Der letzte Krieger: Roman
ungewaschenen Soldaten damit verbunden war. Wie es die verweichlichten Elfen geschafft hatten, seit Jahrtausenden unerobert zu bleiben, war ihm ein immer größeres Rätsel.
Um Peredin einen Gefallen zu tun, trug er den Harnisch aus geleimtem Leinen, den der Älteste ihm zum Geschenk gemacht hatte. Die Rüstung war mit Lederstreifen und Bronzescheiben verziert und verstärkt zugleich, und auf der Brust prangte der Baum, das Symbol Ardas. Sie sah zweifellos schmuck aus, aber er traute ihr nicht zu, denselben Schutz wie ein Kettenhemd zu bieten.
Auch die anderen Geschenke, die er erhalten hatte, konnten sich sehen lassen. Die Stiefel aus aufwendig punziertem Leder saßen wie angegossen. Der neue Umhang schimmerte wie Seide, obwohl er aus einem dicken, dicht gewebten Stoff bestand, und die fein ziselierten goldenen Armreife waren eines Fürsten würdig. Vielleicht ließ es sich unter den Elfen doch ganz angenehm leben, wenn man sie nicht ständig um sich haben musste.
Peredin und sein Gefolge warteten vor dem Haus, um Elanya und ihn zu verabschieden.
»Glaub ja nicht wieder, dass ich dich deinetwegen begleite«, warnte sie vom Rücken ihres Pferds herab, als er bei ihrem Anblick grinsen musste. »Ich bin die einzige Heilerin unter den Grenzwächtern und werde dringend gebraucht.«
Er sagte nichts und grinste erst recht. Auch Davaron saß bereits auf seinem Grauen, der also tatsächlich in die Elfenlande und zu ihm zurückgefunden hatte. Für ein Pferd war das äußerst beeindruckend. Selbst die prachtvollsten Hengste, die Athanor bislang besessen hatte, wären grasend auf den Ebenen Daranias geblieben. Die Laune des Elfs konnte es jedoch nicht heben. Er sah Athanor gewohnt finster an, und Athanor fragte sich, warum Davaron nicht einfach allein wegritt, um ihnen den gegenseitigen Anblick zu ersparen.
»Ein letztes Geschenk möchte ich Euch noch machen«, kündigte Peredin an. »Zum Dank dafür, dass Ihr uns vergeben und trotz unserer Dünkel geholfen habt.«
Elanya lenkte ihr Pferd zur Seite, um die Sicht auf das dritte Ross freizugeben. Sein messingfarbenes Fell schimmerte in der Sonne, während sich Mähne und Schweif in strahlendem Weiß davon abhoben. Das Tier war schlank und doch muskulös, was Wendigkeit und Schnelligkeit verhieß.
»Ein Kommandant sollte schließlich nicht zu Fuß gehen müssen«, fügte Peredin hinzu.
»Ein wahres Wort und ein königliches Geschenk«, erwiderte Athanor und verneigte sich. »Nach allem, was ich mir von Elfen an Beleidigungen anhören musste, weiß ich Euer Vertrauen in meine Treue umso mehr zu würdigen. Ich werde Euch nicht enttäuschen.«
Peredin neigte ernst das Haupt. Athanor schwang sich auf den Rücken seines neuen Pferds, das nervös tänzelte. Dass sich die versammelten Elfen bereits ins Haus zurückzogen, erleichterte ihn. Einen wehmütigen, wortreichen Abschied hätte er als aufgesetzt und verlogen empfunden. »Und warum muss uns ausgerechnet Davaron wieder begleiten?«, fragte er Elanya.
»Er gehört zur Grenzwache, und ich fürchte, Feareth hat ihn dazu bestimmt, dich im Auge zu behalten, damit du keinen Schaden anrichten kannst.«
Hätte ich mir denken können.
Elanya wendete ihr Pferd und trabte zwischen den Bäumen voraus, doch als Athanor ihr folgen wollte, drängte Davaron ihn ab.
»Dieses Amt war mir bestimmt! Deinetwegen hat es nun Mahalea bekommen, die nur vom Namen ihres Vaters zehrt. Deine Anmaßung wird dich noch den Kopf kosten, Mensch!«
Athanors Hand näherte sich dem Schwertgriff, doch er beherrschte sich. »Ich habe niemanden deinen Namen vorschlagen hören«, erwiderte er kühl. »Um genau zu sein, hat überhaupt niemand einen anderen Vorschlag gemacht.«
»Sich zu zieren ist eine Frage der Ehre, du Narr! Dein schneller Entschluss hat nur bewiesen, dass es dich nicht stört, mit anderen haarigen Scheusalen aus einem Trog zu fressen.«
»Für die Dummheit eurer Sitten kann ich nichts. Bei uns greift ein Mann zu, wenn er etwas will.« Griff , korrigierte er sich, während er sein Pferd hinter Elanya hertrieb, und konnte nicht leugnen, dass auch er ein Mal zu oft zugegriffen hatte. War er gerade dabei, erneut einen Fehler zu begehen? Hätte er sich besser nicht in die Rangeleien der Elfen eingemischt?
»Was hat es mit dieser Mahalea eigentlich auf sich?«, erkundigte er sich, als er Elanya eingeholt hatte. Davaron behauptete, sie sei nur ihres Vaters wegen befördert worden, und die Erhabene hatte ihre Herkunft als Makel dargestellt. Was
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