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Der letzte Massai

Der letzte Massai

Titel: Der letzte Massai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Coates
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Blut.
    »Swara«, sagte er und hockte sich neben ihn, »lass mich dir helfen.«
    Coll schien ihn zunächst nicht zu erkennen, doch dann verzogen sich seine Lippen zu einem matten Lächeln. »Parsaloi. Was tust du hier?« Sein Lächeln erstarb. »Deine Leute … sie haben bereits den Mau erreicht. Eine Katastrophe. Sie müssen umkehren. Ich muss … sie warnen.« Er versuchte, mühsam auf die Beine zu kommen.
    Ole Sadera half ihm auf. »Ich werde dich nach Nairobi bringen, Swara«, sagte er. »Du benötigst deine Heiler. Es geht dir nicht gut.«
    »Nein!«, stieß Coll hervor. »Lass mich gehen. Sie müssen umkehren. Parsaloi, sie sind auf dem Mau. Ohne jeden Schutz.« Er riss sich aus Parsalois Griff los und stolperte ein paar Schritte vorwärts. »Die Menschen sterben. Komm mit mir. Wir müssen uns beeilen.« Er taumelte den Hang hinauf.
    Ole Sadera blickte ins Tal hinab, sah in seiner Fantasie Ploog unbeschwert auf seinem Pferd sitzen, sein abscheuliches Verbrechen bereits vergessen. Er zermarterte sich den Kopf, was er tun sollte, verabscheute die Notwendigkeit, seinen Hass bezwingen zu müssen, während er seinem Freund half.
    Er holte Coll ein, hob dessen Arm über seine Schulter und trug ihn halb den Hang zum Gipfel hinauf.

Kapitel 44
    A ls Coll und Ole Sadera die ersten Lager auf dem Mau-Steilhang erreichten, war Coll einem völligen Zusammenbruch nahe. Er ließ sich von dem Massai zu einer großen Zeder führen, an deren Fuß er gegen den Stamm gelehnt seine Kräfte sammelte und Ole Sadera sogleich bat, so viele
Askaris
wie möglich ausfindig zu machen und zu ihm zu bringen.
    Sein Freund hockte sich mit einer Wasser-Kalebasse neben ihn. »Alles zu seiner Zeit, Swara«, sagte er. »Du musst dich erst ausruhen.«
    Coll legte seine Hand auf die des Massai. »Parsaloi«, sagte er mit einem Ausdruck in den Augen, der an Panik grenzte, »wir haben keine Zeit zu verlieren.«
    Einen Augenblick lang fragte sich Ole Sadera, ob er von den Massai sprach oder von seiner eigenen schwindenden Kraft.
    »Ich muss ihnen neue Befehle erteilen«, erklärte Coll. »Dieser Wahnsinn darf nicht so weitergehen.«
    »Also gut, Swara. Ich werde gehen.«
    »Und, Parsaloi …« Colls Hand blieb auf der seinen, und der Griff war stärker, als Sadera es für möglich gehalten hatte. »Ich möchte, dass du die Leute hier zu einer Gruppe versammelst. Ich will ihnen mitteilen, dass sie von hier weggehen müssen. Sie können nach Entorror zurückkehren, wenn sie es wünschen, oder ihre Reise fortsetzen.«
    »Ich kann meine
Moran
schicken, um es ihnen zu sagen. Du brauchst das nicht zu tun. Wir müssen dich von hier wegbringen. Du benötigst einen Doktor.«
    »Nein! Sie müssen das aus meinem Mund hören. Bitte bring sie hierher.«
    Ole Sadera nickte widerwillig. »Also gut, Swara.«
    Als sich der Massai abwandte, rief ihm Coll nach: »Und dann musst du mich zur nächsten Gruppe bringen. Und zur nächsten. Ich werde den Mau nicht verlassen, bis ich allen gesagt habe, dass wir einen schrecklichen Fehler begangen haben.«
     
    Das erschöpfte Pferd trottete mit hängendem Kopf apathisch über die Straße nach Nairobi. Es wurde von einem beinahe ebenso erschöpften Ole Sadera an den Zügeln geführt, der sich aber nicht getraute, Coll aus den Augen zu lassen, weil dieser immer wieder aus dem Sattel zu gleiten drohte. Trotz seiner schlechten körperlichen Verfassung hatte Coll es geschafft, seine Mission zu erfüllen. Doch nachdem er dieses Ziel erreicht hatte, hatte sich der eiserne Griff gelockert, mit dem sein Geist seinen Körper festhielt, und seitdem sie das Hochland verlassen hatten, hatte er kaum ein Wort gesprochen.
    Das Schild am Straßenrand erregte Ole Saderas Aufmerksamkeit, und er blieb stehen, um es zu betrachten. Er erinnerte sich an das Wort aus der Zeit, als ihm zum ersten Mal bewusst geworden war, wie ernst es um Colls Gesundheitszustand bestellt war. Es war in einer Unterhaltung mit Dr. Lewis gewesen, als dieser ihn über Coll und dessen Pflegebedürftigkeit aufklärte. Lewis hatte das Wort »Wallace« für ihn niedergeschrieben. Es besaß eine Symmetrie, die Ole Sadera gefiel, und er hatte sich darin geübt, es von Lewis’ Zettel abzuschreiben, um Coll mit seiner neuen Fertigkeit zu beeindrucken.
    Doch der war ganz und gar nicht erfreut gewesen, als er Katherine Wallace’ Namen für ihn aufschrieb, und reagierte wütend, als er ihn auf die Notwendigkeit hinwies, sich eine gute Frau zu suchen, die sich um ihn kümmerte.

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