Der letzte Krieg der Engel (German Edition)
Mal, Arel hatte es bisher vor ihm verborgen.
„Weißt du, was ich glaube?“, wechselte Leandra galant das Thema und setzte sich, um Arels Wunde wieder vor Augen zu haben. „Da ist noch was vom Gift drin.“
„Ja.“ Arel war einsilbig, diese Gedanken hatte er sich auch schon längst gemacht.
„Was denkst du, sollten wir es nicht rausholen?“ Leandra ließ nicht locker und Arel seufzte, ehe er sich neben sie setzte.
„Willst du es machen?“, fragte er und Nikodemus kam von seinem Horchposten an der Tür näher. „Willst du meinen Schenkel aufschneiden und in der Wunde rumbohren?“
„Nein.“ Alleine der Gedanke ließ Leandra blass werden, sie verschränkte die Hände im Schoß. „Aber ... könntest du nicht Arameel rufen?“
„Sicherlich könnte ich das“, bestätigte Arel ernst, sah dann aber Nikodemus an. „Aber das können wir auch alleine, oder?“
„Natürlich“, sagte der sofort. „Wir haben hier gutes Licht, Wasser ist auch da ...“
„Ihr wollt es hier machen, genau hier?“ Leandra sah sie erschrocken an.
Arel nickte nur erneut. „Das ist kein Thema, es gibt kein Blutbad, kleine Sterbliche“, sagte er herablassend. „Oder kannst du kein Blut sehen?“
Darauf antwortete Leandra nicht, sondern stand auf und verschwand im angrenzenden Badezimmer. Sie kehrte nur Augenblicke später mit einem kleinen Erste-Hilfe-Kasten zurück.
„Kann ich irgendetwas tun?“, fragte sie, aber Nikodemus schüttelte den Kopf. Arel setzte sich auf den kleinen Tisch unter dem Fenster, damit der andere Engel bequem arbeiten konnte.
„Das schaffen wir alleine“, sagte Arel mit einem aufgesetzten Grinsen. Er ließ mit einer Handbewegung ein Messer in seiner Hand erscheinen. Nikodemus beherrschte den Trick noch nicht besonders gut.
Trotz dieser Absage kam Leandra näher, legte den Kasten neben Arel auf den Tisch und klappte ihn auf, um ein paar Kompressen herauszunehmen, die das Blut des Engels auffangen sollten.
„Bereit?“ In Nikodemus` Augen flackerte leichte Sorge.
Der Gregorie nickte abgehackt und biss die Zähne fest zusammen.
In der nächsten Sekunde drang die Klinge am oberen Ende der frischen Narbe in Arels Gewebe, fraß sich mit einem schnellen, sauberen Schnitt bis zu ihrem Ende. Arel keuchte nicht einmal.
„Okay, dann wollen wir doch mal ...“ Nikodemus murmelte vor sich hin, während Leandra Blut von Arels Schenkel wischte, ehe es die Tischplatte erreichen konnte. Es war seltsam, Engelsblut aufzufangen. Wie viele Menschen das wohl von sich behaupten konnten? Es sah aus, wie ihr eigenes.
„Die Wunde war ziemlich tief“, sagte sie und beobachtete interessiert, wie sich der Engel mithilfe der Klinge tiefer in Arels Bein arbeitete. Der Gregorie biss mit einem Knirschen die Zähne zusammen.
„Das sehe ich“, gab Nikodemus bissig zurück und Leandra wischte weiter Blut ab.
Arel versuchte einen entspannten Gesichtsausdruck, aber der wurde zu einer Grimasse des Schmerzes, als Nikodemus mit der Spitze der Klinge etwas aus der Wunde förderte.
„Na bitte.“ Der junge Engel klang sehr zufrieden und wischte die Klinge auf einer der Kompressen ab, sodass Leandra und Arel die zwei oder drei Fasern sehen konnten, die er aus der Wunde geholt hatte.
„Sieh noch einmal sehr gründlich nach“, bat Arel, obwohl seine Stimme rau vor Schmerzen war. „Ich will das nicht in ein paar Tagen noch einmal wiederholen, okay?“
„Alles klar.“ Nikodemus untersuchte die Wunde noch einmal sehr gründlich, ohne allerdings weitere Rückstände zu finden. „Wir sollten die Wunde auswaschen, ehe wir sie neu verbinden“, schlug er vor.
Arel nickte, obwohl er jetzt schon weiß wie eine Wand war und kalten Schweiß auf der Stirn hatte. „Leandra, hol uns aus dem Speisewagen Alkohol“, bat er sie.
Diesmal hatte Leandra keine Widerworte, sondern eilte davon, damit die Angelegenheit möglichst schnell erledigt sein würde.
„Du hast Gefühle für eine Sterbliche?“ Nikodemus nutzte die Wartezeit, um mit Arel zu reden. Der Gregorie war im Moment in einer Verfassung, wo er nicht viele Ausreden suchen würde.
Der sah ihn auch nur kurz an, ehe er die breiten Schultern zuckte. „Das hatte ich doch immer schon“, wollte er abschwächen. „Das hat mich doch überhaupt in diese Lage gebracht.“
„Ja, deine Sympathie und dein Mitgefühl mit den Menschen“, stimmte Nikodemus zu. „Aber das hier geht weit darüber hinaus, oder? Wärest du ein Mensch, würde ich sagen, du liebst sie.“
„Ja,
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