Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Fenimore Cooper
Vom Netzwerk:
Gott weiß, was auf dem Lande werden wird, wenn die Weißen je ihre Niederlassungen weit über die zwei Flüsse ausdehnen wollten. Jagd und Krieg würden alle ihre Schönheit einbüßen.«
    »Lasst uns keinen Augenblick verlieren ohne gute und dringende Gründe.«
    »Der Rauch will mir gar nicht gefallen, den Ihr dort an dem Felsen über dem Kanu aufsteigen seht«, unterbrach ihn der zerstreute Kundschafter. »Ich wette mein Leben darum, andere Augen als die unseren sehen ihn und wissen, was er zu bedeuten hat. Nun, Worte machen nichts besser, und es ist Zeit, dass wir handeln.«
    Falkenauge stieg tief nachdenklich von seinem Späherort an das Ufer hinab. Hier teilte er den Erfolg seiner Beobachtungen seinen Gefährten in delawarischer Sprache mit, und eine kurze, ernste Beratung folgte. Als sie zu Ende war, schritten alle drei sogleich zur Ausführung ihrer Beschlüsse.
    Sie hoben das Kanu aus dem Wasser und trugen es auf den Schultern nach dem Walde, indem sie möglichst breite, in die Augen fallende Spuren hinterließen. In kurzem erreichten sie ein Gewässer, welches sie überschritten und sich bald an einem nackten Felsen von bedeutendem Umfange fanden. Von hier aus, wo ihre Fußstapfen nicht weit sichtbar sein konnten, wandten sie ihren Weg zurück nach dem Bache, indem sie mit der äußersten Vorsicht rückwärts gingen. Jetzt folgten sie dem Bett des kleinen Flusses bis nach dem See und ließen ihr Kanu alsbald wieder ins Wasser. Ein niedriger Felsenvorsprung verbarg sie hier vor der Landspitze, und der Rand des Sees war eine Strecke weit mit dichten, herabhängenden Büschen bewachsen. Unter dem Schutze dieser von der Natur gebotenen Vorteile verfolgten sie ihren Weg mit ausdauerndem Eifer, bis der Kundschafter für angemessen hielt, wieder zu landen.
    Hier blieben sie liegen, bis der Abend die Gegenstände dem Auge unkenntlich und ungewiss machte. Dann nahmen sie ihren Weg wieder auf und ruderten, von der Finsternis begünstigt, in aller Stille rüstig auf das westliche Ufer zu. Obgleich die rauen Umrisse der Berge, auf die sie lossteuerten, Duncans Auge keine unterscheidenden Merkzeichen boten, so lief der Mohikaner doch in den kleinen Hafen, den er gewählt hatte, mit der Sicherheit und Umsicht eines erfahrenen Lotsen ein.
    Das Boot wurde wieder aufgehoben und in die Wälder getragen, wo sie es sorgfältig unter einem Haufen Strauchwerk verbargen. Die Reisenden nahmen jetzt ihre Waffen und ihr Gepäck zu sich, und der Kundschafter kündigte Munro und Heyward an, dass er mit den Indianern endlich bereit sei, ihre Wanderung anzutreten.

21
Und findet ihr dort einen Mann, so stirbt
Er eines Flohes Tod.
WILLIAM SHAKESPEARE
    Die Wanderer hatten an der Grenze eines Landstrichs gelandet, der bis auf den heutigen Tag den Bewohnern der Vereinigten Staaten weniger bekannt ist als die Wüsten Arabiens oder die Steppen der Tartarei. Es war das unfruchtbare und raue Land, das die dem Champlain zufließenden Flüsse von denen des Hudson, des Mohawk und des St. Lorenz trennt. Seit der Periode unserer Erzählung hat der Unternehmungsgeist des Landes dasselbe mit einem Gürtel reicher, blühender Niederlassungen umgeben, obgleich auch bis jetzt nur der Jäger oder der Indianer in seine wilden Gebiete eingedrungen ist.
    Da jedoch Falkenauge und die Mohikaner die Berge und Täler dieser endlosen Wildnis oft durchstreift hatten, so bedachten sie sich nicht lange, in ihre Tiefen zu dringen, mit der Zuversicht von Männern, die an Entbehrungen und Anstrengungen gewöhnt sind. Mehrere Stunden lang hatten die Reisenden, von einem Sterne geleitet oder dem Lauf eines Walddaches folgend, ihren mühsamen Weg fortgesetzt, da rief der Kundschafter Halt; nach einer kurzen Beratung mit den Indianern wurde ein Feuer angezündet und die gewöhnlichen Vorkehrungen getroffen, den Rest der Nacht an diesem Orte zuzubringen.
    Dem ermunternden Beispiele ihrer erfahreneren und zuversichtlicheren Gefährten folgend, überließen sich Munro und Duncan ohne Furcht, wenn auch nicht mit Behaglichkeit, der Ruhe. Der Tau war verdunstet, die Sonne hatte die Nebel zerstreut und goss ein starkes und helles Licht in den Wald, als die Reisenden ihre Wanderung wieder begannen.
    Nachdem sie einige Meilen zurückgelegt hatten, fing Falkenauge, welcher voranging, an, bedächtiger und wachsamer vorwärts zu schreiten. Er blieb oft stehen, die Bäume zu untersuchen, und ging über keinen Bach, ohne die Tiefe, Schnelligkeit und Farbe seines Wassers zu beobachten.

Weitere Kostenlose Bücher