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Der letzte Krieger: Roman

Der letzte Krieger: Roman

Titel: Der letzte Krieger: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Falk
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Stimmen es vermocht hätten.
    Wie war das möglich? Unter der Last ihrer Blicke schob Athanor seine Verwirrung beiseite. Für Fragen würde sich später noch Zeit finden. Er stellte das Tuch mit den Bruchstücken des Herzens auf seine Handfläche, damit der Beutel gefüllter aussah. Die Trolle sollten ihn erst einmal als ihren Helden feiern, bevor er ihnen die peinlichen Details enthüllte.
    »Ich bin ausgezogen, um euch aus der Knechtschaft der Elfen zu befreien«, rief er. »Und hier ist es – das Herz der Trolle! « Triumphierend stieß er die Hand mit dem Beutel in die Höhe. Für einen unendlich langen und doch kaum einen Lidschlag währenden Moment starrten ihn die Trolle nur fassungslos an. Dann brachen sie in einen Jubel aus, dass Athanors Pferd vor Schreck scheute und stieg. Das Gebrüll der Trolle hallte von der Felswand wider, als dröhnten zahllose gewaltige Trommeln durcheinander. Die Erde zitterte unter wilden Freudentänzen.
    Athanor sah Orkzahn durch die tobende Meute herbeieilen und trieb sein Pferd zum Eingang der Höhle, in der er schon einmal mit dem Troll Rücksprache gehalten hatte. Dort sprang er ab, woraufhin das Tier mit wehendem Schweif die Flucht ergriff. Nicht zu ändern. Nun war er den Launen der Trolle ausgeliefert.
    Er bemühte sich, nicht so hastig im Vorzelt zu verschwinden, dass er dem panischen Pferd glich. Der Gestank unter dem Felsvorsprung war atemberaubend wie eh und je. Durch die pathetische Geste war der Schnitt in Athanors Schwertarm wieder aufgerissen, sodass Blut herablief und auf das Tuch mit dem Herzen tropfte. Kaum hatten sich seine Augen an das Halbdunkel gewöhnt, stürmte Orkzahn bereits herein.
    »Was ist schiefgegangen?«
    Von wegen, Trollen kann man etwas vormachen. Diesem zumindest nicht. »An eurem Glauben kann etwas nicht stimmen«, sagte Athanor und ließ den Beutel in Orkzahns ausgestreckte Pranke fallen.
    Leises Klirren deutete an, was der Troll trotz seiner schwieligen Handfläche spüren musste. Seine gelben Augen weiteten sich. Er versuchte, den Knoten zu öffnen, doch als es seinen dicken Fingern nicht gelang, riss er den Stoff einfach entzwei. Durchsichtige graue Splitter fielen auf den festgetrampelten Boden. »Aber wie …« Die Stimme versagte ihm. Mehrmals öffnete und schloss sich sein Mund, ohne dass Laute daraus hervordrangen.
    »Es tut mir wirklich leid«, beteuerte Athanor. »Es war bewacht, und der Kampf geriet etwas … außer Kontrolle.«
    Orkzahn ließ nicht erkennen, ob er die Worte überhaupt gehört hatte. Er starrte noch immer auf die Splitter. Vorsichtig nahm er das größte Stück Kristall in die Hand. Es war gewölbt und hätte mit ein wenig Bearbeitung eine kostbare kleine Schale auf dem Tisch eines Königs abgegeben. »Das … kann nicht sein«, brachte der Troll schließlich heraus. »Bist du sicher, dass …«
    »Ich bin sicher. Als es noch nicht zerbrochen war, leuchtete es rötlich und pochte wie ein Herz.«
    Orkzahn schüttelte den massigen Schädel. »Aber wie kann das sein? Wir leben noch!«
    Athanor wand sich innerlich. Wie lange würde es dauern, bis der Troll bereit war zu begreifen? »Ich überbringe nur ungern schlechte Neuigkeiten, aber wie es aussieht, seid ihr die ganzen Jahre völlig umsonst vor den Elfen gekrochen. Dieser Kristall sah wirklich beeindruckend und geheimnisvoll aus, aber er hatte keine Macht über euch.«
    Orkzahns Kehle entstieg ein Laut, als rieben zwei Felsblöcke gegeneinander.
    »Es hat aber auch eine gute Seite«, stellte Athanor fest. »Denn nun werdet ihr nie wieder um das Herz oder seinen Hüter fürchten müssen. Euer Schicksal liegt allein in eurer Hand. Niemand kann euch mehr mit einem dämlichen Stein erpressen.«
    Erneut brachte Orkzahn nur ein Geräusch wie aus einer Gerölllawine hervor. Es dauerte wohl doch länger, bis eine so gravierende Nachricht ihren Weg durch die Gedanken eines Trolls gefunden hatte.
    »Jedenfalls bin ich wirklich froh, dass ich völlig umsonst um euch getrauert habe. Ich hätte mich fast in den Abgrund unter Kithera geworfen.« Erst als er es aussprach, wurde ihm bewusst, dass es stimmte. Diese verfluchte erfundene Geschichte hatte ihn beinahe das Leben gekostet. Nie wieder würde er den Mythen irgendeines anderen Volkes Glauben schenken. Schon gar nicht denen der Trolle!
    »Du wolltest sterben, weil du geglaubt hast, dass wir tot sind?«, staunte Orkzahn.
    Jetzt stehe ich auch noch wie ein sentimentaler Trottel da. »Ja, Menschen haben solche Anfälle,

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