Der letzte Krieger: Roman
Stufen betrat. Mehrere Untote erwarteten ihn, reckten ihm die Waffen entgegen. Der Grenzwächter fegte die Klingen mit seinem Schwert zur Seite und spaltete die Reihe durch schieren Schwung wie eine Axt. Zwei Wiedergänger liefen ihm nach, der Rest wandte sich Mahalea zu. Vier von ihnen stürmten gleichzeitig auf die Treppe, verstopften den Engpass wie ein Pfropf. Mahalea erkannte, dass sie es niemals unverletzt durch dieses Gedränge schaffen würde. Sie konnte sich nicht einmal den Weg hindurchkämpfen, da die Untoten nicht starben.
Fluchend machte sie kehrt, hastete die Stufen wieder hinauf und rannte an den Totenhäusern entlang zu der anderen Treppe zurück. Hinter sich hörte sie die raschen Schritte mehrerer Verfolger. Über der Treppe angelangt entdeckte sie an deren Fuß weitere Untote, die schon auf sie warteten.
Wohin jetzt? Den Verräter würde sie nicht mehr einholen. Zurück nach oben? Schon drehte sie sich um, obwohl ihr durch den Kopf schoss, dass sie ohne Sturmfeder dort oben in der Falle saß. Doch es war zu spät. Ihre drei Verfolger waren heran. Mahalea wich dem ersten Hieb aus, parierte den zweiten. Dem dritten Gegner fehlte der Platz zum Angriff. Langsam zog sich Mahalea zur Treppe nach oben zurück. Das Gefälle würde ihr einen Vorteil verschaffen. Doch wofür? Nutzlos pflügte ihre Klinge durch den Brustkorb eines Toten, der nicht einmal eine Rüstung trug. Stumm hob er seine eisenbeschlagene Keule, während Mahalea das Schwert eines anderen abwehrte. Instinktiv hob sie schützend den Arm, und der Knüppel fuhr darauf hinab.
Als Athanor die Augen öffnete, gab es keinen Dunst im Raum. Sein Schwert und der Schild lagen, wo er sie fallen gelassen hatte, doch Elanyas Waffen waren verschwunden. Die wie lackiert glänzenden Dielen wiesen keine Blutflecken mehr auf, und Säule und Seidenkissen fehlten. Dafür lagen die Bruchstücke des Herzens sorgfältig auf ein Tuch gehäuft neben ihm.
Als er sich auf seine Hände stützte, um sich aufzurichten, rissen verkrustete Wunden auf. Seine Finger waren geschwollen. Der Schnitt in seinem Arm schmerzte, sobald er sich bewegte. Falls Elanya noch einmal zurückgekommen war, hatte sie wohl nur mit Hass und Verachtung auf ihn herabgesehen.
In der Wand prangten die Löcher und Risse, die er hineingeschlagen hatte, aber am Boden lagen keine Splitter verstreut. Vom Dunst gedämpfte Sonnenstrahlen fielen hindurch. Aus dieser Richtung? Es musste bereits Nachmittag sein. Kein Wunder, dass seine Zunge ausgetrocknet am Gaumen klebte. Doch in der Eile seines Aufbruchs hatte er nicht an einen Wasserschlauch gedacht.
Ich lebe immer noch. Hätte er nicht aufhören können zu atmen, wie er es sich vorgestellt hatte? Was sollte das alles noch? Der verfluchte Dunkle wollte ihn also immer noch nicht haben. Und was nun? Wohin sollte er jetzt noch wandern? Nicht einmal die Elfen würden ihn von dieser Frage erlösen. Nur um Rache zu nehmen, machte sich keiner von ihnen die Finger schmutzig. Sie würden sich angewidert abwenden oder ihn mit Flüchen davonjagen, aber nicht ihre kostbare Reinheit mit seinem Blut besudeln. Höchstens Davaron. Aber der lebte vielleicht schon nicht mehr.
Mit brennenden Augen sah Athanor auf den zerbrochenen Kristall hinab. Der Beweis seines Versagens gehörte ihm, keine Frage. In einem Heiligtum der Elfen hatten die traurigen Reste nichts mehr zu suchen. Tut mir leid, Orkzahn. Du hast dir den falschen Freund ausgesucht. Ein bitteres Lachen entrang sich seiner ausgedörrten Kehle. Als er den Troll hatte töten wollen, hatte er ihn gerettet, und nun, da er ihm helfen wollte, hatte er ihn umgebracht. Ich bin nicht einmal da, um dich mit dem Gesicht gen Sonnenaufgang an einen Baum zu lehnen. Wäre es ihm überhaupt möglich gewesen, den schweren Troll zu bewegen? Vermutlich nicht. Aber war er es seinem Freund nicht schuldig, es wenigstens zu versuchen? Und ihm das zerbrochene Herz in den Schoß zu legen? Eigentlich gehörte es den Trollen, nicht ihm.
Schluss mit der Feigheit! Sollten ihn die Elfen doch beschimpfen, wenn er in Uthariel eintraf. Orkzahn hatte es verdient, dass er ihm die letzte Ehre erwies.
Sorgsam knotete er das Tuch um die Kristallsplitter und hängte es an seinen Gürtel. Er würde es Orkzahn in die toten Hände legen, bevor er die Elfenlande für immer hinter sich ließ.
Halb erwartete er, auf dem Weg nach draußen noch einmal Elanya oder dem geheimnisvollen Hüter dieser Stätte zu begegnen, doch Kithera blieb so still und
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