Der letzte Krieg der Engel (German Edition)
Arameel legte seine Hand auf die Wunde. Arel jaulte gequält auf.
„So, nur ein Kratzer.“ Arameel zog unwillig die Augenbrauen zusammen und stand wieder auf. „Zieh die Hose aus und lass mich die Wunde in Augenschein nehmen.“
„Das ist nicht nötig!“ Arel gab sich immer noch stur, obwohl er vor Schmerz die Zähne zusammenbiss, aber Arameel sah ihn einfach so lange an, bis Arel der Aufforderung Folge leistete. Er kam mühsam auf die Füße und öffnete die Hose, um sie herunterzuziehen.
„Großer Gott!“ Leandra hatte die Wunde heute Morgen gesehen, und sie hatte auch damals die Wunde auf Arels Oberarm gesehen. Aber diese hier war dunkelrot, die Ränder eitrig, und als Arameel erneut sehr vorsichtig die Hand darauf legte, spürte er, wie heiß sie war.
„Verflucht, tut das weh!“ Arel hatte Schwierigkeiten, stillzuhalten, aber er biss einfach nur ganz fest die Zähne zusammen und hoffte darauf, dass Arameel vorsichtig war.
„Das sollte ich mir mal genauer ansehen ...“, murmelte er leise und bewegte die Hand beinahe beiläufig. Ein Lagerfeuer begann hell und warm neben ihnen zu lodern.
Mit einer ebenso beiläufigen Bewegung zauberte er einen Topf mit Wasser und einige Tücher herbei und hielt ein kurzes, dünnes Messer in der Hand, mit dem er sich über Arels Bein beugte.
„Was hast du vor?“ Leandra duzte den Engel ganz selbstverständlich und trat neben ihn, als er das Messer an Arel benutzen wollte.
„Keine Angst, ich tue ihm nichts“, winkte der Seraphim mit einem Lächeln ab, das weise und weich war. „Er ist ein Freund von mir. Aber du kannst ihm die Hand halten, wenn du willst.“
Arameel wusste, dass es sehr weh tun würde, aber er wusste auch, dass Arel das verbergen wollte, denn der Gregorie hatte noch nie in seiner ganzen Existenz Schmerzen freiwillig zugegeben.
Auch jetzt machte er ein sehr grimmiges, entschlossenes Gesicht und sah Arameel zu, als der mit geübten Händen die Klammerungen des Mönches entfernte und die verklebten Wundränder mit der Spitze der Klinge auseinander schob.
„Was ist das denn?“ Arameel beugte sich tiefer über das Bein, ließ mit einer Handbewegung das Feuer höher lodern, und begann, mit der Klinge in der eiternden Wunde zu bohren.
Das war selbst für Arel zu viel, er verbiss sich zwar mit aller Macht einen Schmerzensschrei, warf aber den Kopf weit in den Nacken. Leandra konnte sehen, wie die Sehnen an seinem Hals hervor tragen und sich eine tiefe Sorgenfalte auf seiner Stirn bildete, während eine einzelne Träne aus seinem linken Auge lief.
„Das darf doch nicht wahr sein!“ Arameel hatte seine ‚Operation’ beendet und präsentierte Arel und auch Leandra etwas, das blutig auf seiner offenen Handfläche lag.
„Was ist das?“ Arels Stimme war rau, er blinzelte ein paar Tränen zurück, während er sich über die Hand des Seraphim beugte.
„Gift“, sagte der und drehte das Bündel gepresster Kräuter auf seiner Handfläche um. „Der gute Bruder Antonius hat dir ein freundliches Präsent in die Wunde gelegt.“
„Das kann nicht sein!“ Leandra keuchte entsetzt. Sie traute keinem der Mönche etwas Böses zu, aber Arel nickte nur langsam und grimmig.
„Das ergibt Sinn“, stellte er ruhig fest und schnaubte unwillig. „Irgendwer muss uns verraten haben. Helal kann uns auf geweihtem Boden nicht sehen, also muss ihm jemand den Tipp gegeben haben.“
„Bruder Antonius?“ Leandra runzelte die Stirn, aber Arel schüttelte den Kopf und sah sie an, während Arameel die Kräuter ins Feuer warf, Arels Wunde mit schnell geführten Bewegungen des Messers ausschnitt und ihn dann neu verband.
„Nicht Antonius“, stellte er richtig. „Bruder William! Hast du nicht gemerkt, wie unbedingt er uns an unserer Abreise hindern wollte?“
„Du denkst, der Abt des Klosters selbst hat uns verraten? Du glaubst, er steht auf Luzifers Seite?“ Das konnte Leandra offenkundig nicht begreifen, aber Arel nickte nur und zuckte dann die Schultern.
„Bei euch Menschen kann man sich nie sicher sein“, gab er abfällig zurück und merkte gar nicht, wie er Leandra damit verletzte.
„Aber ... aber was sollen wir jetzt machen?“ Leandra versuchte zwar, die Beherrschung zu bewahren, aber Tränen standen in ihren Augen und sie schluckte schwer, während sie Arel ins Gesicht sah.
Ehe der Gregorie zu einer Antwort ansetzen konnte, bewegte Arameel erneut die Hand so beiläufig - und hielt diesmal einfach die Zeit an.
Nun, so ganz richtig war das nicht,
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