Der letzte Krieg der Engel (German Edition)
es sich ganz offenkundig. Stattdessen zog er sich auf seinen Platz am Fenster zurück und starrte weiter nach draußen.
20. Kapitel
Die seltsame Fahrt hoch in den Norden der USA war schneller vorbei, als Arel befürchtet hatte.
Als sie schließlich mit dem Bus und dann das letzte Stück zu Fuß ihr Ziel erreichten, atmete er fast unmerklich auf. Er konnte die Sicherheit spüren, die ihnen dieser Ort bieten würde.
„Was ist das?“ Leandra hingegen schien das anders zu sehen, sie blieb abrupt stehen, als sie die letzte Wegbiegung hinter sich brachten und aus dem kleinen Wäldchen traten, das bisher den Blick auf ihren neuen Unterschlupf versperrt hatte.
„Das ist das Kloster, wo ich deine Ausbildung abschließen werde“, erklärte Arel und schlug kurz mit den Flügeln, er konnte ihren Widerwillen spüren.
„Spinnst du?“, brauste Leandra wie erwartet auf und schüttelte heftig den Kopf. „Das ist eine Ruine, Arel! Du verlangst doch hoffentlich nicht, dass ich im beginnenden Winter in einer Ruine lebe?“
„Es ist heiliger, geweihter Boden“, gab der Engel gelassen zurück. Er ging ein paar Schritte weiter auf dem Weg, der den kleinen Hügel hinaufführte. „Du wirst sehen, es ist gar nicht so schlimm.“
„Ich denke gar nicht daran!“, fauchte Leandra. Sie hatte die Arme unter den Brüsten verschränkt und schüttelte so heftig den Kopf, dass ihre engelsgleichen Locken flogen. „Ich ...“
„Es reicht langsam!“ Als ausgerechnet Nikodemus sie so rüde unterbrach, starrten sowohl Leandra als auch Arel ihn erstaunt an, aber das störte ihn nicht weiter. „Arel bringt dich an den sichersten Ort auf diesem Kontinent, und du meckerst ständig nur herum!“
„Ach, gibt es einen noch sichereren Ort irgendwo anders auf der Erde?“, spottete Leandra böse, aber der Engel nickte nur grimmig.
„Sicherlich gibt es den“, schnarrte er sie an. „Die Heilige Stadt, oder das Heilige Land. Das wären Orte, an denen es Luzifers Schergen nahezu unmöglich wäre, deiner habhaft zu werden.“
„Und weswegen gehen wir dann nicht dahin?“ Das war eine berechtigte Frage, aber Arel zuckte nur die Schultern, als sie ihn herausfordernd ansah.
„Du würdest die Reise nicht überleben, befürchte ich“, antwortete er offen, die Augenbrauen zusammengezogen. „Sie würden das Flugzeug abstürzen lassen, oder ähnliche Dinge.“
„Oh.“ Mehr fiel Leandra dazu nicht ein. Sie zog fröstelnd die Schultern hoch. „Dann also hier, ja?“
„Genau hier“, bestätigte Arel und atmete erleichtert auf, als sie ihm ohne weitere Gegenwehr folgte.
Das Kloster war in einem grausigen Zustand, die äußere Schutzmauer bestand nur noch aus dem massigen Eingang und ein paar Metern Mauerwerk rechts und links daneben. Der Rest der Anlage war ohne Schutz.
Die meisten Nebengebäude waren eingestürzt, und als Leandra vorsichtig über ein paar Trümmer stieg und sich näher umsah, bekam sie eine Gänsehaut.
„Es hat hier gebrannt“, erkannte sie die Anzeichen.
Arel nickte langsam, während er ihr fürsorglich eine Hand reichte. „Dieser Ort war einst Schauplatz eines Kampfes“, erklärte er ihr. „Hier entfesselten Dämonen ein Höllenfeuer, ehe sie von Michael und ein paar anderen Engeln zurückgeschlagen wurden.“
„Der Erzengel?“ Leandra hob erstaunt eine Augenbraue. Sie wusste nicht viel, aber sie nahm an, dass sich diese Engel nur um ganz besondere Dinge kümmerten.
Arel nickte erneut. „Seit dem meiden die Dämonen diesen Ort wie das Weihwasser.“ Er grinste leicht, das ließ ihn wie einen Lausbuben wirken. „Sie werfen nicht einmal einen Blick hierher, wenn sie es irgendwie vermeiden können.“
„Aber wo sollen wir denn wohnen?“, fragte Leandra zweifelnd.
Statt einer Antwort führte Arel sie weiter in das Trümmerfeld hinein, bis sie den Kreuzgang am Ende des Innenhofes erreicht hatten.
„Hier hinten sind ein paar Räume relativ unbeschadet geblieben“, erklärte er und Leandra begriff, dass er schon einmal hier gewesen war. „Dort werden wir uns einrichten. Und keine Angst, du wirst weder hungern noch frieren.“
„Nicht?“ Kein Spott war in ihren Augen, lediglich Sorge.
Arel schüttelte den Kopf und schlug leicht mit den Flügeln, sodass die Federn raschelten. „Ich kann dich warm halten, wenn du es möchtest“, schnurrte er und Nikodemus schüttelte den Kopf. Er konnte Arels Verhalten und seine Gefühle nicht im Geringsten verstehen.
Aber der Gregorie hatte recht, zwei oder drei
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