Der letzte Krieg der Engel (German Edition)
Rahmenbedingungen.“
Er zuckte sehr lässig die nackten Schultern und hob kurz den Arm, um sich Schweiß aus den Augenbrauen zu wischen. Dabei ließ er Leandra die Narbe unter seinem Arm sehen und die starrte einen Moment darauf. ‚Göttliche Waffen können uns verletzen und töten’ hatte er ihr vor einer Weile gesagt. Jetzt hatte sie eine solche Waffe in den Händen ...
„Ich werde nicht mit einer echten Waffe gegen dich antreten“, wollte Leandra widersprechen, während sie den großen, erstaunlich leichten Schild an ihrem linken Arm befestigte, aber Arel ging vollkommen ohne Vorwarnung zum Angriff über und sie musste mit einem Keuchen ein, zwei Schläge von ihm parieren.
„So, wirst du nicht?“ Er grinste boshaft und sah aus den Augenwinkeln, dass sie Zuschauer hatten. Eine Handvoll Mönche hatten sich im Kreuzgang vorm Innenhof versammelt und sahen ihnen aus den tiefen Schatten zu.
„Nein, verdammt!“, fauchte Leandra erneut und musste zwei weitere - nicht einmal sehr kräftige - Hiebe mit dem Schild und dem Schwert parieren. „Ich will dich nicht verletzen.“
„Oh, das ist komisch!“ Arel lachte amüsiert. „Wie willst du mich denn verletzen, hm? Denkst du, nur weil du eine göttliche Waffe in den Händen hältst, könntest du einen Ihrer besten Krieger auch nur mit der Klinge berühren?“ Er verzog das Gesicht in seiner grandiosen Mimik, spöttisch, abwertend und gemein, während er die Arme weit ausbreitete und ihr damit die ungeschützte Brust anbot.
Leandra ging ihm, ohne nachzudenken, auf den Leim. Er machte sie schon wieder wütend, sie machte einen schnellen Ausfallschritt nach vorne und stieß gleichzeitig den Schwertarm vor.
„Gut“, lobte Arel, obwohl er ihr mit einer eleganten Lässigkeit auswich. „Komm schon, streng dich an.“
Er griff sie wieder an, zwang sie, sich zu verteidigen ... und verpasste ihr einen gut zwanzig Zentimeter langen Schnitt am Oberarm, als sie einen seiner Schwerthiebe zu nachlässig parierte.
„Siehst du, das kommt dabei heraus“, sagte er unbeeindruckt, als Leandra vor Schmerz aufheulte und die linke Hand auf die Wunde presste, unter der rotes Blut hervorquoll. „Reicht das, um dich außer Gefecht zu setzen?“
„ Fuck you“, fauchte Leandra zu seiner Verblüffung und ging wieder auf ihn los, ungeachtet des warmen Blutes, das über ihren Arm lief.
Nachdem sie Arel zwei, dreimal gezwungen hatte, wuchtig geführten Hieben auszuweichen oder sie gar zu parieren, hob der schließlich beide Hände und verbeugte sich vor ihr, als sie keuchend das Schwert sinken ließ.
„Das war sehr gut“, lobte er.
Applaus brandete auf und Leandra nahm erst jetzt die Zuschauer zur Kenntnis.
„Komm her.“ Arel winkte sie näher, rammte sein Schwert in den Boden und griff Leandra am Oberarm, um sich ihre Wunde anzusehen. „Ist nicht tief“, erklärte er und legte die Hand darauf.
Leandra keuchte. Aber es war nur im ersten Moment unangenehm, dann wurde die Stelle warm, es kribbelte leicht - und in der nächsten Sekunde war alles vorbei.
Als Arel die Hand zurückzog, war die Schnittwunde verschwunden, nur noch das bereits trocknende Blut auf ihrer Haut verriet, dass sie überhaupt verletzt gewesen war.
Leandra starrte Arel verblüfft an. „Wie hast du das gemacht?“, wollte sie tief beeindruckt wissen, aber Arel schlüpfte bereits in sein Sweatshirt.
„Ich bin ein Engel, schon vergessen?“, fragte er zurück und grinste etwas schief. „Ich bin geschaffen, um zu dienen und zu helfen.“
„Danke.“ Leandra wusste, dass er selbst für diese Wunde verantwortlich war, dennoch bedankte sie sich aufrichtig.
Arel nickte knapp, ehe er die Waffen einsammelte, in einem kleinen Raum am Ende des Kreuzganges verstaute und ohne ein weiteres Wort den Übungsplatz verließ.
Etwas an seinem Abgang und seiner ganzen Körperhaltung war seltsam, er wirkte viel zu wenig erfreut über die Lektion, die er Leandra erteilt hatte.
Sie folgte ihm leise, nachdem sie einen der Mönche abgeschüttelt hatte, der nach ihrem Arm hatte sehen wollen.
„Was ist mit dir?“ Arel fuhr herum, als sie ihm in seine kleine Zelle gefolgt war. Er versuchte, seine rechte Seite vor ihren Blicken zu verbergen.
„Nichts, was sollte sein?“, wollte er betont mürrisch wissen, die Augenbrauen so fest zusammengezogen, dass sich auf seiner Stirn sehr viele Falten bildeten, aber Leandra kam einen Schritt näher und streckte die Hand nach ihm aus.
„Ich weiß nicht“, sagte sie gedehnt.
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