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Der letzte Kuss

Der letzte Kuss

Titel: Der letzte Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillips Carly
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befangen war, so war doch jedermann in der Stadt nun beim Morgenkaffee an seinen Streich erinnert worden.
    Fünf Minuten später parkte er vor der Gazette und ging die lange Auffahrt hoch. Er blieb bei den Briefkästen stehen, die mit den Namen der verschiedenen Redaktionsabteilungen gekennzeichnet waren. Sie waren noch nicht überfüllt, nur die Lokalabteilung hatte besonders viel, da der Redakteur mit Frau und neuem Kind anstrengende Tage absolvierte. Roman griff sich die betreffende Post, damit Ty mehr Zeit für seine Familie hatte, wenn er, Roman, für ein paar Stunden seine Arbeit übernahm.
    Dabei sagte er sich, dass er sich nur deshalb in die Geschäfte der Gazette verwickeln ließ, weil er einem alten Freund einen Gefallen tun wollte. Ganz gewiss motivierte ihn nicht der Wunsch, seinem älteren Bruder zu helfen.
    Er ging hinein. »Hallo, Lucy.« Er nickte der Vorzimmerdame zu, die genauso zum Inventar des Hauses gehörte wie sein Fundament. Sie hatte für seinen Vater gearbeitet und
danach für Chase, weil sie eine Begabung dafür hatte, mit Menschen umzugehen; außerdem verfügte sie über organisatorische Fähigkeiten, ohne die ein Zeitungsmann nicht leben konnte.
    »Hallo, Roman.« Sie winkte ihn mit gekrümmtem Zeigefinger zu sich.
    Roman kam näher. »Was gibt’s?«
    Sie krümmte erneut ihren Finger und er beugte sich zu ihr hinüber.
    »Was machst du mit den Höschen, die du klaust?«, fragte sie im Flüsterton. »Mir kannst du es doch sagen. Bist du zu den Transvestiten übergelaufen?« Dann zwinkerte sie und lachte lauthals.
    Er verdrehte die Augen und erinnerte sich zu spät daran, dass sie einen beißenden Humor besaß. »Das ist nicht komisch«, murmelte er.
    »Wenn es dich tröstet … Chase wollte das nicht drucken – er hatte einfach keine Wahl. Whitehall stellte seine journalistische Integrität in Frage, wenn er das zurückhalten würde, weil ihr zwei verwandt seid.«
    Roman schüttelte den Kopf. »Wo ist er überhaupt?«
    Lucy deutete mit dem Daumen nach oben. Roman stürmte die Treppen hinauf und in Chase Büro hinein, ohne anzuklopfen.
    »Macht es dir etwas aus, mir zu erklären, was zum Teufel du dir dabei gedacht hast?« Roman knallte die Morgenzeitung auf den Schreibtisch.
    »Wobei?«
    Roman beugte sich in bedrohlicher Haltung vornüber, was aber auf seinen großen Bruder keinerlei Eindruck machte. Chase wirkte total entspannt. Er wippte nach hinten, und die Rückenlehne des Lederstuhls, der einst ihrem
Vater gehört hatte, berührte das Fensterbrett und versperrte so die Aussicht. Roman kannte sie auswendig. Der Teich und die alten Weiden, die dort unten Wache standen, waren genauso ein Teil von ihm wie dieses alte Victorianische Haus, das schon immer die Büros der Gazette beherbergt hatte.
    »Du bist zu schlau, um dich dumm zu stellen, und mir ist nicht nach Spielchen zumute. Gab es überhaupt irgendeinen Grund, meinen Namen zu nennen?«, fragte er Chase.
    »Ich drucke die Neuigkeiten. Wenn ich Whitehalls Zitat verschwiegen hätte, wäre das eine grobe Unterlassung gewesen.«
    »Wem gegenüber?«
    »Jedem in der Stadt, mit dem der alte Whitehall spricht. Ich möchte nicht, dass die Leute hier denken, wir bevorzugten jemanden oder schützten Familienmitglieder.«
    »Ein veralteter Streich ist keine Neuigkeit.«
    Chase schüttelte den Kopf. »Das weißt du als Reporter doch besser.« Er wippte mit seinem Stuhl nach vorn. »Sonst ist es dir völlig schnuppe, was die Leute von dir denken. Ich verstehe gar nicht, warum dich dieser Artikel derartig aus den Pantinen haut. Was macht dich eigentlich wirklich so sauer?« Er stand auf und ging zu Roman hinüber, ohne den Blick von seinem Gesicht zu lassen.
    »Würdest du wieder mit unserer Mutter zusammenleben, müsstest du diese Frage nicht stellen.«
    »Das würde dich vielleicht zum Säufer machen, aber nicht in dir den Wunsch wecken, mich niederzuschlagen. Das hier hat nichts mit Mutter zu tun. Ich finde, du siehst grässlich aus. Was hast du gemacht? Hast du letzte Nacht Gräben ausgehoben, anstatt flachgelegt zu werden?«
    »Das wäre nicht einfach ein ›Flachgelegtwerden‹ gewesen«, antwortete Roman, ohne nachzudenken.

    »Was heißt das?« Chase stieß Roman in den nächsten Sessel, dann warf er seine Bürotür ins Schloss. »Man weiß nie, wann Lucy sich langweilt und hier hochkommt«, erklärte er und öffnete dabei das Schränkchen in der Ecke.
    Ihr Vater hatte darin immer Likör aufbewahrt, und Chase hatte nicht viel

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