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Der letzte Kuss

Der letzte Kuss

Titel: Der letzte Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillips Carly
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Weil sie Eric jetzt mehr privat traf, bevorzugte sie Dr. Gaines als Allgemeinärztin. Dafür hatte sie zwei Gründe. Sie wollte es Eric nicht zumuten, ihren Söhnen gegenüber lügen zu müssen, und sie wollte für sie beide als Paar etwas Geheimnisvolles bewahren, so albern es auch klingen mochte. Wenn
er ihre Brust mit dem Stethoskop abhörte und sie als Patientin mit den Augen des Arztes betrachtete, wie konnte er sie dann von Mann zu Frau ansehen?
    »Also ihr Kardiogramm ist bestens, keine Veränderung.« Dr. Gaines klappte den Ordner zu. »Sie sind gesund, Raina. Machen Sie nur ihre Übungen weiter und meiden Sie fettes Essen.«
    »Ja, Doktor.« Aber Raina wusste, dass sich das nur so leicht dahinsagte. Es war nämlich gar nicht so einfach, das Theater mit ihrer Krankheit vor ihren Jungen aufrecht zu erhalten. Obwohl ihr kleiner Schwindel, wie sie es im Stillen bezeichnete, hin und wieder Schuldgefühle verursachte, glaubte sie an den guten Zweck. Sie wollte ihre Söhne sesshaft und glücklich mit einer eigenen Familie erleben.
    Dr. Gaines lächelte. »Ich wünschte, alle meine Patienten wären so kooperativ.«
    Raina nickte nur. »Danke für alles.« Sie verließ die Praxis, ohne Eric zu begrüßen. Diese Freude wollte sie sich lieber für später aufheben, damit das Thema ihrer Krankheit nicht zu einem Streit führte.
    Da Roman den Tag mit Chase in der Redaktion verbrachte und Rick im Dienst war, machte sie sich direkt auf den Heimweg. Sie zog ihre Trainingshose an, um schnell eine Runde auf dem Laufband zu absolvieren. Nur ein Zwanzigjähriger oder Superman konnte diese Routine aufrecht erhalten, ohne erwischt zu werden. Während sie zügig marschierte, sah sie immer mit einem Auge aus dem Kellerfenster zur Auffahrt hinüber, um zu sehen, ob ihre Söhne früher nach Hause kämen. Dann würde sie sich mit einem Satz auf die Couch werfen.
    Zwanzig Minuten später trat sie von ihrem Heimtrainer und duschte schnell, sehr erleichtert, dass keiner sei erwischt
hatte. Nachdem sie fertig angezogen war und einen Happen gegessen hatte, war sie bereit, ihr Hauptanliegen in Angriff zu nehmen.
    Romans Liebesleben.
    Seine Liebesaffäre schien gefährliche Umwege genommen zu haben, das entnahm sie Romans schlechter Laune und seiner plötzlichen Weigerung, über irgendetwas zu reden, was mit Charlotte zu tun hatte. Er würde seine eigenen Probleme schon selber lösen, hatte er gesagt. Aber Raina als seine Mutter, die seine Windeln gewechselt und seine Tränen getrocknet hatte, konnte jede Gefühlsregung an seinem Gesicht ablesen. Er konnte sich noch so sehr anstrengen, seine Gefühle zu verbergen, ihr entging nichts. Sie sah, wie ihr Jüngster litt.
    Dieses Problem mit Charlotte, was es auch war, würde schon nicht so schlimm sein. Immerhin verlief keine Romanze ganz glatt. Bisher hatte sie für Roman allerhand Gutes in die Wege geleitet. Ihre ›Krankheit‹ hatte ihn nach Hause gebracht und in Yorkshire Falls festgehalten, wo er seine erste Liebe mehr als aufgefrischt hatte. Ein kleiner Anstoß, und die beiden würden im Nu wieder zusammen sein.
    Später am Nachmittag trat Raina in Charlottes Speicher. Sie hoffte nur, dass niemand aufgefallen war, dass sie heute schon das zweite Mal in die Stadt kam und dass ihre Söhne das erfuhren. Zum Glück schien der Laden leer zu sein. »Hallo?«
    »Komme sofort«, erklang Charlottes beschwingte Stimme von hinten.
    »Lass dir Zeit.« Raina ging hinüber zur Unterwäscheabteilung und befühlte ein wunderschönes seidenes Nachthemd mit passendem Morgenrock.

    »Das wird dir stehen«, sagte Charlotte und trat hinter sie. »Das helle Elfenbein betont das Grün deiner Augen.«
    Raina wandte sich um und sah die schwarzhaarige Schönheit an, in deren Seele, wie bei ihrem Sohn, ein tiefer Schmerz wohnte. »Ich bin nicht sicher, ob ich in so etwas Weißes hineingehöre.«
    Charlotte lächelte. »Hell, nicht weiß. Es ist eher eine antike Farbe, und nichts wäre falsch daran, sich das zu gönnen. Die einzelnen Farben haben doch keine inhaltliche Bedeutung. Das ist eine altmodische Vorstellung, glaub mir.« Sie verschränkte die Arme über dem metallenen Kleiderständer. »Ich sehe doch, wie gern du es haben möchtest. Du befühlst immer noch den Spitzenrand.«
    »Auf frischer Tat ertappt.« Raina lachte. »Okay, du kannst es mir einpacken.« Sie fragte sich, ob es in der Kommode rumliegen würde oder ob …
    »Ich sehe mit Freude, dass es dir gut genug geht, um unterwegs zu sein.«
    Charlotte

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