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Der letzte Krieger: Roman

Der letzte Krieger: Roman

Titel: Der letzte Krieger: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Falk
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darüber sprechen, wer Ihr seid und was Ihr durchlitten habt.«
    Endlich jemand, der das Gastrecht kennt und ehrt. Athanor neigte das Haupt vor dem Ältesten. »Ich danke Euch, Herr. Mögen Eure Götter Euch die Güte vergelten, die Ihr einem Fremden erweist.«
    Mit einem zufriedenen Brummen streckte sich Athanor im warmen Wasser aus und nahm einen weiteren Schluck Met. Das süße Gesöff machte seine Gedanken so träge wie seine Glieder. Er stellte den Kelch neben der Wanne ab, die so seltsam war wie das ganze Elfenhaus. Sie bestand aus einem ausgehöhlten Baumstamm, den man in den Boden eingelassen hatte. Dickes Wurzelgeflecht umgab ihn und bildete kleine Terrassen, die teils glatt und teils mit Moos gepolstert waren. Obwohl feste Wände aus Holz und Stein das Bad umgaben, lag Athanor zu Füßen eines uralten Baums. Er hatte diese Art noch nie gesehen, aber es war zweifellos ein lebendiges Gewächs. Die Krone war so dicht, dass kein Stück Himmel zwischen den Blättern zu entdecken war, und doch lenkte ihr silbriges Grün genug Licht zum Boden hinab. Auch die Borke war silbrig, jedoch grau wie das Gestein, aus dem die Wände gemauert … Nein, einzelne Steine konnte Athanor nicht erkennen. Eher schien es, als sei der Fels in schlanken Säulen aus der Erde gewachsen, um sich mit jungen Baumstämmen zu verschlungenen Ornamenten zu verbinden. Gemeinsam bildeten sie die Wände und verloren sich hoch oben in den Ästen des Laubdachs.
    Wer hätte gedacht, dass es sich hier so gut Gast sein lässt. Athanor griff in die Schale mit pikant eingelegten Pflaumen, die ungewohnt, aber nicht übel schmeckten. Es fehlte nur noch ein wenig weibliche Gesellschaft. Genüsslich stellte er sich vor, wie Elanya nackt zu ihm in die Wanne glitt.
    »Fremder?«, rief eine zaghafte, aber leider männliche Stimme aus dem Nebenzimmer. Bestimmt war es der sehr jung wirkende Elf, der ihm bereits das Haus gezeigt und eine Mahlzeit aufgetragen hatte.
    »Ja? Was gibt es denn?«
    Der Elf öffnete die Tür, blieb aber mit großen Augen stehen, als sein Blick auf Athanor fiel.
    »Was ist? Hast du noch nie jemanden baden sehen?«
    »Ihr … Ihr habt Haare … auf der Brust …«
    »Natürlich habe ich Haare auf der Brust. Ich bin ein Mann! In ein paar Jahren wirst du sicher auch welche haben.«
    »Äh …« Der Jüngling schien etwas sagen zu wollen, entschied sich dann aber dagegen und hob das Bündel an, das er auf den Armen trug. »Ich habe hier saubere Kleidung für Euch. Wenn Ihr gestattet, werde ich Eure Sachen waschen.«
    »Ja, sicher. Die haben es nötig. Danke, Junge.«
    »Und ähm …«
    »Was noch?«
    »Elanya ist gekommen, um Euch zur Versammlung der Älteren zu geleiten. Ihr werdet dort erwartet.«
    Bleibt wohl keine Zeit, sie in die Wanne einzuladen. »Gut. Sag ihr, dass ich gleich fertig bin.«
    »Ja.« Der Elf legte die Kleider ab und verließ den Raum.
    Widerstrebend stieg Athanor aus dem warmen Wasser. Er war müde, sein Körper zerschlagen, und sein letztes heißes Bad lag zwei Jahre zurück. Wer konnte wissen, wann sich wieder eine solche Gelegenheit bot. Aber den ehrwürdigen Peredin durfte er nicht warten lassen.
    Rasch rieb er sich mit einem Leinentuch ab und staunte noch einmal über die neuen Narben, die Elanyas Heilzauber bewirkt hatte. Es war, als stammten die Blutergüsse und kleineren Schnitte aus einem anderen Kampf. Was soll’s? Die Erinnerung würde bald verblassen, und dann würden es nur zwei weitere Narben unter vielen sein. So war es immer.
    Hastig fuhr er mit dem Kamm durch das nasse Haar und legte das Lendentuch an, das offenbar auch die Elfen unter ihrer Kleidung trugen. Dazu hatte der Junge ihm eine schmal geschnittene Robe aus weichem, fein gewobenem Stoff gebracht, die eines Königshofs würdig war. Schwungvoll fuhr Athanors Hand in den Ärmel, als die Nähte auch schon knirschten. Er schaffte es gerade so, die Robe bis über die Schulter zu ziehen, doch es war absehbar, dass sie reißen würde, sobald er den anderen Ärmel anzog. Verfluchte Hänflinge! Wie sollte er nun vor die Älteren treten?
    Ihm fiel das Hemd ein, das er auf einem verlassenen Hof gefunden hatte. Es war eher der Kittel eines Bauern, aber sauber und lang genug, um es mit einem Gürtel als Tunika zu tragen. Er hatte es mitgenommen, ebenso wie ein paar andere Kleinigkeiten. In der Stube nisteten jetzt Vögel, und von der Decke hingen Fledermäuse. Die einstigen Bewohner würden nicht zurückkehren. Er hatte zu viele leere Häuser

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