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Der letzte Kuss

Der letzte Kuss

Titel: Der letzte Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillips Carly
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alten Haus am Rande der Stadt gemietet. Mit einer Veranda, die rundherum ging, Spalieren und einem riesigen Garten. Viel Sonne, die in die Küche schien, gab einem das Gefühl von Zuhause. Es war genauso wie das Haus, von dem Charlotte immer geträumt hatte, um eines Tages mit einer eigenen Familie dort zu leben. Diesen Traum hatte sie gehabt, wenn sie nicht gerade von fernen Ländern mit exotischen Namen fantasierte, von unglaublich schönen Landschaften, erhellt von glitzerndem Wasser und herrlichen Sonnenstrahlen.
    Manchmal dachte Charlotte, sie hätte eine gespaltene Persönlichkeit, zwei Seelen in ihrer Brust, die sich nach zwei verschiedenen Dingen sehnten. Allerdings gab es in beiden Szenarien Sonnenschein und ein Happyend, etwas, was sie sich auch für Beth wünschte.
    Von beidem war im Gesicht ihrer Freundin kein Anflug zu sehen, sodass Charlotte Mr. Implantat am liebsten erwürgt hätte. »Warum hat er es dieses Wochenende nicht geschafft?«
    Beth zuckte die Schultern. »Er sagte, er hätte einen unerwarteten Vortragstermin.«
    Beth drehte sich weg und starrte aus dem Fenster.
    »Ist das eine Umschreibung für Etwas hat sich plötzlich ergeben? «, flüsterte Charlotte Rick ins Ohr.
    Er warf ihr einen warnenden Blick zu, den sie ernst nahm. Verstehen konnte sie nicht, warum Beths Verlobter die Frau, die er zu lieben vorgab, nicht mehr beachtete und zu sich holte.
    »Vielleicht hat sich ja wirklich ein Termin ergeben, den er nicht ablehnen konnte.« Rick ging zu Beth hinüber und legte ihr freundschaftlich einen Arm um die Schultern.

    »Warum hat er mich dann nicht gefragt, ob ich ihm in New York Gesellschaft leisten will?« Sie drehte sich um und sah Charlotte an.
    Charlotte senkte den Kopf. Sie wusste keine Antwort. Der Einwand war berechtigt, aber das wollte sie ihrer Freundin im Moment lieber nicht eingestehen.
    »Vielleicht wollte er nicht, dass du dich langweilst«, sagte Rick. »Und vielleicht …«
    »Er wird dich dafür entschädigen«, fügte Charlotte hinzu und ging auf Ricks Liste möglicher Erklärungen ein. Er versuchte, die verletzte Beth zu besänftigen, und das war richtig so. Beth hatte noch genug Zeit, der Wahrheit ins Gesicht zu sehen und sie zu akzeptieren, was immer das auch heißen mochte. Heute Abend brauchte sie einfach nur ihre Freunde.
    Charlotte sah zu, wie Rick Beth mit Aufmerksamkeit überschüttete, um ihren Humor und ihr Selbstwertgefühl wieder aufzubauen. Beth lächelte sogar über seine schlechten Witze. Wenigstens er war eine Hilfe. Charlotte war in einer zu miesen Stimmung, um der Freundin nützen zu können.
    Zunächst verschwand ihre Mutter durch eine Nebentür – genau in dem Augenblick, da Dennis Sterling zum Haupteingang hereinkam –, dann versäumte Beth den großen Abend der Stadt, weil sie schon wieder sitzen gelassen worden war. Charlotte wusste nicht, was schlimmer war: als Frau von einem Mann nur zum Vergnügen benützt zu werden, oder allein und elend zu sein.
    Ihr Magen krampfte sich zusammen, und das Herz klopfte bis zum Halse. Charlotte verglich sich sowohl mit Beth als auch mit Annie, voller Angst, wie sie zu sein. Beide Frauen waren eines Mannes wegen unglücklich. Selbst wenn elend
ein zu starkes Wort für ihr gegenwärtiges Befinden war, die Gefühle, die Roman in ihr wach rief, empfand sie doch sehr intensiv.
    Er hatte ihr eine Kostprobe seiner Verführungskünste gegeben, Feuer gelegt und sie ermutigt zu handeln, sie dann ohne Grund abgewiesen und die Kränkung noch vergrößert, indem er sie ignorierte und andere Frauen mit seinem Charme überhäufte. Wäre nur sexuelle Anziehung im Spiel gewesen, hätte Charlotte besser damit umgehen können. Aber ihre Reaktion ging über das Physische hinaus. Sie wollte Romans eigentliches Ich in seinem hinreißenden Körper erkennen, und das machte ihr Angst.
    Dieser verdammte Kerl! Sie rieb sich die nackten Arme und wollte nur noch nach Hause. Ihre beiden Freunde waren in ein Gespräch vertieft; Rick verschaffte Beth eine erfreuliche Ablenkung.
    Charlotte schlüpfte unbemerkt hinaus. Der Vollmond geleitete sie heim, und die Sterne hoben sich glitzernd vom schwarzblauen Himmel ab. Sie atmete den Duft von Blumen und frischem Gras ein. Plötzlich musste sie an den Höschendieb denken. Rick hatte gesagt, während der Woche sei alles ruhig gewesen, aber er halte den Fall noch nicht für erledigt. Allerdings wurde ihr auch jetzt bald klar, dass sie keine Ahnung hatte, wer verdächtigt werden könnte, und so

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