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Der letzte Liebesdienst

Der letzte Liebesdienst

Titel: Der letzte Liebesdienst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Beck
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dass ihre Kolleginnen dasselbe taten. Sie sahen nur ihren eigenen Vorteil. Was das für andere bedeutete, war ihnen egal.
    »Lara?«
    Eine Stimme riss sie aus den Gedanken, die sie im Wartezimmer überfallen hatten. Sie blickte hoch. Die Frau mit den kurzen schwarzen Haaren, den grünen Augen und dem lässigen Kleidungsstil kam ihr irgendwie bekannt vor.
    Fiona lächelte. »Du erinnerst dich nicht an mich? Die Gruppe.«
    Laras Augen verengten sich zu Schlitzen. Die Erinnerung an die Gruppe war unangenehm. Sie hatte sich vorgenommen, dort nie wieder hinzugehen. Ihre Wunden heilten auch so schon schwer genug, ohne dass sie immer wieder aufgerissen wurden.
    Fiona setzte sich neben sie. »Fiona«, sagte sie. »Ich habe dir gegenüber auf der anderen Seite gesessen.«
    »Ach ja, Fiona.« Lara hatte sich die Namen nicht gemerkt. Nur Fionas Blick war ihr am Anfang aufgefallen, hatte sie irgendwie in den Raum hineingezogen, wenn sie auch nicht wusste, warum.
    »Hat dich auch die Grippewelle erwischt?«, fragte Fiona. »Mich hat sie.« Sie zeigte auf ihre gerötete Nase. »Und wie.«
    Lara schaute sie irritiert an. Fiona brachte mit ihrer Bemerkung einen Anflug von Realität in Laras Welt, dem sie sich bisher erfolgreich verschlossen hatte. »Die Grippe? Nein.«
    Fiona schaute sie nur an und sagte nichts. Nach einer Weile drehte sie wortlos den Kopf weg.
    »Ist es schlimm?«, fragte Lara. Sie kam sich auf einmal etwas schäbig vor, dass sie Fionas freundliches Lächeln nicht erwidert hatte. »Die Grippe, meine ich.«
    Fionas Gesicht wandte sich ihr wieder zu. »Nein, die ist nicht schlimm. Nur unangenehm. Es gibt Schlimmeres.«
    Lara atmete tief durch. »Allerdings.«
    Eine Weile schwiegen sie in stummer Übereinkunft.
    »Wie –?«, setzten sie dann beide gleichzeitig an und brachen irritiert ab.
    »Du zuerst.« Wieder synchron.
    Unwillkürlich mussten sie lachen, verstummten, sahen sich verwirrt an.
    »Ich lache auch nicht mehr oft«, sagte Fiona endlich.
    »Ich weiß gar nicht mehr –« Lara beendete den Satz nicht.
    »Du weißt gar nicht mehr, wie es geht?«, tat Fiona es für sie. »Wie Lachen sich überhaupt anfühlt? Ich auch nicht, denke ich oft. Die einzige, die mich manchmal noch zum Lachen bringen kann, ist Luna. Meine Hündin«, fügte sie auf Laras fragenden Blick hinzu.
    »Bei mir ist es Amor«, nickte Lara. Und als Fiona noch überraschter schaute als sie zuvor, ergänzte sie schnell: »Unser – mein Hund. Und Cassiopeia, un- . . . die Katze.«
    »Ihr habt die Tiere zusammen angeschafft?«
    »Amor schon. Maja hat ihn –« Lara konnte nicht weitersprechen. Sie schluckte. »Maja hat ihn aus dem Tierheim mitgebracht. Cassiopeia haben uns irgendwelche Idioten einfach in einem Karton vor die Tür gelegt.«
    Fiona lächelte leicht. »Sie wussten, dass sie es bei euch gut haben würde.«
    Lara fiel es schwer, Fionas Lächeln zu erwidern. Es war so ungewohnt. »Vielleicht«, sagte sie.
    »Anke und ich hatten überlegt –« Diesmal musste Fiona schlucken. »Wir hatten überlegt, aufs Land zu ziehen. Dann wären sicher noch einige Tiere zu Luna hinzugekommen.«
    »Ja, in der Stadt geht das nicht«, sagte Lara. »Sonst hätte Maja wahrscheinlich noch viel mehr Tiere angeschleppt. Sie konnte sich da nie bremsen.«
    »Sie war ein guter Mensch«, erwiderte Fiona.
    »Sie war –« Lara spürte die Tränen kommen. Aber sie wollte nicht weinen. Nicht hier in aller Öffentlichkeit. Sie sprang auf und lief hinaus.
    »Tut mir leid.« Fiona kam ihr nach. »Ich weiß ja, wie schwer es ist. Ich kann auch nicht an Anke denken, ohne –«
    »Wir müssen darüber hinwegkommen«, schluchzte Lara. »Das sagen alle.«
    »Alle, die es nicht besser wissen.« Fiona berührte vorsichtig Laras Arm. »Sollen wir einen Kaffee trinken gehen? Das beruhigt mich immer.«
    »Ich muss –« Lara blickte unglücklich auf den Eingang zur Praxis. »Ich brauche ein Attest.«
    »Das kannst du später noch holen. Und ich meine Grippeimpfung auch.« Fiona schaute sie fragend an.
    »Ich hasse Ärzte«, stieß Lara zwischen zusammengepressten Lippen hervor. »Die Ärzte haben Maja umgebracht.«
    »Was?« Fiona schien erschrocken. »Ist sie bei einer Operation gestorben?«
    Lara schüttelte den Kopf. »Nein, für eine Operation war es zu spät. Aber sie haben den Gehirntumor diagnostiziert und nichts dagegen getan.«
    »Komm.« Fiona fasste leicht an Laras Ellbogen. »Hier ist ein Café direkt um die Ecke. Das ist ganz nett.«
    Als sie im Café

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