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Der letzte Massai

Der letzte Massai

Titel: Der letzte Massai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Coates
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der große Mann war flink, bekam eine Handvoll ihres Haares zu fassen, als sie sich bückte. Sie unterdrückte einen erschrockenen Aufschrei, denn sie wollte ihm nicht die Genugtuung des Beweises ihrer Furcht vor ihm verschaffen.
    »Hat sie Sie für das Wasser bezahlt, Sergeant?«, fragte O’Rourke, der nun an Ploogs Seite war. Er packte Nashilos Arm mit einem schmerzhaften Griff und drehte ihn ihr auf den Rücken, so dass sie gezwungen war, sich aufzurichten und in Ploogs Gesicht zu blicken. Der stank nach Alkohol, und seine Augen waren gerötet.
    »Ich schwöre zu Gott, das hat sie nicht, O’Rourke. Und sehen Sie nur, wie sie unser Wasser verschwendet. Sie hat sich ganz nass gemacht.«
    Ploog ließ ihr Haar los, zückte sein Messer und durchschnitt mit einer raschen Bewegung die Schnüre, die ihr Kleid oben an der rechten Schulter zusammenhielten.
    Nashilo stieß einen Schrei aus, als Ploog den Stoff wegzerrte und sie nackt dastand. Sie ließ den Kopf sinken, um ihr Gesicht zu verbergen, aber dann lagen Ploogs rauhe Hände auf ihren Brüsten und drückten sie so fest, dass es schmerzte. Von hinten spürte sie, wie sich O’Rourkes Körper gegen sie presste und seinen heißen fauligen Atem in ihren Nacken blies.
    Sie warf den Kopf zurück, traf dabei O’Rourkes Nase und trat zur selben Zeit mit ihrem Fuß nach Ploogs Genitalien. O’Rourke gab einen erstickten Schmerzensschrei von sich, aber sie erwischte Ploog mit ihrem Tritt lediglich am Oberschenkel. »Du kleines Miststück!«, knurrte er und schlug ihr mit dem Handrücken ins Gesicht.
    Nashilo setzte sich verzweifelt zur Wehr, strampelte und wand sich und versuchte, Ploog mit einer Reihe von Tritten aufs Neue zu erwischen, doch dann traf sie ein mächtiger Schlag am Kopf, und sie verlor für einen Moment das Bewusstsein.
    Als sie ihre Augen wieder öffnete, erblickte sie Okelia, der hinter einem Zelt hervorkam und auf die Männer losging. Er stieß einen Kriegsschrei aus und schwang seinen Hirtenstock wie einen Säbel. Aus Angst um sein Leben rappelte sich Nashilo auf und unternahm einen schwachen Versuch, erneut anzugreifen, aber Ploogs Schlag ließ sie zu Boden gehen, und O’Rourke fiel mit seinem ganzen Gewicht auf sie. Ein brennender Schmerz fuhr durch ihren Unterleib, und sie stieß einen Schrei aus.
    Etwas explodierte neben ihrem Kopf. Sie sah, wie Okelias Füße den Kontakt zum Boden verloren, als wäre er ein Vogel, der nach hinten geschleudert wurde, während er voll Furcht versuchte zu fliehen.
    Sie nahm die kleinen Steine kaum wahr, die an ihrer Haut rissen, als Ploog sie zu dem Zelt schleifte. Sie streckte die Hand nach Okelia aus. Doch der lag mit starrem, leerem Blick still da.
     
    Ole Sadera näherte sich vorsichtig dem Lager. Es war ein schlechter Platz in einer flachen Bodensenke inmitten vereinzelter Zedern. Das Vieh hatte den Boden in schlammige Pfützen zertrampelt, in denen der Dung schwamm. Die Hütten stellten eine Ansammlung von Waldabfällen dar, die über Äste geworfen worden waren. Es gab keine Einzäunung zum Schutz der Kinder und der Lämmer, und es war kein Versuch unternommen worden, eine sichere
Boma
für den Schutz der Behausungen zu errichten.
    Er hatte viele solcher Lager auf seiner Suche nach Nashilo und den anderen Dorfbewohnern gesehen, und daher war er weniger erschrocken, als er es sonst wohl gewesen wäre. Aber der jammernde Trauergesang der Frauen ließ ihn erahnen, dass ihn noch etwas viel Schlimmeres erwartete.
    Angesichts dessen, was er und seine Gefährten bei ihrem Aufstieg vom Talgrund erlebt hatten, sollte es ihn nicht überraschen, dass einer der Älteren gestorben war. Viele Leichen übersäten die Hänge und viele weitere wurden in den Lagern, an denen er auf seiner Suche nach den Bewohnern Rumurutis vorbeigekommen war, vermisst.
    Die alten Frauen saßen um zwei Leichen. Eine war die eines Hirtenjungen mit jugendfrischem Gesicht, der zu schlafen schien, wäre da nicht ein unheilvolles schwarzes Loch mitten in seiner Brust gewesen.
    Die zweite Leiche lag neben dem Jungen und war mit einem weißen Kalbsfell bedeckt. Lediglich die Unterschenkel waren sichtbar, aber sie gehörten keinem alten Menschen.
    Ole Sadera starrte die Füße an. Er kannte diese kleinen, runden Zehen nur allzu gut. Sein Herz begann so heftig in seiner Brust zu pochen, dass er unwillkürlich eine Hand darauf legte.
    Die Frauen saßen schweigend da, als Ole Sadera eine Ecke des Fells anhob und es langsam von der Leiche zog.
    Nashilos

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