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Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Fenimore Cooper
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fließen kann, wenn die bestimmte Stunde gekommen ist.«
    Duncan wandte sich schnell nach der Richtung, die ihm des anderen Augen gaben, und las eine Bestätigung seiner schlimmsten Besorgnisse in dem Benehmen der Indianer.
    Chingachgook setzte sich mit würdevoller Haltung auf ein anderes Felsstück, hatte bereits sein Messer und seinen Tomahawk beiseite gelegt und war im Begriff, die Adlerfeder vom Haupte zu nehmen und seinen Haarschopf für den letzten empörenden Dienst in Ordnung zu bringen. Seine Miene war ruhig, obgleich nachdenklich, während das Feuer seiner dunklen, glühenden Augen allmählich in einen Ausdruck überging, der für das Schicksal, das er im nächsten Augenblick erwartete, mehr geeignet war.
    »Unsere Lage kann noch nicht so hoffnungslos sein!«, sprach Duncan: »selbst in diesem Augenblick ist uns vielleicht Hilfe nah. Ich sehe keine Feinde; sie sind offenbar des Kampfes müde, in dem sie so viel wagen und so wenig Aussicht zum Gewinne haben.«
    »Es steht eine Minute, vielleicht eine Stunde an, so stehlen sich die listigen Schlangen heran, und es ist ganz in ihrer Art, dass sie in diesem Augenblicke schon innerhalb Hörweite sind«, sprach Falkenauge, »aber kommen werden sie und in einer Weise, die uns nichts mehr hoffen lässt! – Chingachgook«, – hier sprach er delawarisch – »mein Bruder, wir haben unseren letzten Kampf zusammen gekämpft, und die Maquas werden triumphieren über den Tod des weisen Mannes von den Mohikanern und des Blassgesichtes, dessen Auge Nacht zu Tag und Wolken zu Frühlingsnebeln machen kann!«
    »Lass die Mingoweiber über ihre Erschlagenen weinen!«, entgegnete der Indianer mit charakteristischem Stolz und unerschütterlicher Festigkeit; »die große Schlange der Mohikaner hat sich in ihre Wigwams aufgerollt und ihren Triumph mit den Wehklagen der Kinder vergiftet, deren Väter nicht mehr zurückgekehrt sind! Elf Krieger liegen von den Gräbern ihres Stammes entfernt, seit der Schnee geschmolzen ist, und niemand kann sagen, wo sie zu finden sind, wenn Chingachgooks Zunge verstummt! Lass sie ihr schärfstes Messer ziehen, und ihren flinksten Tomahawk schwingen: Denn ihr bitterster Feind ist unter ihren Händen. Uncas, letzter Zweig eines edlen Stammes, rufe den Memmen, dass sie sich beeilen, sonst erweichen ihre Herzen und sie werden zu Weibern!«
    »Sie suchen unter den Fischen nach ihren Toten!«, antwortete die leise, sanfte Stimme des jugendlichen Häuptlings; »die Huronen schwimmen mit den schleimigen Aalen. Sie fallen von den Eichen, wie die Frucht, reif zum Essen! Und die Delawaren lachen!«
    »Ja, ja«, murmelte der Kundschafter, welcher diesen eigentümlichen Herzensergießungen mit größter Aufmerksamkeit zugehört hatte; »sie haben ihr indianisches Herz erwärmt und werden bald die Maquas auffordern, ein baldiges Ende mit ihnen zu machen. Was mich betrifft, der ich das reine Blut der Weißen in mir trage, ich muss sterben, wie es meiner Farbe ziemt, mit keinem Scheltwort im Munde und keiner Bitterkeit im Herzen!«
    »Warum aber sterben?«, fragte Cora, von der Stelle vortretend, wo sie bis auf diesen Augenblick natürlicher Schreck unter dem Schutze des Felsen gehalten hatte. »Flieht in die Wälder und ruft Gott um Beistand an! Geht, wackere Männer, wir verdanken euch bereits zu viel und wollen euch nicht länger an unser unglückliches Schicksal fesseln.«
    »Da kennt Ihr die List der Irokesen wenig, Lady! Wenn Ihr glaubt, dass sie uns den Weg in die Wälder offengelassen haben«, versetzte Falkenauge, fügte jedoch gleich darauf in seiner schlichten Weise hinzu: »Die Strömung würd’ uns freilich bald aus dem Bereiche ihrer Büchsen oder Stimmen bringen.«
    »So versucht es mit dem Fluss! Warum noch säumen und die Zahl der Opfer unserer erbarmungslosen Feinde vermehren?«
    »Warum?«, wiederholte der Kundschafter, stolz um sich blickend, »weil es einem Manne besser ziemt, im Frieden mit sich selbst zu sterben, als von bösem Gewissen gepeinigt zu leben! Welche Antwort wollten wir Munro geben, wenn er uns fragte, wo und wie wir seine Kinder verlassen hätten?«
    »Geht und saget ihm, dass Ihr sie mit dem Auftrage verlassen hättet, ihnen eilig zu Hilfe zu kommen«, versetzte Cora mit edlem Eifer, dem Kundschafter nähertretend; »dass die Huronen sie in die nördlichen Wildnisse schleppten und sie durch Wachsamkeit und Eile noch gerettet werden könnten; und wenn nach alledem es dem Himmel gefallen sollte, dass sein Beistand zu

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