Der letzte Krieger: Roman
Welt in Flammen aufging. Doch sie konnten sich nicht zu weit von unseren Grenzen entfernen, daher wissen wir nur wenig darüber, was wirklich vor sich ging. Es muss schmerzhaft für Euch sein, darüber zu sprechen, aber wir bitten Euch dennoch, uns zu berichten, was geschehen ist.«
Athanor wich dem Blick des Ältesten aus und betrachtete die verzierten Steinfliesen zu seinen Füßen. Nach außen sah es hoffentlich so aus, als koste es ihn nur Überwindung, über die Schrecken des Krieges zu sprechen. Was stimmte. Er war alles andere als erpicht darauf. Aber vor allem fragte er sich, wie ein Adliger aus Letho die Ereignisse wahrgenommen hatte. »Es … gab Vorzeichen«, begann er schließlich und sah wieder auf. »Schon lange lag Krieg in der Luft. Es hieß, dass Nikene die Westmark Theroias überfallen wolle und dass Theroia ein Auge auf die fruchtbaren Auen Nikenes geworfen habe. Andere sagten, Nikene bedrohe gar nicht Theroia, sondern uns. Immer mehr und wildere Gerüchte gingen um. Händler wollten im Osten Drachen gesehen haben. Sie sagten, Theroia verbünde sich mit den Ungeheuern, um seine Nachbarn zu unterwerfen.«
Athanor zögerte. Etliche Elfen flüsterten miteinander, es klang fragend und ungläubig. Hatten sie noch nichts von dem Bündnis gewusst? Ihre Grenze stieß an Theroias Süden. Er konnte sich nicht vorstellen, dass ihren Spähern entgangen war, von wo die Angriffe ausgegangen waren.
»Ruhe bitte!«, mahnte Peredin. »Es gibt keinen Grund, sich vor Bedrohungen zu fürchten, die vergangen sind. Der Hohe Rat in Anvalon wusste von diesen Vorgängen, und wir waren für den Fall gewappnet, dass diese Scharade der Drachen uns gegolten hätte. Bitte, Athanor, fahrt mit Eurem Bericht fort.«
Ich denke gar nicht daran! »Ihr wusstet davon?«, empörte er sich. »Seit wann?«
»Das geht Euch nichts an«, beschied ihm Kavarath scharf. Der frühere Älteste der Abkömmlinge Piriths beugte sich auf seinem Sitz vor und richtete drohend den Zeigefinger auf ihn.
»Mäßigt Euch, Kavarath«, forderte Peredin. »Es ist verständlich, dass dieser Mann aufgebracht ist. Er glaubt, eine Warnung unsererseits hätte sein Volk vielleicht retten können.«
Ein so guter Schauspieler bin ich dann auch wieder nicht. Aber wie hatten die Elfen von den geheimen Verhandlungen zwischen den Drachen und Theroia erfahren können? Ein Verräter am Hof? Oder hatten sie einen der ihren dort eingeschleust? Wenn dieser Spion noch lebte, konnte der Kerl ihn jederzeit auffliegen lassen.
»Weshalb sollte ein Elf einen Finger rühren, um Menschen zu retten?«, wehrte Kavarath ab.
»Vielleicht, weil es ehrenwert wäre?«, fuhr Athanor auf.
Der alte Elf lachte höhnisch. »Was versteht ein Mensch schon von Ehre? Wir haben euch einst die Magie gelehrt, und ihr wandtet sie gegen uns. Wir schlossen mit euch Freundschaft, und stets erhielten wir ein Messer in den Rücken – ein ums andere Mal! Nenne mir einen Grund, Mensch, nur einen einzigen, warum wir euch nicht hassen sollten.«
Warum weiß ich von all dem nichts? Wie sollte er etwas erwidern, wenn er nicht einmal wusste, worum es ging? Diese Geschehnisse mussten sich vor unvorstellbar langer Zeit zugetragen haben, als die Länder der Menschen unter dem Hochkönig in Ithara geeint waren, oder sogar noch vor jenem Alten Reich.
»Dieser Streit wird nirgendwo hinführen«, warf Peredin ein. »Selbst wenn Kavarath nicht die Meinung der Mehrheit im Hohen Rat vertreten würde, was hätte Euch eine Warnung genützt? Als wir über dieses Bündnis Gewissheit hatten, stand der erste Angriff unmittelbar bevor. Um den Drachen standhalten zu können, hättet Ihr Jahre der Vorbereitung gebraucht. Und selbst dann …«
Ja. Selbst dann wäre es hart geworden. Nächtelang hatte Athanor gegrübelt, ob es Rettung für Theroia gegeben hätte. Was wäre möglich gewesen, wenn … Es war seine ganz eigene Methode, sich zu foltern. Doch irgendwann hatte er aufgegeben.
»Der Älteste spricht mit dir, Mensch!« Davaron stieß ihn wütend mit dem Ellbogen an.
»Wozu befragt Ihr mich eigentlich, wenn Ihr schon alles wisst?«, hielt Athanor dagegen.
»Ihr glaubt, dass wir Euch unnötig quälen, aber das liegt uns fern«, behauptete Peredin. »Ja, wir wussten von dem Bündnis und sahen aus der Ferne Rauch aufsteigen. Aber wir verstehen nicht, was dann geschah. Warum am Ende auch Theroia brannte. Warum unsere Späher keine Menschen mehr finden, selbst wenn sie weit über unsere Grenzen vordringen. Warum
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