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Der letzte Kuss

Der letzte Kuss

Titel: Der letzte Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillips Carly
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erträumten, so Roman Chandler in ihr Haus locken zu können.
    »Ich glaube, mir wird schlecht.« Charlotte setzte sich an ihren Schreibtisch. Sie ließ Beth vorn im Laden nach dem Wahnsinnsandrang des Morgens wieder Ordnung schaffen, während sie selbst die Namensliste kopierte, um sie der Polizei zu geben.

    Die Frauen hatten nicht nur die teuersten Waren aus ihrem Sortiment bestellt, sie hatten während der Wartezeit auch allerhand gekauft – Duftkissen für die Schubladen, Kleiderbügel für Unterwäsche und einiges an Dessous. Es war der erfolgreichste Tag seit der Eröffnung, und es war noch nicht einmal Mittag. Aber anstatt zufrieden zu sein, fühlte Charlotte sich unbehaglich.
    Der Gedanke, mit Romans Junggesellenruf Geld zu verdienen, gefiel ihr gar nicht.
    Eifersucht durchzuckte ihr Herz, als sie an all die Frauen dachte, die heute in ihrem Laden seinen Namen erwähnt hatten. Es ärgerte sie, schmerzlich daran erinnert zu werden, was und wer er war: Ein Wandervogel, der die Frauen liebte. Und sie hatte zugestimmt, eine von diesen Frauen zu sein – bis er die Stadt verließ. Charlotte lief es kalt den Rücken hinunter, und dennoch konnte nichts, was an diesem Morgen passiert war, ihre Meinung ändern über den Kurs, den sie und Roman eingeschlagen hatten.
    Sie blickte auf die Zeitung, die Lisa zurückgelassen hatte, und schüttelte den Kopf. Roman war alles Mögliche, unter anderem ein Junggeselle und Wandervogel, aber er war kein Dieb. Sie glaubte nicht für eine Sekunde, dass er hinter diesen Einbrüchen steckte. Der Gedanke war lächerlich, und die Tatsache, dass erwachsene Frauen dieser Vermutung nachhingen, warf sie um. Sie bauten sich ein Fantasiegebilde um die ganze Sache, um ihn auf.
    Charlotte konnte dieses Verlangen verstehen, aber sie wusste es besser als die meisten: Fantasien wurden niemals wahr, und die Wirklichkeit war ein viel strengerer Lehrmeister.
     
    Roman setzte alles daran, sich mit Liegestützen und einem langen Lauf zu überanstrengen, ehe er duschte, sich anzog
und sich in das Büro der Gazette aufmachte. Er hoffte sehr, dass er das Bedürfnis, seine Faust in seines großen Bruders noch größeres Maul zu schlagen, würde unterdrücken können. Als Reporter respektierte Roman die Wahrheit, aber in diesem Fall fand er, dass es einen besseren Weg hätte geben müssen, um mit dem Klatsch einer Stadt fertig zu werden, als ihn noch glaubwürdiger zu machen, indem man die Spekulationen druckte. Leider hatten einige Leute hier ein besseres Erinnerungsvermögen als ein Elefant.
    Er fuhr mit offenen Wagenfenstern die First Street hinunter. Die frische Luft weckte ihn auf und beruhigte ihn zugleich. Als er an Charlottes Speicher vorbeikam, ging er vom Gas. Davor hatte sich eine kleine Menschenmenge versammelt, was ihn erstaunte, wenn er bedachte, wie besorgt sie gewesen war, dass die Diebstähle ihrem Geschäft schaden könnten.
    Er wollte so gern mit ihr sprechen, wegen der Morgenzeitung und seiner neuen Berühmtheit musste er sich aber von Charlottes Speicher fern halten. In der Heimstatt der geraubten Höschen sollte Roman Chandler zu allerletzt gesehen werden.
    Am Stadtrand hielt er bei einer Verkehrsampel an. Eine graue Limousine quetschte sich neben ihn. Er blickte hinüber, als die Fahrerin ihr Beifahrerfenster herunterkurbelte. Alice Magregor, stellte er fest. Ihr Haar explodierte nicht mehr in die Höhe, sondern es war jetzt aufgeplustert wie eine Löwenmähne. Immerhin brachte er ein freundliches Lächeln für sie zustande.
    Sie beugte sich hinüber zum Nebensitz, hob dann ihre Hand und wedelte mit etwas durch die Luft, bevor sie zweimal hupte und davonfuhr.
    Er blinzelte. Als es wieder grün wurde, dämmerte es ihm
– Alice hatte ihm gerade mit einem Höschen zugewinkt. Das war die absolute weibliche Herausforderung. Komm und krieg mich, großer Junge.
    Jetzt, wo er nur die eine Frau haben wollte, entschieden sich die alleinstehenden Frauen von Yorkshire Falls, die Jagdzeit zu eröffnen. Roman seufzte schwer. Ihm wurde bewusst, was ihm von den Frauen der Stadt bevorstand. In jüngeren Jahren hätte er eine solche Aufmerksamkeit genossen. Heutzutage wollte er nur in Ruhe gelassen werden.
    Ein verdammt schlechter Anfang, dachte Roman, seinen Kreuzzug um Charlotte in Angriff zu nehmen, und ihn ergriff erneut das Verlangen, auf seinen Bruder einzuprügeln. Zweifellos war Alices Verhalten auf den Artikel in der Gazette zurückzuführen. Wenn Roman auch wusste, dass Whitehall

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