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Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Fenimore Cooper
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Ersten zur Vollendung seiner Aufgabe geführt hatte, den kleinen Bach, der jener Quelle entsprang, mit Erde ab und lenkte so seinen Lauf in ein anderes Bett. Sobald sein schmaler Grund hinter dem Damme trocken lag, bückte er sich mit scharfem, neugierigem Blicke darüber nieder. Ein Ruf ausgelassener Freude kündigte sogleich den Erfolg des jungen Kriegers an. Alle umstanden die Stelle, wo Uncas in der feuchten Aufschwemmung auf die Spur eines Mokassins deutete.
    »Der Junge wird seinem Volke Ehre machen«, sprach Falkenauge, die Fährte mit soviel Bewunderung betrachtend, als der Naturforscher dem Hauzahn eines Mammuts oder der Rippe eines Mastoden schenken würde; »ja, und den Huronen ein Dorn im Auge sein. Das ist aber kein Fußtritt eines Indianers! Das Gewicht ruht zu sehr auf der Ferse, und die Zehen sind viereckig, als wäre einer der französischen Tänzer hier gewesen und hätte seinen Leuten Kunststücke vorgemacht! Geh’ zurück, Uncas, und bring mir das Maß von des Singmeisters Fuß. Dort dem Felsen gegenüber an dem Abhang des Hügels findest du einen herrlichen Abdruck davon.«
    Während der Jüngling mit diesem Auftrag beschäftigt war, betrachteten der Kundschafter und Chingachgook die Spuren mit großer Aufmerksamkeit. Das Maß traf zu, und der Erstere tat unbedenklich den Ausspruch, dass es Davids Fußtritt sei, der seine Schuhe wieder mit Mokassins hatte vertauschen müssen.
    »Jetzt ist mir alles so klar und deutlich, als ob ich Le Subtils Künsten zugesehen hätte«, fuhr er fort; »da der Singmeister ein Mensch ist, dessen Hauptkraft in seiner Kehle und in seinen Füßen liegt, so musste er vorausgehen, und die anderen sind in seine Fußstapfen getreten.«
    »Aber«, rief Duncan, »ich sehe keine Spuren von –«
    »Den Mädchen!«, unterbrach der Kundschafter; »der Schelm muss ein Mittel gefunden haben, sie so weit zu tragen, bis er glaubte, er habe allen Verfolgungen die Spur entzogen. Mein Leben darauf – ehe wir eine große Strecke hinter uns haben, treffen wir wieder die Spur ihrer niedlichen Füßchen!«
    Der ganze Zug brach jetzt auf und verfolgte den Lauf des Bachs, mit aufmerksamen Augen die regelmäßigen Spuren verfolgend. Das Wasser floss bald wieder in sein altes Bett, aber sie behielten den Boden auf beiden Seiten stets im Auge, überzeugt, dass unten im Wasser die Fährte fortgehe. Mehr als eine halbe Meile waren sie gegangen, bis der Bach um den Fuß eines großen und kahlen Felsen rieselte. Hier hielten sie, um sich zu vergewissern, dass die Huronen an dieser Stelle das Wasser nicht verlassen hätten.
    Und wohl ihnen, dass sie dies nicht unterließen. Das lebhafte, scharfe Auge des jungen Kriegers fand bald die Spur eines Indianerfußes auf einem Büschel Moos, auf den jener aus Unachtsamkeit getreten war. Diese Entdeckung verfolgend, trat er in das nahe Dickicht und fand eine Spur, so frisch und deutlich als jene, die sie vor der Quelle gefunden hatten. Ein zweiter Ruf verkündete das gute Glück des Jünglings seinen Begleitern, und alles Suchen hatte nun ein Ende.
    »Ja, ja, indianische Schlauheit war es«, sagte der Kundschafter, als sich alle um die Stelle versammelt hatten; »und sie hätte weiße Augen sicherlich irregeführt.«
    »Gehen wir weiter?«, fragte Heyward.
    »Gemach! Gemach! Wir kennen jetzt unseren Weg, es wird aber gut sein, wenn wir alles genau untersuchen. Das ist mein Grundsatz, Major; und wenn einer in dem Buche der Natur zu lesen versäumt, so erfährt er nicht, was ihm offen vor Augen liegt. Alles ist jetzt klar am Tage, nur nicht, wie er die Mädchen über die nasse Fährte gebracht hat. Selbst ein Hurone wäre zu stolz, die zarten Füße das Wasser berühren zu lassen.«
    »Erklärt uns dies vielleicht das schwere Rätsel?«, fragte Heyward, auf die Bruchstücke einer Art von Tragbahre deutend, die, aus rohen Ästen verfestigt und mit Weiden zusammengebunden, als unnütz jetzt nachlässig beiseite geworfen schien.
    »Jetzt haben wir’s!« rief der entzückte Falkenauge. »Wenn die Schelme den Weg in einer Minute zurückgelegt haben, so waren Stunden nötig, ihrer Fährte ein Lügen-Ende zu zimmern. Nun, ich weiß, dass sie mit so geringfügiger Arbeit schon Tage zugebracht haben. Hier haben wir drei Paar Mokassins und zwei von kleinen Füßen. Es ist erstaunlich, dass menschliche Wesen auf so kleinen Gliedern gehen können! Uncas, gib mir den bockledernen Riemen, dass ich die Länge dieses Fußes messe. Bei Gott, es ist der eines Kindes, und

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