Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Fenimore Cooper
Vom Netzwerk:
sie sich vor einem Feinde zurückziehen, nicht gänzlich versäumt. Falsche Spuren und plötzliche Wendungen waren häufig, sooft ein Bach oder die Bildung des Bodens es tunlich machte; aber die Verfolger ließen sich nur selten täuschen, oder verfehlten wenigstens nicht, ihren Irrtum zu entdecken, ehe sie Zeit oder Richtung auf der trügerischen Spur verloren hatten.
    Gegen die Mitte des Nachmittags waren sie über den Scaroon gegangen und folgten nun der Richtung der untergehenden Sonne. Nachdem sie von einer Anhöhe herab in eine Niederung herabgestiegen waren, durch welche ein kleiner Bach dahineilte, kamen sie unerwartet an eine Stelle, wo Le Renards Zug offenbar Halt gemacht hatte. Halbverzehrte Feuerbrände lagen um eine Quelle: Überreste eines Damhirsches waren umher zerstreut, und die Bäume trugen unverkennbare Spuren einer Abweidung durch die Pferde. In einiger Entfernung entdeckte Heyward ein kleines Laubdach, das er mit zärtlicher Rührung betrachtete, mit dem Gedanken, dass Cora und Alice darunter geruht hatten. Während aber die Erde rundum zertreten war und Fußstapfen von Männern und Tieren im ganzen Umkreis des Platzes deutlich hervortraten, schien hier mit einem Male alle Spur zu verschwinden.
    Leicht konnte man die Fährte der Pferde verfolgen, sie schienen aber ohne Führer umhergelaufen und nur ihrem Futter nachgegangen zu sein. Endlich fand Uncas, der mit seinem Vater der Spur der Pferde gefolgt war, ein Zeichen, das ihre Nähe unwiderleglich verkündete. Ehe er aber den Tritten nachging, teilte er die Entdeckung seinen Begleitern mit, und während die Letzteren sich über diesen Umstand berieten, erschien der junge Indianer wieder, die beiden Pferdchen herbeiführend mit zerbrochenen Sätteln und beschmutzten Decken, als wären sie mehrere Tage sich selbst überlassen umhergelaufen.
    »Worauf deutet dies?«, fragte Duncan erbleichend, und besorgt um sich blickend, als ob die Büsche und Blätter ein entsetzliches Geheimnis entdecken könnten.
    »Dass wir mit unserer Reise zu einem schnellen Ende gekommen sind und uns in Feindesland befinden«, versetzte der Kundschafter. »Wäre der Schurke gedrängt worden und hätten die Mädchen keine Pferde gehabt, um mit den übrigen Schritt halten zu können, so hätte er ihnen vielleicht die Skalps abgezogen: Aber ohne einen Feind auf den Fersen und mit solchen Tieren hat er ihnen kein Haar auf dem Haupte gekrümmt. Ich weiß, was ihr denket; und Schande ist’s für unsere Farbe, dass Ihr Grund dazu habt; wer aber glaubt, ein Mingo misshandle eine Frau, es sei denn, um sie dann zu erschlagen, der kennt die Indianer und das Leben in den Wäldern nicht. Nein, nein, ich habe gehört, dass die französischen Indianer in diese Berge gekommen sind, um den Elch zu jagen, und wir sind in die Nähe ihres Lagers gekommen. Warum sollten sie auch nicht? Jeden Tag kann man morgens und abends die Kanonen von Ty in diesen Bergen hören, denn die Franzosen errichten eine neue Verteidigungslinie zwischen den Provinzen des Königs und Kanada. Es ist wahr, die Pferde sind hier, aber die Huronen sind fort. Wir müssen jetzt den Pfad aufspüren, auf dem sie sich davongemacht haben.«
    Falkenauge und die Mohikaner gingen alsbald ernstlich ans Werk. Ein Kreis von einigen hundert Fuß ward um den Platz gezogen, und jeder nahm sich seinen Teil davon. Die Forschung führte jedoch zu keinem Resultate. Häufige Spuren von Fußtritten waren vorhanden; allein die Leute schienen nur umhergelaufen zu sein, ohne die Absicht, den Ort zu verlassen. Der Kundschafter und seine Gefährten machten noch einmal die Runde um den Ruheplatz, indem einer dem andern langsam folgte, bis sie in der Mitte zusammentrafen, ohne inzwischen klüger geworden zu sein.
    »Solche Arglist deutet auf den Satan!«, rief Falkenauge, als er den ängstlichen Blicken seiner Gefährten begegnete. »Wir müssen wieder hinab, Sagamore, und von der Quelle an den Boden Zoll für Zoll untersuchen. Der Hurone soll sich bei seinem Stamm nicht rühmen, dass sein Fuß keine Spuren hinterlasse.«
    Mit gutem Beispiel vorangehend, begann der Kundschafter die Untersuchung mit erneutem Eifer. Jedes Laub wurde umgekehrt, jedes dürre Reis weggeräumt, jeder Stein aufgehoben – denn es war eine bekannte List der Indianer, sich solcher Mittel zu bedienen, um jeden Tritt mit der größten Geduld und Sorgfalt zu verdecken. Noch immer blieb die Untersuchung ohne Erfolg. Endlich dämmte Uncas, den eine gewohnte Lebhaftigkeit am

Weitere Kostenlose Bücher