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Der letzte Krieger: Roman

Der letzte Krieger: Roman

Titel: Der letzte Krieger: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Falk
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leer, wie es ihn empfangen hatte. Sein Seil war verschwunden, dafür fand er die Strickleiter vor, die Chria erwähnt hatte. Sie war aus einem Material gefertigt, das sogar seinen wunden Händen schmeichelte und ihm trotzdem Halt bot.
    Als er wieder festen Boden unter den Füßen hatte, ging er, ohne sich noch einmal umzublicken. Wovor hätte er sich fürchten sollen? Ein Pfeil in den Rücken wäre eine Gnade gewesen. Er hätte ihm diesen schweren Gang erspart. Nein, wenn es sich vermeiden ließ, wollte er diesen Ort nie wiedersehen.
    Sein Pferd weidete am Waldrand und kam ihm entgegen, sichtlich erfreut, nicht mehr allein zu sein. Als sich Athanor auf das prächtige Tier schwang, musste er reumütig an Peredin denken. Auch an allen Elfen, die ihm Respekt und Vertrauen geschenkt hatten, war er zum Verräter geworden. Anstatt alle zu retten, hatte er alle ins Unglück gestürzt. Erneut drohte ihn die Schuld zu überwältigen.
    Stell dich nicht so an! Du hast eine Aufgabe zu erfüllen! Er setzte sein Pferd in Trab, doch dieses Mal ließ er sich auf dem Ritt Zeit. An Bächen rastete er, um zu trinken, und unter einem Pfirsichbaum, der zugleich blühte und Früchte trug, hielt er an, um zu essen. Elfenobst. Sicher schmeckte es köstlich, aber seine Zunge war taub.
    Die Schatten wurden länger, die Sonne versank hinter dem Horizont. Als die Sterne am Himmel standen, legte sich Athanor ins alte Laub unter einer Eiche und schlief, bis ihn sein Pferd mit der Nase anstieß. Er war nicht mehr müde, also stand er auf. »Dachtest du, ich sei tot?«
    Das Tier antwortete nicht, sah ihn nur erwartungsvoll an. Der Moment rief ihm seine lange Wanderung mit dem Muli ins Gedächtnis. Alles begann wieder von vorne. Bei der Vorstellung zog sich seine Kehle so fest zusammen, dass es ihn würgte. Hastig ritt er weiter, als könnte er vor der Leere fliehen.
    Von Norden schoben sich Wolken heran und verdeckten mehr und mehr Sterne. Bald flackerte Wetterleuchten über Theroia, doch das Unwetter erreichte die Elfenlande nicht. Nur ein warmer Regen setzte ein, der bis zum Morgengrauen anhielt.
    Athanor ignorierte, dass er völlig durchnässt war und Dampf von der Haut seines Pferds aufstieg. Befand er sich überhaupt noch auf dem richtigen Weg? Ohne Sterne blieb ihm nur das Moos an den Bäumen, um die Richtung zu bestimmen, doch in der Dunkelheit war auch das schwierig, also ließ er einfach das Pferd entscheiden.
    Vielleicht wusste es, wo er hinwollte, vielleicht war es auch nur dem Weg gefolgt, den sie gekommen waren. Jedenfalls entdeckte er bei Sonnenaufgang die Felsnadel Uthariels am Horizont. Von Weitem sah sie aus wie immer. Einige Harpyien segelten über der Festung, die sich so flach und unscheinbar auf der Spitze duckte, dass sie von unten nur für Eingeweihte zu erkennen war.
    Als er das Quartier der Grenzwächter erreichte, hatte der Regen aufgehört. Weit und breit war kein Elf zu sehen. Wie hatten sie auf den plötzlichen Tod der Trolle reagiert? Saßen sie oben in der Festung zusammen und fragten sich, was sie jetzt tun sollten? Sicher waren sie zu pflichtbewusst, um ihren Posten zu verlassen. Valarin musste eine Nachtpatrouille ausgesandt haben, die nun schlief. Hatte er den Rest zum Heer gesandt, um die schlechte Nachricht zu überbringen und sich dem vergeblichen Kampf anzuschließen?
    Athanor ritt aus dem Wald hinaus, am Fuß des Felsens entlang. Rauch hing in der Luft. Er wehte von der anderen Seite Uthariels heran. Der Geruch von gebratenem und verbranntem Fleisch lag darin. Bereiteten dankbare Faune den Trollen ein Totenfeuer? Wenn sie ihnen schon im Leben nicht trauten, erwiesen sie ihnen vielleicht wenigstens im Tod etwas Respekt.
    Aber sie wollen nicht verbrannt werden! Athanor trieb sein Pferd vorwärts. Er musste diesem Frevel Einhalt gebieten. Im Galopp fegte er um den Felsen und erschrak.
    Das Pferd folgte dem Ruck, der durch Athanors Körper ging, und stemmte die Hufe in den Boden. Instinktiv griff Athanor in die Mähne, stützte sich ab, um nicht nach vorn geschleudert zu werden. Doch sein Blick blieb auf die riesigen Gestalten geheftet, die um ihre Lagerfeuer saßen und Wildbret schmausten, als sei nichts geschehen. Mehr denn je war es eine unüberschaubare Menge bärtiger Ungetüme, deren dunkle Stimmen wie leiser Donner grollten.
    Ein Troll entdeckte ihn und rief etwas in ihrer rumpelnden Sprache. Alle wandten sich Athanor zu, etliche sprangen auf. Ihre Mienen stellten die eine Frage eindringlicher, als ihre

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