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Der letzte Massai

Der letzte Massai

Titel: Der letzte Massai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Coates
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Behörde immer an der Spitze der Siedler. Ausgerechnet ihn fälschlicherweise für ein Mitglied dieser Behörde zu halten entbehrte nicht einer gewissen Ironie. Delamere hätte sich wohl darüber amüsiert, wenn sich Colchester die Mühe gemacht hätte, ihn darüber in Kenntnis zu setzen.
    Colchester war sich ziemlich sicher, dass Delamere nicht die Absicht hatte, den Massai zu helfen, Blutsbrüderschaft hin oder her – außer vielleicht in dem unwahrscheinlichen Fall, dass sich ihre Interessen mit den seinen deckten.

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Kapitel 22
    R auch schwebte über der verlöschenden Glut von Lenanas Feuer.
    Er saß im Schneidersitz allein in seiner Hütte und befingerte die heiligen Steine, die er von seinem Vater erhalten hatte. Er verbannte alle ärgerlichen Gedanken an seine zankenden Ehefrauen, die Streitigkeiten wegen eines Brautpreises und die unzähligen anderen Dinge, die ihm Verdruss bereiteten, und suchte Zuflucht in der inneren Einkehr, an einem friedlichen Ort, wo er den Stimmen seiner Ahnen lauschte und auf einen Ratschlag hoffte.
    An diesem Abend beunruhigte ihn Ole Saderas Drohung, die
Eunoto
-Zeremonie wenn nötig ohne seine Zustimmung in Entorror abzuhalten. Er summte ein altes Lied und öffnete seinen Geist den Toten.
    Undeutliche, geflüsterte Worte stiegen aus der Leere auf. Fetzen vergessener Unterhaltungen aus früheren Zeiten mit den Ahnen huschten vorüber. Eine vertraute Stimme legte sich über die anderen.
    »Lenana, mein Sohn«, sagte die Stimme.
    »Supeet?«, fragte Lenana. »Ich vermag dich zu hören.«
    Es war die Stimme seines Großvaters.
    Ein Mann, an den er sich nur noch verschwommen aus der Kindheit erinnern konnte, der ihm aber in der Vergangenheit des Öfteren erschienen war, wenn er die Geister um Rat gebeten hatte.
    »Du hast mich mit deinem Lied herbeigerufen«, sagte Supeet. »Was bekümmert dich?«
    Lenana erzählte ihm von Ole Saderas Absicht, die
Eunoto
-Zeremonie in Entorror abzuhalten.
    »Ich sehe diesen Ole Sadera, wie er die Massai gegen die Weißen führt«, sagte Supeet. »Er wird sich gegen die Feinde zur Wehr setzen, wenn alle anderen abfallen. Er besitzt eine Stärke jenseits dessen, was das Auge zu sehen vermag. Schenke dem, was er sagt, Beachtung. Beherzige seine Worte, denn die Zukunft der Massai liegt in seinen Händen.«
    »Aber ich kann doch nicht zulassen, dass Ole Sadera die
Eunoto
ohne meinen Segen in Entorror abhält!«
    »Das ist wohl wahr. Die Lösung besteht darin, die Massai abermals zu vereinen – Nord und Süd gemeinsam an einem Ort.« Die Stimme bebte. »Ole Sadera hat die Herzen der Massai im Norden gewonnen, während du denen im Süden nahe bist. Du musst die zwei vereinen, sonst wirst du beide verlieren.«
    »Aber es waren die Briten, die das Massai-Land auseinandergerissen haben.«
    »Es mag schwierig sein, aber es muss getan werden.«
    »Werden die
Moran
dann zufrieden sein? Ohne die
Eunoto
-Zeremonie?«
    »Nein, keinesfalls. Du musst die Weißen überzeugen, die Zeremonie zu erlauben. Dann werden dich Ole Sadera und seine Il Tuati respektieren. Ansonsten könnte er die
Moran
gegen dich aufstacheln.«
    Lenana schüttelte verzweifelt den Kopf. »Wieso sollte Governor Edouard meinem Wunsch folgen? Er benötigt nichts von dem, was ich als Dank für seine Großzügigkeit zu geben hätte.«
    »Zweifele nicht an deinen Fertigkeiten, Lenana«, sagte die Stimme. »Du bist der
Laibon.
Der Sohn meines Sohnes, des
Großen Laibon

    »Wirst du mir helfen? Wirst du mir den Weg weisen?«, flehte Lenana.
    »Finde einen Weg … finde einen Weg …«
    Die Stimme wurde schwächer und schwächer, bis sie mit dem
Huh
-
tuh
-Ruf einer Eule verschmolz.

Kapitel 23
    W adley führte Delamere in das Amtszimmer des Gouverneurs.
    »Ah, Lord Delamere«, sagte Edouard und trat hinter seinem Schreibtisch hervor, um ihn zu begrüßen. »Vielen Dank, dass Sie gekommen sind.«
    »Ist mir ein Vergnügen, Governor.«
    »Bitte«, sagte Edouard und zeigte auf zwei bequeme Sessel, die einander an einem niedrigen Tisch gegenüberstanden. »Setzen wir uns doch hierher. Tee?«
    »Nein, vielen Dank.«
    Der Gouverneur schickte Wadley weg.
    »Ich bin mir bewusst, dass wir unsere regelmäßigen, offiziellen Treffen haben, aber die Angelegenheit, die ich mit Ihnen besprechen möchte, sollten wir am besten unter uns bereden, anstatt die Kolonistenvereinigung mit einzubeziehen und all diese Zeit mit Versammlungen, et cetera, et cetera, zu

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