Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Fenimore Cooper
Vom Netzwerk:
hervorbringen kann. Es folgten unaufhörlich Blitze aus den Büchsen, die ihre bleiernen Todesboten in vollen Ladungen über die Felsen entsandten, als ob die Angreifenden an der leblosen Szene des verderblichen Kampfes ihre unmächtige Wut auslassen wollten.
    Stete, besonnene Erwiderung gab die Büchse Chingachgooks, der während des ganzen Kampfes seinen Posten mit unerschütterlicher Entschlossenheit behauptete. Als Uncas’ Siegesgeschrei in seine Ohren drang, antwortete der erfreute Vater mit einem einzigen Ruf, worauf seine geschäftige Büchse allein bewies, dass er seinen Posten noch mit unermüdetem Eifer verteidigte. Auf diese Weise flogen viele Minuten mit der Schnelligkeit eines Gedankens vorüber, während die Büchsen der Angreifenden bald in ganzen Salven, bald in vereinzelten Schüssen sich hören ließen. Obgleich der Fels, die Bäume und die Gesträuche rings um die Belagerten an hundert Stellen zerschossen und zerrissen wurden, so war doch ihr Versteck so fest und die Verteidiger gebrauchten so große Vorsicht, dass David bis jetzt in der kleinen Truppe der einzige Verwundete war.
    »Lasst sie ihr Pulver verschießen«, sprach der besonnene Kundschafter, während Kugel an Kugel an der Stelle, wo er in Sicherheit lag, vorbeipfiff; »da wird’s viel Blei aufzulesen geben, wenn’s vorüber ist, und ich denke, die Kobolde kriegen das Spiel noch eher satt, als die alten Steine da um Pardon bitten werden! Aber Uncas, Junge, du verschwendest ja nur Pulver, wenn du so stark lädst: Eine Büchse, die stößt, schießt nie eine sichere Kugel. Ich sagte dir, du solltest den vertrackten Springer unter dem weißen Strich an seinem Schlachtschmucke nehmen; wenn deine Kugel nur um eine Haaresbreite höher gegangen wäre, aber so ging sie ja zwei Zoll weiter hinauf. Der Sitz des Lebens liegt tief in einem Mingo, und Menschlichkeit gebeut, der Schlangenbrut ein baldiges Ende zu machen.«
    Ein ruhiges Lächeln erheiterte die stolzen Züge des jungen Mohikaners und verriet, dass er sowohl die englische Sprache als auch die Meinung des anderen wohl verstehe, aber er ertrug die Zurechtweisung, ohne darauf zu erwidern oder sich zu verteidigen.
    »Ich kann nicht zugeben, dass Ihr Uncas Mangel an Scharfblick und Geschick Schuld geben wollt«, sprach Duncan; »er hat mir auf die kaltblütigste und bereitwilligste Weise von der Welt das Leben gerettet und sich einen zum Freund gemacht, den man nie daran zu erinnern haben wird, was er ihm schuldig ist!«
    Uncas erhob sich etwas, um Heywards dargebotene Hand zu drücken. Während diesen Freundschaftsbeweisen wechselten die beiden jungen Männer Blicke der Verständigung, welche Duncan die Stellung und die Verhältnisse seines wilden Genossen vergessen ließen. Falkenauge, welcher diesen Ausbruch jugendlicher Gefühle kalt, aber nicht unfreundlich mit angesehen hatte, erwiderte unterdessen:
    »Das Leben ist ein Ding, für das sich Freunde in der Wildnis oft verpflichtet sind. Ich darf wohl sagen, dass ich Uncas schon mehrere Male diesen Dienst geleistet habe, und erinnere mich recht wohl, dass auch er zu fünf verschiedenen Malen zwischen mir und dem Tod gestanden hat. Dreimal im Kampfe mit den Mingos, einmal, da wir über den Horican gingen und –«
    » Diese Kugel war besser gezielt als gewöhnlich!«, rief Duncan, indem er unwillkürlich vor einem Schusse zurückfuhr, der an dem Felsen neben ihm mit Heftigkeit abgeprallt war.
    Falkenauge griff nach dem formlosen Metall und schüttelte bei der Untersuchung den Kopf. »Fallendes Blei«, sprach er, »drückt sich nie platt. Wenn’s aus den Wolken käme, ließ’ ich’s mir gefallen!«
    Aber Uncas’ Büchse richtete sich bedächtig gen Himmel und wies den Augen seiner Nachbarn einen Punkt, der das Geheimnis sogleich enthüllte. Eine mächtige Eiche stand auf dem rechten Ufer des Flusses, ihnen beinahe gegenüber, und neigte sich, den freien Luftraum suchend, so weit herüber, dass ihre oberen Äste jenen Arm des Stromes überhingen, der an ihrem eigenen Ufer floss. Unter dem obersten Laubwerk, das die knorrigen, verwitterten Äste nur spärlich bedeckte, hatte sich ein Wilder eingenistet, den der Stamm des Baumes teilweise verbarg, teilweise aber sichtbar machte, als er auf sie herabblickte, um zu sehen, welche Wirkung sein verräterischer Schuss hervorgebracht habe.
    »Diese Satane werden am Ende noch den Himmel ersteigen, um uns zugrunde zu richten«, sprach Falkenauge; »halt’ ihn in Schach, Junge, bis ich Killdeer

Weitere Kostenlose Bücher