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Der letzte Massai

Der letzte Massai

Titel: Der letzte Massai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Coates
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vergeuden.«
    »Wenn Sie es so wünschen«, erwiderte Delamere. Er gewann zunehmend den Eindruck, dass Edouard mehr politische Schachzüge beherrschte, als er zunächst angenommen hatte. Doch Delamere erkannte sich selbst ein wenig in Edouards eiserner Entschlossenheit wieder, Dinge zu bewegen, und war bereit, in welcher auch immer gearteten Weise mit ihm zusammenzuarbeiten.
    »Es geht um das Land des Laikipia-Plateaus«, sagte Edouard.
    Delamere zog seine Augenbrauen in die Höhe. Die Kolonistenvereinigung hatte darauf hingewiesen, dass das Land der Hochebene von idealer Beschaffenheit für die Erschließung durch Siedler war, da dort ein für Weiße angenehmes Klima herrschte und das Land mit vertrauten Methoden bebaut werden konnte. Er hatte zahlreiche Beschwerden dahingehend erhalten, dass das Abkommen, das den Massai solch vorzügliches Weide- und Farmland zugestand, zu großzügig ausgefallen sei.
    »Mit Verlaub, im Vertrauen gesagt«, fügte Edouard hinzu.
    Delamere nickte. »Gewiss.«
    »Lord Delamere, ich halte es als Gouverneur für meine Pflicht, die Nutzung fruchtbaren Landes zu maximieren. Menschen wie Sie und Mr. Colchester sind musterhafte Siedler und sollten jegliche Unterstützung erhalten, das Land zu bewirtschaften, ebenso wie man Menschen wie Captain Grogan forstwirtschaftliche Genehmigungen erteilen sollte, um dem Bedarf an Bauholz nachzukommen.«
    Delamere quittierte das Kompliment mit einem Nicken.
    Edouard fuhr fort: »Ich habe erfolglos versucht, die Massai zu ermuntern, aus dem nördlichen Reservat wegzuziehen. Ich hatte geglaubt, sie mit der Aussicht auf eine erhebliche Erweiterung des südlichen Reservats von dessen Attraktivität überzeugen zu können. Doch sobald ich eine Gruppe von Anführern überzeugt habe, verliere ich eine andere. Oder die Ältesten stimmen zu, und die
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tun es nicht. Ich komme mir vor wie in einem Kampf mit einer vielköpfigen Schlange – schlägt man einen Kopf ab, wächst sofort ein neuer.«
    »Das ist unglücklicherweise so Sitte bei den Massai«, sagte Delamere. »Ich habe keine Ahnung, wie sie bei dem ganzen Palaver überhaupt jemals zu irgendeiner Entscheidung gelangen.«
    »Ganz Ihrer Meinung. Aber ich habe da eine Idee, wie man einige dieser Angelegenheiten angehen könnte.«
    »Wirklich?«, fragte Delamere und beugte sich nach vorn.
    »Alles zu seiner Zeit, Lord Delamere. Lassen Sie uns zunächst wieder zu der vorliegenden Sache zurückkehren. Wir sind uns wohl einig, dass eine Umsiedelung in den Süden nur zum Besten der Massai ist. Das Reservat im Norden ist überfüllt. In Zeiten extremer Trockenheit, wie sie jetzt herrschen, brechen sie immer wieder aus dem Reservat aus.« Edouard legte einen Finger an sein Kinn. »Ich möchte ein Treffen mit den Massai einberufen, um der Sache auf den Grund zu gehen. Könnten Sie wohl mit der Sippschaft im Norden reden, die zurzeit nach ihren eigenen Gesetzen zu leben scheint? Sie besitzen offenbar einigen Einfluss. Vielleicht gelingt es Ihnen, sie davon zu überzeugen, zu dem Treffen zu kommen. Möglicherweise hören sie auf jemanden, der in einer weniger … offiziellen Funktion auftritt als ich.«
    »Was hätte ich ihnen denn als Anreiz für ihr Kommen zu bieten?«
    »Die
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-Zeremonie. Falls Sie es noch nicht gehört haben sollten: Ich sah mich gezwungen, sie zu verbieten.« Er zögerte kurz, ehe er fortfuhr: »Bedauerlicherweise haben neueste Untersuchungen des Viehs im südlichen Massai-Reservat unsere schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Dort ist das Ostküstenfieber aufgetreten.«
    »Wie bitte?« Delamere setzte sich in seinem Sessel auf. »Sind Sie sicher?«
    »Ja. Einer meiner Männer war kürzlich dort unten. Ich habe den Korridor zwischen den Reservaten geschlossen.«
    »Wie steht es mit einer Quarantäne?«
    Edouard zögerte erneut. »Lord Delamere, wir wissen alle, dass die Massai offenbar in der Lage sind, Viehkrankheiten auf Arten zu bewältigen, die wir nicht zur Gänze verstehen. Das Ostküstenfieber ist daher eher ein Problem für uns als für sie. Folglich schließe ich den Korridor als eine Quarantäne-Maßnahme. Aber ich möchte dieses Wort im Moment nicht benutzen. Ich halte es nicht für klug, den Ausbruch der Krankheit allgemein bekanntzumachen. Ich glaube, wir stimmen darin überein, dass eine Umsiedelung der Massai an einen Ort, wo man sie besser im Auge behalten kann, auf lange Sicht für uns alle nützlicher sein wird. Nicht zuletzt für die Massai. Eine Quarantäne zu

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