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Der letzte Kuss

Der letzte Kuss

Titel: Der letzte Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillips Carly
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verändert. Er goss zwei Gläser Scotch ein und reichte eines Roman. »Jetzt sprich.«
    Obwohl es noch früh am Morgen war, lehnte sich Roman in seinem Sessel zurück und leerte sein Glas in einem brennenden Zug. »Das habe ich jetzt gebraucht. Aber ich weiß wirklich nicht, was du meinst.«
    Chase blickte an die Decke. »Du bist verdammt sauer, dass du bei der Münzwette verloren hast. Du bist sauer, dass dein Leben sich verändern wird. Und du willst nur nicht zugeben, dass du so sauer bist, weil du meinst, du seiest mir noch etwas schuldig.«
    »Verdammt richtig.« Es war sinnlos, etwas zu leugnen, was so offensichtlich war. Selbst wenn Charlotte die Aussicht auf Heirat und Kinder reizvoller machte, so hatten sich seine Zukunftspläne seit seiner Heimkehr verändert, und das nicht aus freier Entscheidung.
    »Tu es nicht, wenn du nicht damit leben kannst.« Chase stützte seine Arme auf den Schreibtisch. »Ich habe dir an dem Abend erklärt, dass es dir niemand verübeln wird, wenn du einen Rückzieher machst.«
    »Ich würde es mir selbst verübeln. Habe ich dir je gesagt, wie sehr ich dich für deine Entscheidungen, die du früher getroffen hast, respektiere?«
    »Das musst du mir nicht sagen. Ich weiß andererseits, wie viele Menschen du mit deinen Nachrichten und deinem Talent erreichst. Jedes Mal, wenn ich einen Artikel von dir lese, jedes Mal, wenn du Ausschnitte schickst, zeigst du mir,
was du für ein Mensch bist. Und wie du an all dem hängst, was dein Leben ausmacht.«
    Roman sah Chase an und schüttelte den Kopf. »Ich rede nicht davon, wie sehr ich dieses Leben schätze. Das wissen wir doch beide. Ich rede davon, wie hoch ich dich achte.« Er stand auf und steckte seine Hände in die Gesäßtaschen. »Erst seit der Münzwette habe ich wirklich verstanden, was du damals für ein Opfer gebracht hast. Du warst noch sehr jung. Ich habe große Achtung vor dir.«
    »Opfer ist ein zu starker Ausdruck«, entgegnete Chase und neigte den Kopf.
    Roman hatte seinen Bruder in Verlegenheit gebracht, und er wusste, das dies ein verstecktes Zeichen der Dankbarkeit war.
    »Jetzt erzähl mir doch, was Charlotte Bronson mit all dem zu tun hat«, verlangte Chase.
    Roman goss sich noch einen Scotch ein. Weil Chase in seinem Leben schwere Entscheidungen hatte treffen müssen, konnte niemand besser als er verstehen, was Roman gerade durchmachte. »Ich liebe meine Art zu leben. Das Reisen, die Stories, die Aufgabe, Menschen über wichtige Dinge in der Welt zu informieren.«
    Chase lächelte ein wenig bitter. »Selbst als wir noch Kinder waren, hatte ich zu dir eine besondere Beziehung. Ich sah mich selbst in dir.« Er atmete tief ein. »Als unser Vater starb, wusste ich, dass meine Träume mit ihm dahin waren. Aber wenn ich schon selbst nicht die Welt bereisen konnte, dann wollte ich verdammt noch mal sicher gehen, dass du all die Möglichkeiten hättest, die mir verwehrt waren.«
    Roman überflutete eine Welle der Rührung. »Dafür stehe ich tief in deiner Schuld.«
    Chase winkte ab. »Das habe ich nicht getan, damit du es mir eines Tages zurückzahlst. Das wäre das Letzte, woran
mir liegt. Wenn ich immer noch reisen wollte, könnte ich jetzt ein verdammtes Flugzeug besteigen. Mein Leben ist in Ordnung. Wenn du also diese Sache nicht durchziehen und dabei halbwegs glücklich sein kannst«, sagte er und meinte dabei die Münzwette, »dann lass es sein.«
    »Hey, ich habe absolut die Absicht, meine Pflicht zu erfüllen. Leider kann ich mir nur absolut nicht vorstellen, mich an eine x-beliebige Frau dieser Stadt zu binden. Nicht, wenn …«
    »Nicht, wenn es nur die eine gibt, die du willst.«
    Roman griff erneut nach der Flasche, schob sie dann aber von sich weg. »Genau«, bestätigte er die Vermutung seines Bruders.
    Er stand ruckartig auf, ging zum Fenster hinüber und blickte hinaus auf die Szenerie, die seinem Vater immer so große Freude bereitet hatte – das wusste er, denn alle drei Kinder hatten abwechselnd auf ihres Vaters Schoß gesessen, während er einen Artikel tippte, Anzeigen am Telefon entgegennahm oder auch nur mit seinen Kindern herumspielte, das alles mit diesem Ausblick hinter sich. Inzwischen ersetzten Computer die alten Smith Corona Schreibmaschinen, die Bäume waren höher, die Wurzeln tiefer eingegraben, aber ansonsten hatte sich kaum etwas verändert. Da Roman damals noch so jung gewesen war, hatte er nur vage Erinnerungen. Aber sie existierten am Rande seines Gedächtnisses, und sie gaben ihm

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