Der letzte Krieger: Roman
ihr den Oberbefehl verweigern wollte?
»Deshalb bitte ich um Vorschläge, wen wir an ihrer Stelle nach Uthariel schicken könnten.« Erwartungsvoll blickte die Erhabene in die Runde. »Vielleicht möchtet Ihr beginnen, Ameahim?«, schlug sie einem Elf mit silbergrauem Haar vor, dessen Robe wie eine Perle schimmerte.
Abwehrend hob der Mann die Hand. »Die Söhne und Töchter Ameas lieben die Reinheit, die ihnen das Wasser verleiht, und ertragen die Nähe der stinkenden Trolle nicht. Von mir aus kann gern wieder ein Elf aus dem Volke Piriths dieses Amt bekleiden.«
Feareth verschränkte die Arme. »Warum sollen eigentlich immer wir die Drecksarbeit übernehmen?«
»Vielleicht, weil Ihr Euch auch sonst immer darum schlagt?«, warf Peredin ein. »Habt Ihr nicht eben noch Taten gefordert?«
»Ach, möchtet Ihr damit von der Tatsache ablenken, dass niemand unter den Abkömmlingen Ardas diesem Amt gewachsen wäre?«, gab Feareth zurück.
»Wer Krieger befehligen will, sollte selbst einer sein, und davon gibt es in Ardarea in der Tat nicht allzu viele«, räumte Peredin ungerührt ein.
»Haben die Söhne und Töchter Piriths nun einen Vorschlag zu machen oder nicht?«, fragte Ivanara ungeduldig.
»Wir haben nicht damit gerechnet, dass uns diese Last schon wieder auferlegt werden soll.«
»Lügner«, murmelte Peredin so leise, dass nur Athanor es hörte.
»Natürlich ist es ehrenvoll, die Verantwortung für die Sicherheit des ganzen Landes zu tragen, aber …«
»Aber was?«, fragte Ivanara verärgert. »Niemand umgibt sich gern mit Trollen. Sollen wir deshalb irgendeinen grünen Jungen aus der Grenzwache zum Kommandanten machen?«
»Warum ernennen wir nicht jemanden nur zum Schein und lassen ihn in Wahrheit Mahaleas Befehle ausführen?«, schlug Ameahim, der Älteste der Abkömmlinge Ameas, vor.
»Würden das die Trolle nicht bemerken?«, wandte Peredin ein.
Ameahim winkte ab. »Trolle sind doch dumm wie Riedgras.«
»Wer würde denn die Gesellschaft der Trolle auf sich nehmen, um eine so unrühmliche Rolle zu spielen?«, fragte Feareth. » Wenn ein Sohn Piriths diese Aufgabe übernimmt, dann nicht als Marionette Mahaleas!«
»Wäre das nicht etwas für Euch?«, wandte sich Peredin an Athanor.
»Was? Kommandantenmarionette?« Athanor schwankte zwischen Ärger und Belustigung.
Ameahim lachte auf. »Köstlich, Peredin. Und noch dazu genial. Als Mensch habt Ihr doch sicher nichts gegen Trolle, nicht wahr?«, wandte er sich an Athanor.
»Das ist doch ein schlechter Scherz«, empörte sich Kavarath. »Ein Mensch kann nicht Kommandant unserer Wächter werden. Nicht einmal zum Schein.«
»Da uns diese Lösung ermöglichen würde, Mahalea zu berufen, sollten wir sie ernsthaft erwägen«, befand Ivanara. »Wärt Ihr denn überhaupt bereit, diese Aufgabe zu übernehmen, Athanor?«
Sollte er zustimmen, nur um Kavarath und seine arrogante Brut zu ärgern? Athanor erhob sich und ließ den Blick über die finsteren Mienen der Abkömmlinge Piriths schweifen, bevor er ihn auf die Erhabene richtete. »Es wäre zweifellos eine große Ehre, als Mensch auch nur dem Namen nach diesen Rang zu führen, aber … ich habe bereits selbst Krieger in die Schlacht geführt und Siege errungen. Wie könnte ich es mit meinem Stolz vereinbaren, nur das Sprachrohr eines anderen zu sein?«
»Wenn du ein so fähiger Feldherr wärst, würde dein Volk wohl noch leben«, höhnte Kavarath.
Athanor knirschte mit den Zähnen. »Vielleicht sollten wir ein paar Drachen rufen, damit Ihr beweisen könnt, wie viel besser Ihr seid.«
»Dann lehnt Ihr es also ab, uns behilflich zu sein?«, hakte die Erhabene nach.
Eigentlich hatte er genau das mit höflichen Worten sagen wollen, doch Kavaraths überhebliches Lächeln war zu viel. »Nein. Ich wollte Euch nur aufzeigen, dass es mir nicht leichtfällt, eine solche Rolle zu übernehmen.« Zu seiner Genugtuung verging Kavarath das Grinsen. Warte nur ab, wie viel ich mir wirklich von dieser Mahalea sagen lassen werde.
Die Debatte im Rat war noch eine Weile hin und her gewogt. Feareth und Kavarath hatten heftig gegen Athanors Scheinernennung protestiert, doch je wütender sie geworden waren, desto mehr war die Stimmung der anderen zugunsten Mahaleas – und damit Athanors – gekippt.
Als er am nächsten Tag in die Morgensonne hinaustrat, kam ihm die Ratssitzung bereits wie ein absurder Traum vor. Niemals hätte in Theroia ein Mann den Kommandantenrang verweigert, nur weil der Umgang mit derben,
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