Der letzte Kuss
Trost, selbst in diesem Augenblick.
»Es ist nicht zu übersehen, dass auch sie sich für dich interessiert, wo liegt also das Problem?«
Roman holte tief Luft. »Ich möchte sie nicht verletzen. Und leider riecht alles, was die Münzwette und meinen Plan betrifft, nach ihrem Vater, Russell Bronson.«
»Verdammt.« Chase kniff sich in den Nasenrücken.
»Das nehme ich als Zustimmung.«
»Wer ist denn dann im Rennen?«, fragte Chase.
Roman beobachtete, wie eine Brise durch die Zweige der Bäume fuhr, die kurz vorm Knospen waren. Die gelben Forsythien und das frische grüne Gras verliehen dem Platz dort unten etwas Farbe. Ihm kam eine entfernte Erinnerung ins Bewusstsein, an ein Picknick, das seine Mutter damals geplant hatte, um den arbeitswütigen Vater an die frische Luft und zum Spielen mit seinen Kindern zu bringen. Fast konnte er die Hühnchensandwiches riechen, die seine Mutter gemacht hatte, und die Stimme seines Vaters hören, als er Rick Anweisungen gab, wie er das Schlagholz halten sollte, während Raina den Ball warf.
Im Hinblick auf ein eigenes Kind konnte sich Roman keine andere Frau als Ehefrau und Mutter vorstellen als Charlotte – aber er konnte sich kaum ausmalen, seine Karriere, die er aufgebaut hatte und die er liebte, zu opfern, um in der Rolle des Familienvaters aufzugehen. Wie auch immer: Ein Kind gehörte zu seiner Zukunft. Und er wollte dieses Kind von keiner anderen Frau als von Charlotte.
»Sonst ist keine im Rennen.«
Chase trat hinter ihn und schlug ihm auf den Rücken. »Dann schlage ich vor, dass du dir einen Weg überlegst, wie du die Dame davon überzeugst, dass sie eine Fernehe akzeptieren kann, kleiner Bruder.«
Na, das war mal eine Herausforderung, dachte Roman. Charlotte war noch nicht so weit, um die Worte Heirat oder Babys aus seinem Mund zu hören. Mist, er war sich nicht einmal sicher, ob er selber bereit war, sie auszusprechen. Doch irgendwo musste er ja anfangen. »Was hast du mir damals gesagt, als ich mein erstes Interview machen wollte und
mir den Bürgermeister ausgesucht hatte?« Er war sechzehn Jahre alt und überzeugt gewesen, als Reporter die ganze Welt aus den Angeln heben zu können.
»Fang langsam an und lerne daraus. Es sind dieselben Worte, die unser Vater mir gesagt hat. Du beeindruckst mich. Ich kann nicht glauben, dass diese Worte durch deinen dicken Schädel gedrungen sind.« Chase grinste.
»Du meinst, weil ich draußen vor dem Büro des Bürgermeisters geparkt habe, bis er meine Fragen beantwortet hatte, anstatt den Vorsitzenden des Elternrats zu interviewen, wie du es vorgeschlagen hattest?« Roman musste bei der Erinnerung daran lachen.
»Nun, wenn es um Charlotte geht, werde ich deinen alten Ratschlag befolgen«, versprach er Chase. »Aber bilde dir nichts darauf ein.«
Roman würde langsam anfangen. Zusammen Zeit zu verbringen und sie wieder kennen zu lernen, würde eine Freude sein. Um die Verführung musste er sich keine Sorgen machen. Wann immer er und Charlotte sich trafen, war die Anziehungskraft sofort aktiviert. Klappte alles, konnte er die Karriere behalten, die er liebte, und die Frau, die er immer haben wollte, und nicht nur in seinem Bett, wäre Bestandteil seines Lebens.
Er ging zur Tür.
»Wo gehst du hin?«
Er drehte sich zu Chase um. »Ich will mich vergewissern, dass ich Charlotte unter die Haut gehe und in ihr Leben eindringe – bis zu dem Punkt, wo sie mich nie mehr los werden will.«
Charlotte schloss um fünf Uhr den Laden. Der Samstagabend lag vor ihr. Sie rieb sich die Augen und sah zu Beth hinüber,
die einen Bleistift zwischen ihren Händen zwirbelte. »Was denkst du gerade?«, fragte Charlotte.
»Nichts.«
»Quatsch. Seit zwei Wochen meidest du jedes ernsthafte Gespräch mit mir. Du brauchst eine Freundin, und das bin ich. Also lass mich dir bitte helfen.«
Beth schüttelte den Kopf. »Das täte ich gerne, Charlotte, aber du würdest es nicht verstehen.«
Charlotte fragte sich, ob sie gekränkt sein sollte. »Komme ich dir so gefühllos vor?«
»Nein, nur so bestimmt in deinen Ansichten. Jede Beziehung, die der deiner Eltern ähnlich sieht, bekommt von dir sofort den Stempel der Missbilligung. Ich kann mir das jetzt einfach nicht anhören.«
Charlotte klopfte das Herz bis zum Hals, als sie auf ihre beste Freundin zuging. »Ich wollte niemals ein Urteil abgeben. Ich leide nur um deinetwillen. Wenn irgendetwas, das ich gesagt oder getan habe, dir schroff erschienen ist, so tut es mir Leid. Aber,
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