Der letzte Krieg der Engel (German Edition)
gleich vorweg. „Wie du vielleicht mitbekommen hast, bin ich schon seit `ner Weile nicht mehr up to date, was die Vorgänge im Paradies betrifft. Aber soweit ich weiß, wird die Eine den neuerlichen Krieg zwischen Luzifers und Gottes Armeen entscheiden.“
„Und wie?“ Im Licht des einen Kerzenleuchters auf dem Tisch konnte Arel die Angst in Leandras Augen sehen, auch wenn sie versuchte, das zu verbergen.
„Das weiß ich nicht“, bedauerte Arel erneut. „Ich weiß nur, dass es für uns alle besser ist, wenn du in meiner Obhut bist und dich Helal nicht zu fassen bekommt.“
„Arel?“ Auf einmal klang Leandra unsicher. „Was ... was würde passieren, wenn Luzifer den Krieg gewinnen würde?“
„Kennst du die Bibel?“, fragte Arel. „Die schlimmsten Passagen daraus, denke ich. Wenn es losgeht, wenn Helal wirklich gegen Gott in die Schlacht zieht, wird sich hier unten die Apokalypse zeigen.“
„Und ... und das heißt?“ Natürlich hatte Leandra eine Ahnung davon, was in der Offenbarung des Johannes stand, aber sie wusste einfach nicht, was das für sie, für die Menschheit bedeuten würde.
„Helal würde sowohl den Himmel als auch die Erde zu seinem Reich machen“, sprach Arel weiter und sein Gesicht wurde düster. „Er ist der Herrscher der Dunkelheit, Leandra! Und das nicht nur, weil Gott ihn in die Hölle geschickt hat. Es ist einfach seine Art, sein Wesen. Eben jene Dunkelheit käme über das Paradies, und auch über die Erde; sie würde von seinen Wesen bevölkert werden.“
„Du ... du sprichst mir wirklich in Rätseln.“ Obwohl sie bei jedem Satz stockte und Angst in ihren Augen stand, klang ihre Stimme bissig und sie verzog unwillig das Gesicht. „Kannst du dich nicht einmal klar ausdrücken, Engel? Was sind ‚seine Wesen’?“
„Dämonen, dunkle Engel.“ Arel zuckte die Schultern, glitt dann von seinem Stuhl und ging vor dem Bett in die Hocke. Er streckte seine Hände nach ihr aus. „Halt still, dann zeige ich sie dir.“
„Wie?“ Leandra wollte zurückzucken, aber Arel legte ihr vorsichtig beide Hände an die Wangen, um mit den Daumen die Linien ihrer Augenbrauen nachzuzeichnen.
„Was tust du?“ Leandras Stimme war schrill. In ihrem Geist formte sich ein Bild, das sie lieber nicht gesehen hätte:
Es war schwer, in den unzähligen Schattierungen aus Schwarz und Grau etwas zu erkennen, war das menschliche Auge doch für die hellere Seite des Lebens geschaffen. Aber dann konnte Leandra in der wabernden, schillernden Dunkelheit Gestalten ausmachen, die ihr den Atem stocken ließen.
Es waren Höllenwesen, absonderlich wie Tiefseebewohner, aber noch um vieles erschreckender. Ihr gesamtes Sein schien darauf ausgerichtet, Schmerzen zuzufügen, sie bestanden aus grausamen Beißwerkzeugen, Stacheln, Krallen und gräulichen, glitschigen Saugnäpfen.
Sie waren nicht für das Leben im Sonnenlicht geschaffen. Leandra ahnte, dass es der Gesundheit eines Menschen nicht förderlich sein würde, mit ihnen in Kontakt zu treten.
„Ich denke, du hast genug gesehen.“ Arel spürte Leandras Entsetzen sehr deutlich und zog sich in dieser Sekunde mit ihr aus dem Szenario zurück, um ihr für einen winzigen Moment mit einer Hand über die Wange zu streicheln. „Das sind Helals Wesen, kleine Sterbliche! Und sie werden unter euch wüten, das versichere ich dir.“
„Großer Gott!“ Leandra konnte es nicht verhindern, Tränen liefen ihr aus den Augen. Sie ließ es sogar zu, dass Arel sie wegwischte. „Das darf doch alles nicht wahr sein! Arel, ich will damit nichts zu tun haben!“
„Natürlich nicht.“ Der Gregorie hatte vollstes Verständnis für die Frau, denn auch ihm ging es nicht anders. „Aber ich werde es leider nicht ändern können.“
„Tätest du es, wenn du es könntest?“ Leandras Augen waren traurig, dennoch war ihr Blick weich und sie sah ihn auf eine Art an, die ihm neu war.
„Ja, ich denke schon“, sagte er und versuchte sogar ein Lächeln. „Ich würde auch nichts lieber tun, als diesen Auftrag hier beenden und nach Hause gehen.“
„Was erzählt man sich über dich, Arel?“ Ehe er es sich versah, hatte Leandra schon wieder einen listigen Tonfall in der Stimme, aber das bemerkte er gar nicht. „Die Mönche hier haben einen Heidenrespekt vor dir, aber sie reden auch über dich ... Was hast du im Himmel getan, was war deine Aufgabe?“
„Gregorie sind Beschützer. Wir kämpfen, wir behüten“, sagte Arel und ließ sich wieder auf dem Stuhl nieder. „Es
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