Der letzte Krieg der Engel (German Edition)
wollte.
„Wir müssen hier weg“, wiederholte er und trat einen Schritt auf Leandra zu, die ihre Arme schutzsuchend unter den Brüsten verschränkt hatte. „Pack deine Sachen, okay? Wir ...“
„Ist das wirklich nötig?“, unterbrach ihn Bruder William und sah dem Engel forschend in die Augen. „Du hast ihn in die Flucht geschlagen. Denkst du, er wird so schnell wiederkommen?“
„Oh ja, das wird er“, sagte Arel und humpelte bereits aus dem Speisesaal. „Darauf kannst du Gift nehmen! Nicht nur, dass ich Ptach geschlagen habe; Helal wird sehr ungehalten sein und mehr von seinen Leuten schicken. Und zwar schnell.“
William wollte noch etwas sagen, aber Leandra folgte Arel bereits zurück zu ihren Zellen, wobei Arel kurz an ihrer Tür stehen blieb.
„Wir werden erstmal zu Fuß unterwegs sein“, erklärte er ihr. „Nimm also nur das mit, was du auf Dauer tragen kannst, okay? Ich gehe mir `ne andere Hose anziehen.“
„Tut es sehr weh?“ Leandra konnte sehen, dass die Wunde Arel mehr Schwierigkeiten als ‚ihr’ Schnitt im Arm machte, und das besorgte sie.
„Nicht der Rede wert“, winkte Arel aber ab und versuchte, nicht zu humpeln, während sie ihm nachsah.
18. Kapitel
Bruder William hatte noch zweimal versucht, sie aufzuhalten, aber Arel hatte ihn am Ende einfach ignoriert.
Jetzt folgte er einer schmalen, gewundenen Straße, die ihn Richtung Norden führte, Richtung Maine, obwohl es bis dahin noch sehr, sehr weit war.
Leandra folgte ihm stumm, den Rucksack mit ihrer persönlichen Habe auf den Schultern, während Arel immer noch seine Flügel ausgestellt hatte. Er benutzte sie, um das Gleichgewicht zu halten, denn er humpelte stark, stärker noch, als bei ihrem Aufbruch vor etlichen Stunden. Seit dem waren sie beinahe ununterbrochen unterwegs, Arel hatte Leandra nur hin und wieder eine Rast gegönnt, wobei er noch den Eindruck gemacht hatte, es ginge ihm gut.
Leandra konnte immer noch nicht sagen, dass sie freundschaftliche Gefühle für Arel entwickelt hätte, dennoch tat es ihr leid, ihn leiden zu sehen. Vordergründig empfand sie vielleicht ein Stück weit Genugtuung, aber auf der anderen Seite war sie sich darüber im Klaren, dass sie ohne Arel jetzt bereits tot wäre. Oder Schlimmeres.
Der Engel wurde immer langsamer und Leandra passte sich ihm an. Er würde erneut rasten müssen und verließ die Straße, um tief in ein Waldstück einzudringen, das sie gerade passierten.
Irgendwo mittendrin fand Arel zielsicher ein geschütztes Plätzchen inmitten einiger umgestürzter Bäume, die einen Sturm nicht überstanden hatten. Als sich Leandra mit einem Seufzen auf einem Stamm niederließ, sank er neben ihr nieder, die Augen geschlossen.
„Wie geht es dir?“, fragte Leandra, aber Arel winkte nur ab und bemühte sich um ein Lächeln, als er sie ansah.
„Es ist alles okay, wirklich.“ Aber sein Mundwinkel zuckte, als er so glatt log, dennoch ließ es Leandra auf sich beruhen und streifte vielmehr den Rucksack von den Schultern, um eine Flasche Wasser hervorzuziehen.
Die ließ sie beinahe fallen, als wie aus dem Nichts ein Mann vor Arel erschien, ein freundliches Lächeln lag auf seinen Lippen.
„Was ist denn bei euch los?“, fragte er.
Leandra konnte ihn einfach nur anstarren.
Arameel war recht klein, sogar leicht gedrungen und seine dunklen Haare wirkten, als wären sie mit zu viel Gel nach hinten gestrichen worden. Er trug einen fürchterlich schlecht sitzenden Anzug und zupfte auch noch ständig an ihm herum. Der Engel machte Leandra keine Angst, aber in ihren Augen funkelte Neugier und Arel drehte den Kopf zu ihr, ohne sich auch nur weiter aufzurichten.
„Leandra, das ist Arameel, mein alter Lehrer und Mentor“, stellte er den Seraphim vor. „Arameel, Leandra, die Eine.“
„Ich bin sehr erfreut.“ Arameel erinnerte sich offenbar an seine Manieren und verbeugte sich leicht vor Leandra, ehe er ihr die Hand gab. „Ich habe gehört, ihr seid auf der Flucht?“
„Das kann man wohl so sagen“, seufzte Arel und legte den Kopf mit einem Stöhnen in den Nacken. „Ich weiß nicht wie, aber Ptach ist im Kloster aufgetaucht ... direkt aus den Ebenen von Armageddon heraus! Arameel, was auch immer hier im Gange ist, es ist weit vorangeschritten.“
„Ich weiß.“ Arameel war es nicht wohl dabei, dass Leandra ihnen zuhörte, deswegen zog er kurz die Schultern hoch und ging dann vor Arel in die Knie. „Du bist verletzt?“
„Nur `n Kratzer“, wollte Arel abwinken, aber
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