Der letzte Krieger: Roman
den Ruf auf. Wer ihn hörte, eilte herbei. Mehr und mehr Elfen schlossen sich ihr an. Wo war Sturmfeder? Hatte sie ihn nicht an dieser Stelle zurückgelassen? Nun gut, sie musste ohnehin bleiben und die Führung übernehmen, bis ein neuer Feldherr bestimmt war.
»Die Untoten kommen zurück!«, warnte sie. »Wer kann noch zaubern? Nach hinten mit euch! Bildet die Nachhut!«
Wieder wurde es dunkler. Mahalea wandte sich zu den verbliebenen Magiern um, reichte Elidians Zauberschwert weiter, damit es die Kräfte eines anderen verstärken konnte. Weiter oben tauchten zögerliche Gestalten aus den Trümmern auf. Doch das Licht genügte nicht. Sie fielen nicht mehr zu Boden.
»Sie kommen!«, schrie jemand, und alle rannten schneller.
Die Untoten reckten triumphierend die Waffen. Mahalea glaubte, hohles Gelächter zu hören, obwohl die Wiedergänger doch stumm waren. Vor ihr kam die Bresche in Sicht. Sie entdeckte Athanor, der gerade hinter dem Schuttberg verschwand, doch woher kamen die stämmigen Gestalten mit den seltsamen Tieren, die ihm folgten?
Lautes Rumpeln ertönte hinter ihr. Es kam vom Gipfel des Hügels herab, wo der Königspalast gestanden hatte. »Nicht umsehen, laufen!«, herrschte sie Elidian an und blickte doch selbst über die Schulter. Die Ruine des Palasts bewegte sich. Trümmer wurden emporgedrückt, kippten und wirbelten Aschewolken auf. Etwas Riesiges, Dunkles erhob sich aus der Ruine. Steine fielen herab, als es sich aufrichtete und den langen Hals reckte. Unter verrutschenden Trümmern zerrte es gewaltige Schwingen hervor.
Mahalea hörte Schreie. Einige liefen schneller, andere erstarrten vor Schreck. Nur die Untoten stürmten unbeeindruckt die Straße herab, auf die Nachhut zu.
»Lauft weiter!«, brüllte Mahalea. »Bringt euch in Sicherheit!«
Löcher klafften in den Flügeln des Drachen. Mahalea glaubte, durch große Risse in seiner Schuppenhaut Knochen zu sehen. Ein Wiedergänger! Die Erkenntnis schnürte ihr die Kehle zu.
Elidian hatte die Bresche erreicht und schleppte die Leiche der Erhabenen den tückischen Hang hinauf. Mahalea sah, wie er stolperte, wollte ihm zurufen, lieber sein Leben zu retten, aber sie brachte keinen Ton heraus.
Wieder drehte sie sich um. Der Drache stieß sich mit kräftigen Hinterbeinen in die Luft und schlug mit den löchrigen Schwingen. Kein Tier hätte damit fliegen können, doch Drachen flogen seit jeher mithilfe der Magie. Was Mahalea nur im Ansatz beherrschte, hatten sie zur Perfektion gebracht. Über den Tod hinaus.
Das Ungeheuer gewann an Höhe, nur um sich herabzustürzen. Knapp über den zerstörten Häusern fing es seinen Fall ab und schoss die Straße zur Bresche entlang. Mahalea fand ihre Stimme wieder, schrie die Umstehenden an, sich zu beeilen. Der Drache riss das Maul mit den dolchlangen Zähnen auf. Will er etwa … Nein, das war unmöglich. Ein Toter konnte kein Feuer spucken. Doch er konnte … es zaubern!
Blaue Flammen schossen in einem dünnen Strahl hervor, der sich so rasch ausbreitete, dass dem Drachen selbst nur die Flucht nach oben blieb. Schwerelos schraubte er sich empor, während eine Feuerwolke Untote und Elfenkrieger einhüllte. Die Schreie der Brennenden gellten in Mahaleas Ohren. Wie lebende Fackeln blieben sie zurück, als die Wolke verging. Der Drache zog einen Kreis, setzte zu einem neuen Sturzflug an.
Entsetzt wandte sich Mahalea ab. Hier half nichts mehr, nur noch die Flucht. Mit weiten Sätzen hetzte sie die Bresche hinauf. Von oben sah sie die flüchtenden Trolle in der Ferne, die gerade durch den Fluss wateten. Wo die Gefallenen lagen, hinderten Greifenreiter die panischen Pferde an der Flucht. Auch Sturmfeder umkreiste die Herde mit schrillem Geschrei. Wer die Tiere erreichte, sprang auf und half oder galoppierte davon.
Hinter sich hörte Mahalea das Fauchen von Flammen, während sie den Schutthang hinabhastete. Dann sauste der Drache über sie hinweg. Der Sog riss sie fast von den Beinen. Wie abschätzend glitt er über die Fliehenden und Pferde und flog im Bogen zur Stadt zurück. Doch vielleicht sammelte er sich auch nur für den nächsten Flammenstoß.
Mahalea holte Elidian ein, der noch immer die Leiche der Erhabenen trug. »Lass sie hier!«, rief sie und stieß ihn an, sodass ihm nichts übrig blieb, als die Tote fallen zu lassen, wollte er nicht stürzen. Es tat Mahalea weh, es zu sehen, doch sie rannte weiter. »Über den Fluss!«, brüllte sie. »Sucht unter den Bäumen Schutz!«
Sie wollte auf das
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