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Der letzte Massai

Der letzte Massai

Titel: Der letzte Massai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Coates
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Schwierigkeiten hatte, ihren Kopf hochzuhalten.
    Hier musste er nicht auf seine Veterinärausbildung zurückgreifen. Selbst ein bewanderter Laie vermochte die Erkrankung zu erkennen, die dazu führte, dass die oberflächlichen Lymphknoten anschwollen, die Körpertemperatur anstieg und es zu Lethargie und Atembeschwerden kam. Es handelte sich um das gefürchtete, hoch ansteckende Ostküstenfieber.
    Sein erster Gedanke war, nach Hause zurückzueilen und die Umsiedelung der Massai aufzuhalten, doch dann fiel ihm ein, dass er mit Edouard vereinbart hatte, dass der Marsch erst beginnen würde, wenn Coll seinen Bericht über Ngatet vorgelegt hatte.
    Die Zustände der Dämme erlaubten eine Umsiedelung ohnehin erst nach den Regenfällen, aber nun, da Coll wusste, dass hier im Süden das Ostküstenfieber aufgetreten war, musste er mit Ole Sadera reden, damit dieser in Erwägung zog, gerichtlich gegen die Umsiedelung vorzugehen.
     
    Coll klappte seinen Kragen hoch, um sich gegen die Windböen aus Nordosten zu schützen, die ihm wiederholt den Hut vom Kopf zu reißen drohten.
    Er ritt seit drei Tagen gegen den Wind und den gelegentlichen Regen, bestrebt, so schnell wie möglich nach Nairobi zu berichten, was er über die Situation im südlichen Reservat herausgefunden hatte. Er befand sich auf dem Weg nach Naivasha, wo er seinen Bericht an den Gouverneur telegrafieren würde. Er misstraute Edouards Versprechen, abzuwarten, bis er von seiner Begutachtung des südlichen Reservats zurückgekehrt war. Der Gouverneur wurde häufig als Mann der Tat gelobt, aber in Colls Augen handelte er öfter unüberlegt.
    Coll beabsichtigte, in Naivasha den Hauptkontrollpunkt für den Massai-Treck einzurichten und darüber die Versorgung mit Lebensmitteln abzuwickeln. Er hielt es für sinnvoll, dem Gouverneur zu zeigen, dass er in dieser Hinsicht einige Fortschritte gemacht hatte, und wollte sich bei seinem Aufenthalt dort mit dem District Commissioner treffen, um die aufwendigen Vorbereitungen für eine zuverlässige Versorgungskette des Trecks zu gewährleisten. Es war ihm daran gelegen, die Gunst des Gouverneurs zu erlangen, da seine unmittelbare Aufgabe nach seiner Rückkehr darin bestehen würde, Edouard davon zu überzeugen, den Beginn der Umsiedelung hinauszuzögern, bis die Regenfälle die Stauseen im südlichen Reservat aufgefüllt hatten. Der Gedanke daran, Edouard die Stirn zu bieten, erfüllte ihn mit Beklommenheit, aber er musste es tun, denn sonst würde sich die Umsiedelung zu einer Katastrophe entwickeln.
    Er hatte auf seinem langen Ritt ausgiebig über das ganze Unterfangen nachgedacht und beabsichtigte, vier verschiedene Routen von der Laikipia zum südlichen Reservat zu benutzen, um die Auswirkungen auf das Weideland auf eine größere Fläche zu verteilen.
    Die kurze, riskante Route über den Mau Summit wollte er nur dann einschlagen, wenn es das Wetter erlaubte. Und selbst dann eignete sich diese Strecke nur für die Jüngeren. Die anderen drei Routen führten über die weniger steilen Hänge, und in der Umgebung des Naivasha-Sees gab es genügend Wasservorräte.
    Aber auch mit der besten Planung und unter den günstigsten Bedingungen würde ein Vorhaben solcher Größenordnung eine Menge Glück erfordern, damit es nicht in einer Tragödie endete.

Kapitel 41
    D ie langen geschlängelten Linien, die sich über den Talboden zogen, erinnerten an Korn, das aus einem löcherigen Sack herausgefallen war. Eine jämmerliche kleine Karawane folgte in großen Abständen der anderen, während sich die Dörfer leerten, um der Anordnung, nach Süden zu ziehen, Folge zu leisten. Nur gelegentlich wurde Nashilo nach der Überquerung des Talbodens und dem wellenförmig verlaufenden Aufstieg zur Westseite des Steilhangs an die Existenz der anderen Massai erinnert. Wenn ihre Rumuruti-Gruppe einen Kamm erklomm, vermochten sie manchmal in der Ferne – eine, zwei oder drei Vertiefungen unter ihnen – eine weitere dunkle Linie über die grasbewachsene Ebene ziehen zu sehen, von deren müden Füßen und Hufen eine Staubsäule aufstieg.
    Vor ihnen lag der Mau-Steilhang. Manchmal ragte er am Horizont auf und ein anderes Mal gleich hinter der nächsten Anhöhe. Die jüngeren Leute der Sektionen, zu denen auch Nashilo gehörte, hatten das Mau-Gebirge noch niemals zuvor gesehen. Und sie hatten auch noch niemals solch kalten, beißenden Regen erlebt. Der kühle Wind wehte aus Osten, wo der zerklüftete, schneebedeckte Gipfel des Mount Kenya unter

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