Der letzte Krieger: Roman
mehr vertrauen?«
Die letzten Worte trug eine Windböe davon, die wie aus dem Nichts durch die Halle fegte und die Haare der Elfen zauste. Überrascht sah sich Athanor um, doch draußen herrschte noch immer strahlender Sonnenschein. Die Elfen verstummten jedoch und wandten sich der Erhabenen zu, die sich erhoben hatte und missbilligend in die Runde blickte. Der Wind legte sich so rasch, wie er aufgekommen war.
»Ich kann keinen Grund für dieses unwürdige Schauspiel erkennen«, tadelte sie. »Soll unser Gast den Eindruck bekommen, dass Redner bei uns nicht zu Ende gehört werden und jeder einfach dazwischenruft, wenn er ausnahmsweise einen Gedanken hat?«
Fast hätte Athanor gelacht. Er mochte diese Frau. Offenbar fürchtete sie nichts.
»Fahre fort, Elanya«, bat sie und setzte sich. »Wir werden danach besprechen, welche Schlüsse wir daraus zu ziehen haben.«
Elanya erzählte, wie hart Athanor und sie gegen die Untoten gekämpft hatten, ohne sie besiegen zu können. Nur wenige Elfen sahen beunruhigt aus. Selbst jene, die sich gerade noch aufgeregt hatten, lauschten nun, ohne sich etwas anmerken zu lassen.
»Ob diese toten Krieger tatsächlich keine Flüsse durchwaten können, weiß ich nicht, aber wir haben seit jener Nacht keine mehr gesehen«, schloss Elanya ihren Bericht und nahm wieder Platz.
Athanor fand, dass sie noch zu rücksichtsvoll mit Davaron umgegangen war. Warum hatte sie nicht erwähnt, wie Davaron ihr die Kristalle übergeben hatte, um seinem Vergnügen nachzugehen?
»Danke, Elanya«, ergriff die Erhabene erneut das Wort. »Diese Ergänzung scheint mir unsere Zeit wert gewesen zu sein«, sagte sie mit einem Seitenblick auf Davaron. »Wie sich zeigt, hatte meine Nichte Mahalea doch recht, als sie uns vor Untoten in Theroia warnte. Ich werde unsere klügsten Köpfe in eine Versammlung berufen, um eine Erklärung für die Existenz dieser unnatürlichen Wesen zu finden.«
Kavaraths Sohn, Feareth, erhob sich, und Ivanara nickte ihm zu. Seine Miene verriet Unzufriedenheit. »Darüber zu rätseln, welche Magie diese Untoten antreibt, genügt nicht! Uns wurde eine mächtige Bedrohung und der Tod zahlreicher Elfen prophezeit. Nun haben uns schon zwei Wächterinnen von Angriffen durch diese Wesen berichtet. Wir müssen daraus schließen, dass sie der angekündigte Feind sind, und handeln!«
»Mahalea hat von drei Untoten gesprochen und Elanya von zweien«, erwiderte die Erhabene unbeeindruckt. »Das dürfte wohl kaum ein Heer sein, das uns in ernsthafte Gefahr bringt. Peredin, sagtet Ihr nicht, Ihr hättet Kunde von Eurer Seherin erhalten, was mit den Astarionim zu geschehen hat?«
»Darüber haben wir uns bereits verständigt«, sagte Feareth, bevor Peredin auch nur den Mund öffnen konnte. »Die Söhne und Töchter Piriths werden magische Waffen schmieden, in deren Hefte die Kristalle eingelegt werden. So hat es Aphaiya gesehen, und so werden wir es ausführen.«
Ivanara sah dennoch Peredin an, bis jener nickte.
»Dann gibt es dazu wohl kaum mehr zu sagen«, befand sie.
»Das sehe ich anders«, beharrte Feareth. Je zorniger er wurde, desto ähnlicher sah er seinem Vater. »Sollen wir tatenlos zusehen, während sich Gefahr zusammenbraut?«
Vereinzelt gab es zustimmende Rufe.
»Habt Ihr nicht gerade gesagt, dass Ihr Schwerter schmieden wollt?«, erwiderte Ivanara gelassen. »Ich hindere Euch nicht daran, solche Vorbereitungen zu treffen, aber was erwartet Ihr? Soll ich wegen fünf toten Menschen ein Heer ausrüsten? Unsere Trolle sollten spielend mit ihnen fertig werden. Was uns zu der eigentlichen Frage bringt, die wir heute besprechen wollten.«
Der Älteste der Nachkommen Piriths setzte sich mit finsterer Miene, und Kavarath beugte sich zu ihm, um ihm etwas zuzuflüstern. Feareth nickte grimmig.
»Nachdem Retheon so überraschend aus unserer Mitte gerissen wurde, brauchen unsere Grenzwächter – und vor allem die Trolle – einen neuen Kommandanten«, stellte Ivanara fest.
»Retheon ist tot?«, hörte Athanor Elanya hinter sich fragen.
»Er wurde ermordet«, antwortete jemand ebenso leise.
»Wir alle wissen, dass Mahalea, die Tochter Denethars, aufgrund ihrer großen Erfahrung am besten für dieses Amt geeignet wäre«, fuhr Ivanara fort. »Aber wir wissen auch, dass ihre Herkunft es unmöglich macht, sie zur Kommandantin zu ernennen.«
Athanor fragte sich, ob sie von derselben Mahalea sprach, die auf dem Greif geritten war. Stammte diese Kriegerin von einfachen Bauern ab, dass man
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