Der letzte Krieger: Roman
unsere Rettung danken?«
Ivanara erhob sich, woraufhin sich Elanya und Peredin wieder setzten. Selbst Davaron kehrte zögerlich an seinen Platz zurück. »Feareths Frage ist nicht unberechtigt«, befand die Erhabene. »Aber zunächst möchte ich alle zur Mäßigung aufrufen. Noch schweben wir in keiner Gefahr, die es rechtfertigt, von einer Rettung zu sprechen. Wir haben eine Warnung erhalten, mehr nicht. Es war vorausschauend von Peredin und Kavarath, jemanden auszusenden, um diese Kristalle zu holen, die uns angeblich hilfreich sein werden. Dafür gebührt ihnen unser Dank.« Ihr Blick richtete sich auf Athanor. »Dass sich ein Mensch daran beteiligt und für uns in Gefahr begeben hat, erfüllt mich mit Staunen und verdient großen Respekt. Es ist sehr lange her, dass die Elfen wahre Freunde unter den Menschen hatten. Wir haben vergessen, dass es in jenen Zeiten nicht nur Verrat gegeben hat.«
»Er ist kein Freund. Es geht ihm nur darum, Geschäfte zu machen und Ruhm zu erwerben«, rief Davaron.
Athanor lachte auf. »Als ob es dir je um etwas anderes als deinen Ruhm gegangen wäre.«
»Genug!«, befahl Ivanara. Ihre Stimme war mit einem Mal scharf wie ein Peitschenhieb. »Du magst es ehrenrührig finden, von einem Menschen gerettet worden zu sein, aber das gibt dir nicht das Recht, ihn hier zu verleumden«, rügte sie Davaron. »Und Ihr, Athanor, werdet in diesem Rat nicht ungefragt die Stimme erheben! Ihr verdient zweifellos unseren Dank, aber Ihr seid hier nur Gast.«
Dem konnte er nicht widersprechen. Ergeben neigte er den Kopf.
»Um auf Peredins Einwand zurückzukommen«, wandte sich Ivanara wieder an Davaron. »Warum hast du in deinem Bericht verschwiegen, dass du beinahe gescheitert wärst? Hat jemand versucht, euch die Astarionim wieder zu nehmen? Werdet ihr womöglich verfolgt?«
Kavaraths Familie sah verstimmt aus, doch Davaron reckte trotzig das Kinn. »Dafür gibt es keine Anzeichen. Es sei denn, meine Begleiter hätten mir etwas verschwiegen.«
Athanor musste sich sehr beherrschen, um nicht hinüberzugehen und ihm die Faust ins Gesicht zu rammen. So schnell lenkte er den Vorwurf, etwas verheimlicht zu haben, also ab, und die Elfen gingen ihm auf den Leim, denn sie blickten nun alle wieder Athanor und Peredin an.
»Elanya, erhebe dich und berichte uns, was sich ereignete, während Davaron besinnungslos war«, forderte Ivanara.
Ob es einen Skandal gibt, wenn sie den Kuss erwähnt? , fragte sich Athanor schmunzelnd. Aus Elfensicht war er schließlich kaum mehr als ein Tier. Doch das würde sie sicher nicht tun. Womöglich saß sogar ihr Verlobter irgendwo in diesem Raum.
»Wir hatten in einem verlassenen Haus vor einem Unwetter Schutz gesucht«, begann sie. »Ich hörte nur den Sturm, doch Davaron stand plötzlich auf und griff nach seinem Schwert. Er lauschte hinter der Tür, als sie aus den Angeln gerissen und gegen seine Stirn geschleudert wurde. Wie ich später entdeckte, wurde ihm der Schädel eingeschlagen.«
Entsetztes Raunen ging durch die Reihen der Zuhörer.
»Davaron brach sofort zusammen. Vor dem Eingang standen zwei Gestalten. Im ersten Augenblick glaubte ich, es seien heruntergekommene Menschenkrieger, von Schmutz und Hunger entstellt. Aber dann sah ich, dass sie keine Augen mehr hatten. Knochen ragten aus ihrer seltsam dunklen Haut. Sie sahen aus wie die Toten, die ich zuvor im Dorf der Menschen gesehen hatte. Wie Kadaver, die austrocknen, anstatt zu verwesen. Ich weiß nicht, wie so etwas geschehen kann, aber sie waren wieder aufgestanden und griffen uns mit Schwertern an.«
»Noch mehr Untote!«, rief jemand. Überall erhoben sich aufgeregte Stimmen. Einige Elfen stellten laute Fragen, andere sprachen auf ihre Begleiter ein. Kavarath schien Davaron Vorhaltungen zu machen, die jener zornig von sich wies. Athanor konnte ihre Worte im Tumult nicht verstehen, doch ihre Mienen und Gesten sprachen für sich.
»Was hat dieser Aufruhr zu bedeuten?«, fragte er Peredin, der gelassen neben ihm saß.
»Es geht um einen Streit, der in der letzten Ratssitzung aufkam. Uns wurde bereits von Spähern über Untote in Theroia berichtet, vor denen selbst das Wild die Flucht ergreift. Aber einige von uns hielten das für Unsinn und glaubten, die Kundschafter hätten sich geirrt. Es gab böses Blut, weil sie damit die Fähigkeiten und das Urteilsvermögen der Späher infrage stellten. Das war nicht gerecht. Und worauf sollen wir uns noch verlassen, wenn wir unseren eigenen Grenzwächtern nicht
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