Der letzte Krieg der Engel (German Edition)
Kopf. „Oder wirke ich wie eine kleine, fette Putte? Großer Gott, wenn die himmlischen Armeen wirklich aus Putten und Schwuchteln bestehen würden, hätte Helal schon den ersten Krieg gewonnen!“
„Leandra war vorhin sehr ... verletzend“, griff William etwas auf, das ihm dazu einfiel. „Sie geht arg unter die Gürtellinie, hm?“
„Du willst wissen, wie sie das gemeint hat.“ Arel konnte nicht umhin, die versteckte Neugier des Mönches rang ihm ein Schmunzeln ab. „Sie meinte es, wie sie es sagte: Ich bin eine ‚schwanzlose Missgeburt‘; ich habe natürlich keine Geschlechtsorgane.“
„Nein, natürlich nicht.“ William verbarg ein Stirnrunzeln, was Arel noch breiter grinsen ließ. „Wozu solltest du auch?“
„Eben, das hatte ich auch versucht, ihr zu erklären“, sagte Arel ernsthaft. „Ich wollte ihr im Grunde sagen, dass sie vor mir nicht diese unsinnige Angst haben muss, aber du hast ja gesehen, was sie damit macht.“
„Ja, sie kann doch sehr ... bissig sein.“ William sah Arel forschend an. „Es ...“
„Vergessen wir das Thema bitte“, unterbrach ihn der Engel unwillig. „Was ist nun? Kann ich sie für die Nacht einsperren, oder ...?“
„Ja, es gibt Zellen, die von außen zu verriegeln sind“, erwiderte William und sah Arel weiterhin so forschend an. „Aber sie sind im Moment als Lagerraum genutzt, wir würden erst eine von ihnen herrichten müssen.“
„In Ordnung.“ Arel nickte, obwohl er das Gesicht verzog. „Heute Nacht werden wir sowieso nicht soviel schlafen, da wird es auch so gehen. Es tut mir leid, dass wir so viele Umstände machen.“
„Nein, das ist schon in Ordnung“, winkte William ab und erhob sich ebenfalls, als Arel aufstand. „Wir sind glücklich, bei so einer wichtigen Aufgabe mitzuhelfen.“
„Ich wünschte, wir müssten uns nicht alle mit so etwas rumärgern“, murmelte Arel. Er schob seine Hände in die Taschen seines Mantels. „Ich will nicht hier sein, Leandra noch weniger als ich, und auch sonst ...“
William hätte noch sehr, sehr viele Fragen gehabt, aber er spürte, dass der Engel jetzt nicht in der Stimmung zum Plaudern war. So nickte er nur und sah ihm hinterher, wie er das Büro verließ.
So sehr sich Arel auch gegen die Aufgabe sträubte, die ihm Arameel gestellt hatte; er nahm sie sehr ernst. Er ging als Erstes zur Bibliothek des Klosters, um nach Leandra zu sehen, ehe er sich um seine eigenen Belange kümmerte.
Dieses Kloster war eines der ältesten in den USA, seine Mauern waren aus massiven, kalten Steinen zusammengefügt, die es immer kühl wirken ließen, egal, wie warm der Tag draußen auch gewesen sein mochte.
Inzwischen war die Sonne untergegangen. Arel entdeckte Leandra im Schein vieler Kerzen in einem alten, hochlehnigen Ohrensessel am Ende des lang gestreckten Raumes, der an drei Wänden über und über mit alten, in Leder gebundenen Büchern bedeckt war. In regelmäßigen Abständen standen Stehpulte im Raum, die ganz offenkundig alle noch benutzt wurden, um die alten Folianten zu studieren, zu überprüfen und auszubessern, sollte es vonnöten sein.
Der Mönch, der mit Leandra hierher gegangen war - Bruder Andreas -, sah kurz auf, als er den Luftzug spürte, den Arels Betreten des Raumes mit sich brachte, aber der Engel legte einfach einen Finger über die Lippen. Er wollte nicht, dass Leandra ihn bemerkte.
Stattdessen lächelte er ganz schmal, betrachtete die Sterbliche, die ihre Nase tief in einem der alten Bücher versenkt hatte, und drehte dann lautlos auf dem Absatz wieder um.
Sein eigener Weg führte ihn zum Hinterausgang des Klosters, er wollte diese heiligen Mauern verlassen. Obwohl es beinahe ganz dunkel war, fand er seinen Weg über ein angrenzendes Feld in den dahinterliegenden Wald problemlos.
Er war die Nähe von Sterblichen nicht gewöhnt, hatte sich niemals mit ihnen eingelassen und Leandra war ein ganz besonderes Exemplar. Sie trieb ihn in den Wahnsinn, wollte ihn verletzen, wo sie nur konnte. Und es gelang ihr erstaunlich gut.
Er brauchte eine Auszeit, musste für eine Weile für sich alleine sein und spazierte ziellos durch den Wald, bis er einen kleinen Flusslauf erreicht hatte, der sich hier seinen Weg durch das Grün suchte.
Was Yarden jetzt wohl so trieb? Arel konnte sich gefühllos geben, soviel er wollte, er vermisste seinen Freund und Weggefährten sehr. Wenn er ehrlich war, so bereute er die vorschnelle Absage an Arameel längst. Gut, das Angebot, als Ausbilder und Krieger ins
Weitere Kostenlose Bücher