihn gehört. Er war mit ihm zusammen in der Schule.»
    «Was erzählte Mr Bateman denn?»
    «Nichts Gutes. Er hat mich sogar ausdrücklich vor ihm gewarnt.»
    «Ach tatsächlich?», rief Lady Coote nachdenklich.
    «Vor Batemans Urteil hege ich den größten Respekt. Ich kann mich nicht erinnern, dass er sich je irrte.»
    «Mein Gott, was habe ich da bloß angestellt! Natürlich würde ich ihn niemals eingeladen haben, wenn ich das geahnt hätte. Warum hast du es mir nicht früher gesagt, Oswald? Jetzt ist es zu spät.»
    Sie begann, sorgfältig ihre Handarbeit zusammenzulegen. Sir Oswald beobachtete sie dabei, wollte etwas sagen und zuckte mit den Schultern. Er folgte ihr ins Haus. Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen ging Lady Coote voraus. Sie liebte ihren Mann, aber sie liebte es auch – auf eine stille, unauffällige, ganz weibliche Weise –, ihren Willen durchzusetzen.

26
     
    « D eine Freundin ist ein reizendes Mädchen, Bündel», sagte Lord Caterham.
    Schon seit fast einer Woche war Loraine in Chimneys. Die hohe Meinung ihres Gastgebers war hauptsächlich entstanden, weil sie sich mit charmanter Bereitwilligkeit in der Wissenschaft der kürzeren Golfschläge unterweisen ließ.
    Nach dem langweiligen Winter auf dem Festland hatte Lord Caterham angefangen, Golf zu spielen. Er war ein unmöglicher Spieler und liebte diesen Sport daher um so enthusiastischer. Die meisten Vormittage verbrachte er damit, mit dem Mashie zu üben und den Ball über Büsche und Sträucher zu schlagen – oder es zumindest zu versuchen, wobei er riesige Löcher in den samtigen Rasen hackte und damit MacDonald zur Verzweiflung brachte.
    «Wir müssen einen kleinen Platz anlegen», sagte Lord Caterham zu einem Gänseblümchen. «Einen hübschen kleinen Platz. Aufgepasst, Bündel. Das rechte Knie gebeugt, langsam ausholen, den Kopf ruhig halten und dann los, aus dem Handgelenk.»
    Der Ball sauste über den Rasen und verschwand in den Tiefen eines Rhododendrongebüschs.
    «Merkwürdig», meinte Lord Caterham, «was habe ich denn falsch gemacht? Also, wie gesagt, Bündel, deine Freundin ist ein reizendes Mädchen. Ich glaube wirklich, dass ich ihr Interesse für Golf geweckt habe. Heute hat sie ein paar prächtige Schläge gemacht – wirklich, ich könnte es fast nicht besser!»
    Wieder holte Lord Caterham sorglos aus und riss mit seinem Schläger ein großes Stück Rasen los. MacDonald, der gerade vorbeikam, stampfte es wieder fest. Der Blick, mit dem er Lord Caterham bedachte, hätte jeden, außer einem passionierten Golfspieler, in die Erde versinken lassen.
    «Wenn MacDonald die Cootes wirklich zu streng behandelt hat, was ich nicht bezweifle», meinte Bündel, «wird er jetzt dafür bestraft.»
    «Warum kann ich auf meinem eigenen Grund und Boden nicht tun, was ich will? MacDonald sollte sich lieber für die Fortschritte, die meine Spielweise macht, interessieren – die Schotten sind eine große Golfspielernation!»
    «Du Ärmster. Aus dir wird nie ein großer Golfspieler, aber so machst du wenigstens keine Dummheiten.»
    «Das stimmt nicht. Kürzlich habe ich das sechste Loch mit fünf Schlägen geschafft. Die Profis haben ganz schön gestaunt.»
    «Was du nicht sagst.»
    «Übrigens, Sir Oswald spielt sehr gut, wirklich. Sehr fair. Kein besonderer Stil – zu steif. Und immer direkt aufs Loch zu. Doch ist es nicht komisch?

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