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Der letzte Krieger: Roman

Der letzte Krieger: Roman

Titel: Der letzte Krieger: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Falk
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ihm eine unfassbar große Liebeserklärung gemacht oder seine Taten nur gerühmt, weil sie ein schlechtes Gewissen plagte? Wollte sie auf diese Art ihre Schuld begleichen und die der anderen – allen voran Davarons – gleich mit?
    Doch sobald die Ratshalle in Sicht kam, lenkte ihn der Anblick ab. Die Ruinen in Ithara, der Hauptstadt des Alten Reichs, mochten von vergangenem Prunk und Größe zeugen, aber gegen dieses Bauwerk kamen sie ihm plump und schlicht vor. Tausende schlanker Säulen aus rötlichem Holz und silbrigem Stein bildeten die Wände. Sie mussten direkt aus dem Erdboden erwachsen sein, da er – wie schon in Ardarea – keine Anzeichen für einzelne, aufeinandergesetzte Steinblöcke entdecken konnte. Wie aus Metall gegossen legten sie sich um die hohen Türen und Fenster. Waren es Schmuckelemente oder echte Knospen, die ihnen in regelmäßigen Abständen entsprossen? Die Kuppel darüber glich erst recht einem Geflecht aus Ranken und Ästen, das so feingliedrig war, dass er sich fragte, wie es einem Unwetter standhalten konnte. Aus welchem Material sie errichtet worden war, konnte er von unten nicht erkennen, doch es gab silberne und strahlend weiße Elemente. Um innen zur vielfach durchbrochenen Decke hinaufsehen zu können, musste er den Kopf in den Nacken legen. Es fiel goldenes Sonnenlicht hindurch, das die Halle erhellte, aber den blauen Himmel sah er nicht.
    Die meisten Fenster waren nur durch kunstvolles Gitterwerk verschlossen. Vier hatte man jedoch aus bunten Glasscherben gefertigt, die zusammen Bilder ergaben. Eines zeigte einen Baum, vermutlich das Wappen Ardas. Und die Flamme stand sicher für die Abkömmlinge Piriths mit ihrer Feuermagie.
    »Das ist die Woge der Töchter und Söhne Ameas«, erklärte Elanya, die seinem Blick gefolgt sein musste. »Und der Falke gleitet durch die Lüfte wie die Abkömmlinge Heras«, fügte sie zum nächsten Fenster gewandt hinzu.
    »Das Volk Ameas beherrscht demnach Wassermagie und das Heras Luftmagie?«
    »So ist es.«
    Ein Elfenvolk für jedes der vier Elemente. Endlich verstand er, warum Davaron seine Erdmagie verleugnete. Es war ein Symbol für unreines Blut. Damit kannte er sich aus. Unter den Vornehmen Theroias hatte es ebenfalls Häuser gegeben, die sich niemals mit bestimmten anderen Familien vermischt hätten, um ihr Blut nicht zu verwässern. Athanor hielt sie für dumm. Durch strategisch arrangierte Ehen waren schon viele vorteilhafte Bündnisse geschlossen worden.
    Wenn man vom Dunklen spricht, bricht die Nacht an , ging ihm durch den Kopf, als sein Blick auf Davaron fiel. Der Elf trug seine nun wieder auf Hochglanz polierte Rüstung und trotz der Sommerhitze einen roten Umhang. Obwohl kein Schwert an seinem Gürtel hing, stach er damit kriegerisch aus der Menge in seidige Roben gekleideter Würdenträger heraus. Viele hatten für die Ratsversammlung nicht nur kostbare Stoffe, sondern auch filigranen Schmuck angelegt, der silbern und golden an ihren Armen und in ihrem Haar glänzte. In seinem schlichten Hemd kam sich Athanor mehr denn je wie ein Bauer unter Adligen vor. Stolz richtete er sich auf. Die Elfen mochten reicher und eleganter sein als er, aber er war noch immer ein Edler Theroias und ein Krieger, der Heere in die Schlacht geführt hatte. Ob sie es wussten oder nicht, war gleich. Es genügte, dass er es nicht vergaß.
    In der Mitte der Halle sprudelte ein Brunnen, wie ihn Athanor nie zuvor gesehen hatte. Das Wasser schoss in die Höhe und fiel in unzähligen Kaskaden in das mit Marmor gefasste Becken zurück. Feine Gischt hüllte die Quelle in Nebel und kühlte die Luft. Der Brunnen plätscherte so laut, dass sich Athanor fragte, wie sich die Elfen darüber Gehör verschaffen wollten. Doch zu seiner Verwunderung versiegte der über mannshohe Strahl plötzlich bis auf eine leise murmelnde Erhebung, die ihm kaum bis ans Knie reichte.
    Die zusammengeströmten Elfen verteilten sich auf mehrere Reihen unterschiedlichster Sitze und Bänke, die den Brunnen kreisförmig umgaben. Obwohl sie zahlreich waren, kamen sie Athanor unter der hohen, weiten Kuppel ein wenig verloren vor. Vermutlich handelte es sich nur um die Abgesandten der vier Völker und ihr Gefolge.
    Peredin winkte ihn tatsächlich zu sich und bedeutete ihm, an seiner Seite Platz zu nehmen. Wieder richteten sich viele neugierige Blicke auf ihn, aber vor allem unter den Söhnen und Töchtern Piriths starrten ihn etliche feindselig oder zumindest geringschätzig an. Athanor erkannte

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